Für Daimler lohnen sich der Ausbau des Vertriebs und neue Modelle. Nummer eins unter den deutschen Premiumherstellern ist in China dennoch eine andere Marke.

Stuttgart - Mercedes-Benz gibt in China weiter Vollgas, während die Wettbewerber Audi und BMW schwächeln. Von Januar bis November haben die Stuttgarter fast 336 000 Autos auf dem größten Markt der Welt abgesetzt. Dies ist ein Zuwachs von einem Drittel. China ist damit vor den USA weltweit der größte Markt von Mercedes-Benz. Mit dem kräftigen Wachstum verringert sich der Rückstand zu den beiden Erzrivalen. Audi und BMW haben ihre Absatzzahlen für November noch nicht vorgelegt. Bis Oktober hat Audi in China einen leichten Rückgang auf rund 461 200 Autos verbucht und ist damit in China immer noch klar die Nummer eins unter den deutschen Premiumherstellern, BMW hat einschließlich Mini bis Oktober nur um rund zwei Prozent auf rund 384 200 Wagen zugelegt.

 

„Wir kommen Stück für Stück voran und ernten die Früchte der Neuausrichtung unseres China-Geschäfts“, kommentiert Daimler-Vorstand Hubertus Troska den Fortschritt bei der Aufholjagd. Eingeleitet wurde diese Kurskorrektur vor drei Jahren, als die Stuttgarter den Schwung im roten Riesenreich verloren hatten. Daimler schuf damals einen eigenen Vorstandsposten für China, den Troska übernahm. Damals steckte sich das Unternehmen bereits das Ziel, 2015 deutlich mehr als 300 000 Autos zu verkaufen, was nun bereits erreicht ist.

Ein Meilenstein: die Zusammenlegung des Vertriebs

Ein wichtiger Meilenstein bei der Neuausrichtung war die Zusammenlegung von zwei rivalisierenden Vertriebsorganisationen für importierte und in China produzierte Fahrzeuge. Heute laufe der Vertrieb hervorragend, sagt Troska. Zum Absatzerfolg beigetragen habe ein deutlicher Ausbau des Vertriebsnetzes in den vergangenen Jahren. Rund 200 Autohäuser sind hinzugekommen. Heute habe man mit rund 500 Händlerstützpunkten eine sehr gute Abdeckung des Marktes und kaum noch Lücken gegenüber Audi und BMW. Deshalb sollen nun nur noch hier und da neue Betriebe aufgemacht werden. Das Tempo des Ausbaus wird nach Angaben des China-Vorstands nun gedrosselt.

Mercedes-Benz profitiert laut Troska derzeit deutlich davon, dass die Modellpalette erneuert und die Produktion in China deutlich ausgeweitet wurde. Rund 60 Prozent der in China verkauften Autos rollen heute im Werk in Peking vom Band. Der Anteil der lokal gefertigten Wagen soll auf zwei Drittel steigen und dann auf diesem Niveau gehalten werden.

500 Maybach im Monat

In diesem Frühjahr startete in Peking in einem neuen Werksteil die Produktion des kompakten Mercedes-Benz GLA, im Oktober lief die Fertigung des Geländewagens GLC an. Er ist der Nachfolger des GLK, der bereits seit 2011 in dem Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Partner BAIC produziert wurde. Darüber hinaus werden dort auch verlängerte Varianten der C- und der E-Klasse hergestellt.

Stark gefragt sind in China nach Angaben des Daimler-Vorstands auch die S-Klasse sowie der neue Maybach als Top-Variante dieser Luxuslimousine. Seit der Markteinführung im Februar seien Monat für Monat etwa 500 Maybach-Exemplare verkauft worden.

Troska zeigt sich zuversichtlich, dass der chinesische Automarkt auch im nächsten Jahr weiter auf Wachstumskurs bleiben wird. Zur Jahresmitte zeigten sich hier deutliche Bremsspuren, worauf die chinesische Regierung eine Verkaufssteuer für Wagen halbiert hat, deren Motoren höchstens 1,6 Liter Hubraum haben. Dies hat nach Angaben des Beratungsunternehmens LMC Automotive dazu geführt, dass der Absatz im Oktober deutlich angezogen hat. Besonders stark seien Geländewagen gefragt. Nach einer Studie des Duisburger Forschungsinstituts CAR soll der chinesische Automarkt 2016 um 4,5 Prozent auf 20,3 Millionen Wagen zulegen. Dazu sollen auch die Steuererleichterungen beitragen, die bis Ende nächsten Jahres gelten. Der Daimler-Vorstand indes will noch keine Prognose wagen, mit welchem Tempo Mercedes-Benz im nächsten Jahr in China unterwegs sein wird.

Mercedes-Benz erreicht einen Absatzrekord

Bestwert
Die Marke Mercedes-Benz hat bis November bereits mehr Autos verkauft als im gesamten vorigen Jahr und damit einen neuen Absatzrekord eingefahren. Der Absatz nahm nach Angaben des Autobauers bis November um rund 14 Prozent auf gut 1,69 Millionen Fahrzeuge zu.

November
Der vergangene Monat war nach Angaben von Vertriebsvorstand Ola Källenius mit fast 162 000 Fahrzeugen der bisher absatzstärkste November von Mercedes-Benz. Vor allem die Geländewagen und die Kompaktwagen kommen laut Källenius hervorragend an.

Geländewagen
Die Verkäufe von Geländewagen nahmen im November weltweit um 26 Prozent auf mehr als 52 000 Autos zu. Bestseller waren den Angaben zufolge der kompakte GLA und der GLK-Nachfolger GLC. Ähnlich stark war auch der Zuwachs im bisherigen Jahr.