„Schicke mir mit nächster Gelegenheit Deine letzten, neuen, schon durchtanzten Schuhe, von denen Du mir schreibst, dass ich nur wieder etwas von Dir habe und an mein Herz drücken kann.“ Dies schrieb der große Dichter seinem „kleinen Erotikon“, mit dem er eher grob- als feinschmeckerisch verbandelt war, die längste Zeit in ungehörig wilder Ehe. Ähnlich fetischistische Gelüste rauben dem Helden eines seiner Romane den Schlaf; bezirzt von Mademoiselle Philines Pantoffeln, wird ihm lustkitzelnd ruhlos zu Sinn, „und ein schelmischer Genius, der ihn belauschte, will versichern: er habe sich einen großen Theil der Nacht mit den allerliebsten Stelzchen beschäftigt; er habe sie mit einem gewissen Interesse angesehen, behandelt, damit gespielt, und sich erst gegen Morgen in seinen Kleidern auf’s Bette geworfen, wo er unter den seltsamsten Phantasien einschlummerte“.
Solch schnöde Pantoffeln waren sicher nicht gemeint.ddp
Schnöde Zeilen – unerfreulich für die hochgemute Dame. Sie war ein Adelsgeschöpf von feiner musischer Bildung (Pirngruber habe sie angeblich früher geheißen, als sie noch spielte und tanzte im Heimatland Österreich), nebenbei genauso brav verehelicht wie der Dichter, den sie verehrte, und genauso vertraut mit einem Leben in wilder „Gewissensehe“. Ihr Pantoffelpräsent landete beim Sekretär des Verehrten – und heute schmückt es die schuhhistorische Sammlung der Firma Bally.