Der Verkauf der Beteiligung an dem Elektroauto-Pionier Tesla ist für den Stuttgarter Autobauer Daimler ein gutes Geschäft. Die Zusammenarbeit soll fortgesetzt werden.

Stuttgart - Als Daimler vor fünf Jahren bei dem jungen kalifornischen Unternehmen Tesla einstieg, schienen der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt. „Das Zusammenbringen unserer großen Erfahrung im Automobilbereich mit einem Unternehmen, das ganz anders an dieses Thema herangeht, wird uns beflügeln“, schwärmte damals Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Mercedes-Benz sei dabei, das Auto neu zu erfinden. „Und Tesla wird uns dabei helfen, neue Ideen zu finden“, so der Daimler-Vorstand. Auch Tesla versprach sich viel von dem neuen Anteilseigner. „Es ist gut, einen großen Bruder zu haben, den man fragen kann, der einem Ratschläge gibt“, meinte Tesla-Chef Elon Musk.

 

Daimler hatte sich im Mai 2009 zunächst mit 9,1 Prozent an Tesla beteiligt. Doch zugleich sicherte sich die Stuttgarter ein Vorkaufsrecht für weitere Anteile an dem Elektroauto-Pionier. Seit Dienstag indes sind die verwandschaftlichen Bande durchschnitten. Daimler gab am späten Abend bekannt, dass der Autokonzern seine Beteiligung an Tesla verkauft hat, wie wir in einem Teil unserer Ausgabe bereits berichtet haben.

An der Partnerschaft mit Tesla soll dieser Ausstieg jedoch nichts ändern, versichern die Vorstände unisono. „Die Partnerschaft mit Tesla ist sehr erfolgreich und wird auch künftig fortgesetzt“, versichert Daimler-Chef Dieter Zetsche. Der Daimler-Chef hatte dies auch im Februar bei der Vorlage der Bilanz herausgestrichen. Tesla sei ein „erstklassiger Entwicklungspartner“ für die neue B-Klasse mit Elektroantrieb, die im Sommer auf den US-Markt gekommen ist und im November auch in Europa eingeführt wird. Der Elektroantrieb dieses Wagens kommt von Tesla. Auch die Batterien der ersten Generation des Elektro-Smart stammten von dem kalifornischen Unternehmen.

Der Ausbau der Zusammenarbeit ging in den vergangenen Jahren allerdings keineswegs einher mit einer Aufstockung der Beteiligung – im Gegenteil. Bereits wenige Monate nach dem Einstieg reichten die Stuttgarter 40 Prozent der Beteiligung an den damaligen Daimler-Großaktionär Abu Dhabi weiter. Weil Daimler sich an Kapitalerhöhungen nicht beteiligte, schrumpfte die Beteiligung schließlich auf rund vier Prozent zusammen.

Daimler macht durch Kursanstieg der Tesla-Aktie gut Kasse

Nach Einschätzung von Frank Biller, der Aktienanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg ist, hat Daimler nun nach dem starken Kursanstieg der Tesla-Aktie in den vergangenen Jahren die Gunst der Stunde genutzt und Kasse gemacht. „Daimler hat einen sehr guten Preis erzielt, die Zusammenarbeit kann ohne Beteiligung genauso gut laufen,“ urteilt Biller. Beim Einstieg zahlte der Autokonzern rund 50 Millionen Dollar für die Tesla-Anteile. Nun erhält er rund 780 Millionen Dollar (rund 610 Millionen Euro). Zudem weist Biller darauf hin, dass in der Tesla-Aktie viel Fantasie stecke und den Chancen eines weiteren Kursanstiegs auch hohe Risiken gegenüberstünden.

Jürgen Pieper, Aktienanalyst beim Bankhaus Metzler, kann diese kaufmännischen Argumente gut nachvollziehen, zeigt sich jedoch skeptisch, ob der Ausstieg in strategischer Hinsicht zum jetzigen Zeitpunkt richtig war. Tesla sei im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr erfolgreich und habe etwa die Probleme Reichweite und Ladezeiten von Elektroautos besser gelöst als andere Autohersteller, meint Pieper und gibt zu bedenken, dass die Zusammenarbeit mit einer Beteiligung deutlich enger sein und Daimler davon profitieren könnte.

Kultmarke aus Kalifornien

Roadster
Der als Internetunternehmer reich gewordene Elon Musk brachte 2008 den Tesla-Roadster als reinrassigen Elektrosportwagen auf den Markt, der bald zum Liebling vieler Bosse aus dem Silicon Valley und Stars aus Hollywood wurde. Damit wurde die nach dem Erfinder Nicola Tesla benannte Marke Kult. Wegen enorm hohen Investitionen macht Tesla bisher allerdings keinen Gewinn.

Absatz
Vor zwei Jahren stellte Tesla die Elektrolimousine Model S vor, die viel Lob von Automanagern erhielt und in Vergleichstests Bestwerte erreichte. In diesem Jahr will Tesla mehr als 35 000 dieser Wagen verkaufen. Im nächsten Jahr soll der Geländewagen Model X hinzukommen und der Absatz insgesamt auf mehr als 100 000 Wagen klettern. Zudem will Tesla eine riesige Batteriefabrik bauen.