Er ist einer der populärsten Führer dieser Welt. Am Montag feiert Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama, runden Geburtstag: Er wird 80 Jahre alt.

Neu-Delhi - Er machte den Buddhismus zur Weltmarke, heimste den Friedensnobelpreis ein und stieg im Westen zu einer Art religiösem Rockstar auf. Schauspieler wie Richard Gere und Steven Seagal bewundern ihn, sein Volk verehrt ihn wie einen Gottkönig. Am 6. Juli wird Tenzin Gyatso , seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama, 80 Jahre alt. Zumindest nach dem gregorianischen Kalender. Nach dem Mondkalender der Tibeter feierte er bereits am 21. Juni mit Tausenden Fans und Gästen.

 

Das Alter geht auch an dem „Ozean der Weisheit“, was Dalai Lama frei übersetzt bedeutet, nicht spurlos vorbei. Seit er sich aus dem politischen Leben zurückgezogen hat, ist es stiller um ihn geworden. Doch noch immer fliegt der Mönch mit dem glucksenden Lachen um die Welt, um den Menschen den Buddhismus näher zu bringen. „Alles, was wir brauchen, ist mehr Menschlichkeit”, sagt er. Laut einer Umfrage gehört er neben US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus zu den populärsten Führern dieser Welt.

Stoff für Hollywood-Filme

Sein ungewöhnlicher Lebensweg lieferte Stoff für Hollywood-Filme wie „Kundun“ und „Sieben Jahre in Tibet“. Geboren wurde er 1935 unter dem Namen Lhamo Dhondup als zweiter Sohn einer Bauernfamilie im Nordosten Tibets. Fotos aus der Zeit zeigen einen pausbäckigen Jungen mit roten Wangen. Als er gerade zwei Jahre alt ist, meinen Mönche, in ihm die Wiedergeburt des 1933 verstorbenen 13. Dalai Lamas zu erkennen. Mit vier Jahren wird er inthronisiert, mit 15 übernimmt er die politische Führung seines Volkes. Fast zeitgleich beginnt China, Tibet unter seine Kontrolle zu bringen. Als einige Jahre später ein Aufstand der Tibeter gegen die Chinesen scheitert, flieht er im Alter von 23 Jahren nach Indien, das ihm zum Zorn Chinas Asyl gewährt. 80 000 Tibeter folgen ihm ins Exil. Bis heute erzählen die Alten von der abenteuerlichen Flucht über die Berge. 56 Jahre ist es her, dass Tenzin Gyatso seine Heimat zuletzt gesehen hat. In Indien errichten die Tibeter in der Himalaya-Stadt Dharamsala eine Art Klein-Lhasa mit Tempeln, Klöstern und Schulen. Dort residiert auch der Dalai Lama.

Unermüdlich reist er durch die Welt, um für ein freies Tibet zu werben. Gegenüber China plädiert er für den dritten Weg: Er strebt nicht die Unabhängigkeit an, sondern drängt auf eine Autonomie Tibets innerhalb Chinas. Gewalt lehnt er ab. Doch Peking stellt sich quer und beschimpft den Dalai Lama als „Wolf im Schafspelz”.

Manchen geht die Idealisierung zu weit

Der Westen ist hingegen fasziniert von dem bescheidenen Mönch und seinen fernöstlichen Lehren. Seine Weisheit und sein kompromissloses Werben für Gewaltlosigkeit machen ihn zum Idol. 1989 erhält er den Friedensnobelpreis. Manchen geht die Idealisierung zu weit, wie dem südafrikanischen Politiker Trevor Manuel: „Etwas gegen ihn zu sagen, ist für einige so, als würde man versuchen, Bambi zu erschießen”.

Aber auch unter den Exil-Tibetern gibt es Kritik an dem Gottkönig. Er hat wenig erreicht. Bis heute sind die Tibeter ein heimatloses Volk, die im eigenen Land unterdrückt werden. Vor allem die Jugend ist ungeduldig und fordert einen härteren Kurs gegenüber Peking. Viele von ihnen kennen ihre Heimat nur aus Erzählungen.

2011 tritt der Dalai Lama als politisches Oberhaupt zurück – und bricht mit der Tradition, dass der Dalai Lama auch die politische Führung hat. Für viele ältere Tibeter ist das ein Schock. Sie beknien ihn, zu bleiben. Doch der Dalai Lama lässt sich nicht erweichen. Zu groß ist seine Sorge, dass das Volk nach seinem Tod ohne Führung dasteht. An seiner Stelle wird der Jurist Lobsang Sangay zum politischen Führer der Exiltibeter gewählt. Der Dalai Lama bleibt weiter geistiger Führer seines Volkes. Sein Tod wird ein schwerer Verlust sein. Es ist kein Geheimnis, dass China einen Jungen im besetzten Tibet als seine Wiedergeburt ausgeben will, um die Tibeter zu spalten. Immer wieder stellte der Dalai Lama klar: Wenn er wiedergeboren werde, dann nicht in einer Diktatur.