Für Daimler ist es der logische nächste Schritt hin zur digital vernetzten Produktion. Im brandenburgischen Werk Ludwigsfelde soll die Sprinter-Produktion intelligenter werden. Das erhöht die Flexibilität und entlastet die Mitarbeiter, heißt es bei dem Autokonzern.

Stuttgart - Daimler führt in der Produktion der Transporter ganz neue Technologien ein. Der Stuttgarter Konzern investiert dafür zwischen 2017 und 2025 mehr als 200 Millionen Euro in die intelligente Produktion, kündigte Frank Klein, Leiter Operations Mercedes-Benz Vans, in Ludwigsfelde/Brandenburg an. Vernetzte Fertigungstechnologien sollen dabei erstmals beim neuen Modell des Sprinter, dessen Produktionsstart ansteht, eingesetzt werden. Die Variantenvielfalt werde nicht zuletzt durch elektrifizierte Transporter weiter steigen, begründet Daimler die Entscheidung. Damit einher gingen neue Anforderungen, um weiter flexibel und effizient fertigen zu können. „Mit der papierlosen Fabrik, fahrerlosen Transportsystemen sowie zahlreichen weiteren Projekten haben wir in den vergangenen Jahren schon sehr viel erreicht und die Weichen für die Zukunft gestellt“, so Klein. Jetzt gehe Mercedes-Benz Vans den nächsten Schritt hin zur vollständig vernetzten Fabrik der Zukunft, sagte der Manager: „Bis zum Jahr 2025 soll unsere Produktion weltweit voll digitalisiert sein“.

 

Die elektronische Etikette kommt

Im Mittelpunkt stehen dabei Technologien wie RFID, eine briefmarkengroße elektronische Etikette. Diese Computerchips, die bereits der Zulieferer an Bauteile anbringt, können Informationen speichern und senden. Für die Ortung der Bauteile gibt es spezielle Lesegeräte, die an zentralen Punkten von Logistik und Produktion stationiert werden und die drahtlos kommunizieren. Der Vorteil: Jeder Mitarbeiter weiß jederzeit genau, wo sich ein Bauteil befindet, erläutert Klein. Aufgrund dieser Informationen könnten Mitarbeiter flexibel auf Veränderungen im Ablauf – wie bei Verzögerungen in bestimmten Bereichen – reagieren und kurzfristig umdisponieren. Zudem könne der aktuelle Lagerbestand stets abgefragt werden. Nicht zuletzt seien die Beschäftigten in der Qualitätssicherung jederzeit darüber im Bilde, ob das passende Bauteil tatsächlich am richtigen Fahrzeug montiert sei.

Im Sprinterwerk in Ludwigsfelde werde diese neue Fertigungsmethode verwirklicht – so würden in einer Pilotphase Seitenspiegel und Sitze automatisch und kontaktlos per Funk lokalisiert und identifiziert. Ab dem Moment der Anlieferung bis zum Bandablauf des Sprinter würden die Teile überwacht. In den nächsten Jahren sollen in Ludwigsfelde bis zu 40 Teile per RFID mit dem Produktionssystem digital vernetzt werden. Auch andere Standorte von Mercedes-Benz Vans sollen mit der Technologie ausgerüstet werden, heißt es bei Daimler.

Sieben Arbeitsschritte weniger

Von den neuen Möglichkeiten sollen auch die Mitarbeiter profitieren. „Digitale Technologien wie RFID bringen den großen Vorteil mit sich, dass sie unsere hochqualifizierten Produktionsmitarbeiter von Routineaufgaben wie der Dokumentation von Arbeitsschritten entlasten“, erläutert Klein. Als Beispiel nennt er, dass bislang Beschäftigte in Ludwigsfelde an verschiedenen Stationen Strichcodes auf den Spiegeln und Sitzen mehrfach händisch abscannen – zusätzlich zu ihrer eigentlichen Aufgabe in der Fertigung. Allein bei diesen beiden Bauteilen würden durch RFID in Summe sieben Arbeitsschritte bei der Dokumentation entfallen. Voraussetzung, damit diese Technologien auch funktionieren, ist eine besonders leistungsfähige IT-Infrastruktur. Viele Daten müssen gesammelt, verarbeitet und in Echtzeit wieder zur Verfügung gestellt werden. Zentrales Element sei zudem eine Datenautobahn, auf die alle Systeme gleichzeitig zugreifen können. IT-Experten von Mercedes-Benz Vans haben deswegen gemeinsam mit Partnern die eigene IT-Architektur komplett überarbeitet. Die Plattformen der weltweiten Werke wurden harmonisiert, so dass ein globaler Austausch stattfinden kann. Diese neue IT-Architektur soll vom kommenden Jahr an sukzessive weltweit ausgerollt werden.

Mercedes-Benz Vans hat im vergangenen Jahr mit gut 24 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 12,8 Milliarden Euro erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei knapp 1,2 Milliarden Euro; damit lag die Rendite bei 9,1 (Vorjahr: 7,7) Prozent. 368 574 Transportfahrzeuge hat Daimler im vergangenen Jahr produziert (plus zwölf Prozent). Auch der Absatz ist um zwölf Prozent auf gut 359 000 gestiegen.