Baruch „Buck“ Schatz ist 87 Jahre alt, Weltkriegsveteran und Kriminaler im Ruhestand. Eigentlich will er nur vorm Fernseher sitzen und Kette rauchen. Doch da erfährt er, dass der SS-Mann, der ihn einst gefoltert hat, möglicherweise noch lebt – und dazu noch auf einem Nazischatz sitzt . . .

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Dies ist eines jener Bücher, die man wie eine Monstranz vor sich hertragen und pausenlos „Lies das! Lies das! Lies das!“ rufen könnte. Daniel Friedmans „Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten“ ist ein Männerkrimi der feinsten Sorte: rasant, sarkastisch, witzig.

 

Dass die Figur des Kriegsveteranen mit befürchteter beziehungsweise manifester Demenz beträchtliches erzählerisches Potenzial birgt, haben ja Arto Paasilinna („Der Sommer der lachenden Kühe“) und Derek B. Miller („Ein seltsamer Ort zum Sterben“) schon bewiesen. Und nun also der 1981 geborene Daniel Friedman, der uns Baruch „Buck“ Schatz präsentiert, einen ehemaligen US-amerikanischen Kriminalbeamten in den hohen Achtzigern, der, egal wo, eine Lucky Strike nach der anderen raucht.

Auch wenn sein grimmiger Humor und seine Schlagfertigkeit noch bestens funktionieren, hat Schatz Angst davor, dement zu werden. Überhaupt fordert das Alter seinen Tribut. Zwar hätte er, der „zu Reagans Zeiten seinen letzten Steifen hatte“ nichts dagegen, „den alten Hund wieder zum Bellen zu bringen“, aber er scheut die Wechselwirkungen von Viagra mit seinen täglichen Medikamenten und nimmt ohnehin Rücksicht auf die mürb gewordenen Knochen seine Gattin Rose, die ihn mit sanfter Hand im Griff hat.

So ist es auch Rose, die gegen seinen Willen darauf besteht, dass er einen alten Kriegskameraden im Krankenhaus besucht. Dieser Mann lebt gerade noch lange genug, um Buck eine verstörende Sache zu erzählen. Der SS-Mann, der Schatz seinerzeit im Kriegsgefangenenlager folterte, hat demnach den Krieg überlebt. Mehr noch: er hat sich einen Kofferraum voll Nazigold unter den Nagel gerissen. Die großen Fragen lauten nun: Lebt dieser SS-Mann noch? Und was ist aus dem Gold geworden?

Mehr oder weniger widerwillig machen sich Schatz und sein Enkel, Spitzname: Tequila, auf die Suche nach dem Nazi und dem Schatz. Als Komplikation kommt hinzu, dass ein Serienmörder mit einer Spur aus Blut und Eingeweiden die Recherchen der beiden begleitet und dass der ermittelnde Kriminaler auch kein Guter zu sein scheint – zumindest ist er ein Zögling eben jenes Polizeichefs, dem Schatz mit seinen raubautzigen Methoden einst nach Kräften auf den Geist gegangen ist. Und so ist auch nach dem Fund des Nazigoldes (soviel sei immerhin verraten) noch längst nicht alles in bester Ordnung . . .

„Wenn Ihnen dieses Buch nicht gefällt, dann stimmt mit Ihnen etwas nicht“, hat das „Library Journal“ über den Roman geschrieben. Also, wenn es danach geht: bei mir als Rezensent ist alles in bester Ordnung.

Daniel Friedman: „Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten“. Aus dem Englischen von Teja Schwaner. Aufbau-Verlag, Berlin. 320 Seiten, 17,99 Euro. Auch als E-Book, 13,99 Euro.