Mit Elan bereitet sich Daniel Didavi im VfB-Trainingslager auf die Saison vor. Dass der Verein sein Veto gegen einen Wechsel eingelegt hat, hat der Spielmacher abgehakt: „Ich habe nie gesagt, dass ich unbedingt weg will.“

Mayrhofen – - Das Knie hält, die Laune ist gut – mit großem Eifer bereitet sich Daniel Didavi (25) im VfB-Trainingslager im Zillertal auf die Saison vor. Dass der Verein sein Veto gegen einen Wechsel nach Leverkusen eingelegt hat, hat der Spielmacher abgehakt. „Ich habe nie gesagt, dass ich unbedingt weg will“, sagt der Nürtinger.
Herr Didavi, wie viel Spaß macht es bei dieser Hitze, sich im Trainingslager zu quälen?
Damit habe ich kein Problem – schließlich habe ich afrikanische Gene in mir. Ich hasse den Winter und liebe den Sommer. Da beschwere ich mich nicht, egal wie heiß es ist.
Bei Ihnen hat man ja immer ein bisschen Angst, ob das Knie auch hält. Welche Signale kommen von Ihrem Körper?
Keine, und das ist auch gut so. Das Knie hält. Ich habe nur im ersten Testspiel einen Schlag auf den Knöchel bekommen. Aber das ist halb so wild.
Wenn es nach Ihnen gegangen wäre, wären Sie jetzt nicht mit dem VfB im Trainingslager, sondern mit Bayer Leverkusen. Wie enttäuscht sind Sie, dass der Verein Sie nicht verkaufen will?
Ich habe nie gesagt, dass ich unbedingt weg will.
So kam es zum Teil aber an.
Ich habe nur gesagt, dass es für einen Profi natürlich interessant ist, wenn einen eine Mannschaft verpflichten will, die in der Champions League spielt. Schließlich ist das auch mein Traum, deshalb bin ich doch Fußballer geworden. Und ich bin jetzt auch nicht mehr der Jüngste. Ich wollte den Wechsel aber nie forcieren.
Sondern?
Ich habe nur offen und ehrlich meine Meinung gesagt. Gleichzeitig habe ich aber auch erklärt, dass ich hier beim VfB glücklich und zufrieden bin. Und wenn der Verein mir sagt, dass ich gebraucht werde, stelle ich mich sicher nicht hin und sage: ich will aber gehen. Für mich ist das Thema erledigt. Jetzt hat die Saison begonnen, die Vorbereitung läuft. Ich werde also beim VfB bleiben.
Empfinden Sie das Veto des VfB auch als besondere Wertschätzung?
Ich bin kein Spieler, dem man ständig sagen muss: du bist so wichtig für uns, wir brauchen dich unbedingt. Ich kann die Dinge selbst beurteilen und weiß: wenn ich gut spiele, bin ich wichtig, wenn nicht, sitze ich auf der Bank. Aber natürlich ist es auch eine Bestätigung, wenn der Verein mich hier behalten will, obwohl ich nur noch ein Jahr Vertrag habe und nächstes Jahr ablösefrei wechseln könnte.
Heißt das, dass Sie den VfB nach dieser Saison auf jeden Fall verlassen?
Nein. Ich bin beim VfB, seit ich acht Jahre alt bin, der Verein liegt mir am Herzen. Hier leben meine Freunde und meine Familie. Am liebsten wäre es mir also, wenn ich hier in Stuttgart erfolgreich sein könnte. Es ist deshalb keineswegs so, dass es jetzt schon beschlossene Sache ist, dass ich nach dieser Saison gehe.
Ihren Vertrag verlängern Sie aber nicht.
Diese Frage stellt sich im Moment nicht. Es geht nur darum, dass wir uns gut vorbereiten und eine gute Saison spielen. Ich sehe keine Dringlichkeit, was meine persönliche Zukunft betrifft. Wir haben genug Zeit. Für mich ist das Wichtigste, dass ich endlich einmal wieder verletzungsfrei durchs Jahr komme und mindestens 20 oder 25 Spiele machen kann. Und wenn ich mich in zwei Wochen wieder verletze, wird vielleicht der VfB froh sein, dass er nicht sofort mit mir verlängert hat.
Ist es denn angesichts Ihrer Verletzungsgeschichte nicht riskant, die Zukunft offen zu lassen?
Das mag so sein, so sehe ich das aber nicht. Ob Sie es mir glauben oder nicht: ich spiele nicht primär Fußball, um viel Geld zu verdienen. Wenn es mir nur darum ginge, würde ich jetzt schnell verlängern, damit ich abgesichert wäre. Ich will aber nichts machen, zu dem ich nicht auch stehe. Wenn ich verlängere, muss ich hundert Prozent sicher sein, dass ich in den nächsten Jahren Teil einer Entwicklung sein möchte.
Zuletzt hat der Verein bereits manches verändert. Glauben Sie, dass es jetzt wieder in die richtige Richtung geht?
Ich bin Spieler und will nicht beurteilen, ob in der Vereinsführung die richtigen Maßnahmen getroffen wurden. Ich glaube aber schon, dass erkannt wurde, dass man etwas ändern muss. Sonst wären in den letzten Jahren nicht viele Mannschaften am VfB vorbei gezogen.
Was meinen Sie konkret?
Zum Beispiel die Integration der Nachwuchsspieler. Da hat der VfB zu sehr vom Ruf aus der Vergangenheit gelebt. Jetzt sieht man, dass alle wieder an einem Strang ziehen wollen. Das ist ein guter Anfang.
Reicht das, um nach oben zu kommen?
Ich hoffe, dass die Mannschaft so zusammenbleibt und vielleicht noch ein, zwei Spieler dazukommen, die uns weiterhelfen. Dann liegt es an uns. Wir sagen aber keine Ziele an. Wir sind schließlich zweimal dem Abstieg gerade noch von der Schippe gesprungen. Deshalb sollte man nicht davon ausgehen, dass wir in der neuen Saison um die Meisterschaft oder die Champions League mitspielen.
Gegen den Abstieg sollte es aber auch nicht mehr gehen.
Ich glaube schon, dass wir in der neuen Saison die Liga überraschen können. Bei allem Respekt: was zum Beispiel Augsburg geschafft hat, muss auch für uns nicht unmöglich sein.
Was macht Sie zuversichtlich?
Zum Beispiel der neue Trainer. Ich denke, dass Alexander Zorniger gut zu uns passt und uns besser machen wird. Er ist ein Trainer mit einer klaren Spielphilosophie, die er vom ersten Tag an umzusetzen versucht. Man merkt: er hat eine klare Idee und die klare Vorstellung davon, wie er Fußball spielen will.
Die Mannschaft steht beim Training regelmäßig Arm in Arm im Kreis. Gehört auch das zum neuen Philosophie?
Die mannschaftliche Geschlossenheit war schon Huub Stevens sehr wichtig. Für Alexander Zorniger ist das mit das Wichtigste. Das wollen wir von Anfang an durch solche Gesten auch nach außen demonstrieren. Die Geschlossenheit muss stimmen, darauf wird alles aufgebaut.
Die Spielweise soll stark verändert und von den Flügeln mehr ins Zentrum verlagert werden. Die richtige Maßnahme?
Das ist für uns natürlich eine Umstellung, das wird uns aber gelingen. Wir wollen künftig einen Fußball spielen, der wieder für etwas steht. Das war in den letzten Jahren nicht oft der Fall. Wenn wir das schaffen, haben wir eine große Chance, eine gute Saison zu spielen.
Das Gespräch führte Marko Schumacher.