Obwohl Daimler im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn verbucht hat, erhalten die Vorstände keinen Gehaltszuschlag.

Stuttgart - Der Rekordgewinn von Daimler hat sich bei Vorstandschef Dieter Zetsche nicht in einem Rekordgehalt niedergeschlagen. Obwohl das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2011 um 24 Prozent auf neun Milliarden Euro kletterte, ist Zetsches Vergütung mit insgesamt 8,81 Millionen Euro sogar leicht zurückgegangen, wie aus dem im Internet veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Im Jahr zuvor, als der Autokonzern aus der Krise kam, hatte die deutliche Verbesserung der Ertragslage beim Vorstandsvorsitzenden noch zu einer Verdoppelung der Vergütung geführt.

 

Auch bei Zetsches Vorstandskollegen hat es 2011 keine große Veränderung bei der Vergütung gegeben (siehe Grafik), mit Ausnahme von Wolfgang Bernhard. Bei Bernhard ist das deutliche Plus von 13 Prozent auf 3,26 Millionen Euro jedoch darauf zurückzuführen, dass er 2010 seinen Vorstandsposten als Produktions- und Einkaufschef der Pkw- und Transportersparte erst Mitte Februar angetreten hat, während er 2011 für das volle Jahr als Vorstand bezahlt wurde.

Dass die Vergütung des Daimler-Vorstands im vergangenen Jahr um gut zwölf Prozent auf rund 29 Millionen Euro gestiegen ist, liegt vor allem daran, dass das oberste Führungsgremium um Christine Hohmann-Dennhardt erweitert wurde. Die erste Frau im Vorstand des Autokonzerns ist seit Mitte Februar des vergangenen Jahres für das Ressort Integrität und Recht, also vor allem für die Bekämpfung von Korruption zuständig.

Dass die Bezahlung der Vorstände dem starken Anstieg des Gewinns nicht gefolgt ist, beruht auf einer Reform des recht komplexen Vergütungssystems, mit der das Gehalt des Spitzenpersonals noch stärker an die langfristige Entwicklung des Unternehmens gekoppelt werden soll und zugleich das Gewicht ein Stück weit vom erfolgsabhängigen Bonus zur Grundvergütung verschoben wurde. Aktionärsschützer hatten zuvor die enormen Spielräume beim Bonus kritisiert und im vergangenen Jahr vorgerechnet, dass Zetsche nach dem alten System eine potenzielle Maximalvergütung von mehr als zwölf Millionen Euro erreichen konnte und die variable Vergütung mehr als 700 Prozent des Grundgehalts ausmachen konnte.

Die erfolgsunabhängige Vergütung macht allerdings auch nach der Reform nur etwa ein Viertel des Gesamtbetrags aus. Neben dem Grundgehalt zählen dazu geldwerte Vorteile wie Dienstwagen und Sicherheitsleistungen, wozu etwa der Schutz von Immobilien zählt. Die variable Vergütung besteht aus dem Jahresbonus sowie einer erfolgsabhängigen langfristig orientierten Vergütung.

Der Jahresbonus, der sich in erster Linie am operativen Ergebnis (Ebit) des Daimler-Konzerns orientiert, aber auch die individuelle Leistung der Vorstände bewerten soll, ist stärker als früher gedeckelt und wird in diesem Jahr erstmals nicht auf einmal, sondern in zwei Raten ausgezahlt. Bei Vorstandschef Zetsche etwa stehen zweimal 2,04 Millionen Euro im Vergütungsbericht, also insgesamt 4,08 Millionen Euro. Ob er diesen Betrag auch kassieren kann, steht heute allerdings noch nicht fest. Denn nur die erste Hälfte gibt es sofort, die zweite Rate fließt erst im nächsten Jahr, wobei die genaue Höhe dann davon abhängen wird, wie sich die Daimler-Aktie im Verhältnis zu einem Index der Automobilaktien und damit zu den Papieren der Wettbewerber entwickeln wird.

Zum Vergleich: für das Jahr 2010 erhielt Zetsche noch einen Jahresbonus von 4,82 Millionen Euro. Dagegen ist das Grundgehalt von rund 1,5 auf zwei Millionen angehoben worden.

Noch ungewisser ist, in welcher Höhe die langfristig orientierte Vergütung tatsächlich ausbezahlt wird. Bei Vorstandschef Zetsche stehen bei dieser Position 2,57 Millionen Euro im Vergütungsbericht, etwas mehr als im Jahr zuvor. Geld fließt allerdings erst nach vier Jahren. Die genaue Höhe hängt dann unter anderem von der Umsatzrendite und vom Kurs der Daimler-Aktie zu diesem Zeitpunkt ab. Wie viel Geld in den vergangenen Jahren bei dieser Vergütungskomponente geflossen ist, verrät der Autokonzern nicht. Im Durchschnitt soll es allerdings weniger gewesen sein, als ursprünglich veranschlagt worden war.