Mehr Klimaschutz im Rems-Murr-Kreis ist das Ziel des Projekts „Klik“, an dem 110 private Haushalte ein Jahr lang teilnehmen. Das letzte Treffen der Aktiven in Weissach drehte sich um den Problemstoff Plastik.

Weissach - Auf der Wäscheleine, die Tina Unold eben quer durch die Gemeindehalle in Weissach im Tal gespannt hat, hängen Hotpants und Babystrampler, eine coole Bikerhose, ein Bikini, ein Wickelrock, Unterhemden und eine Jacke im Bolerostil. Alle Kleidungsstücke ihrer ganz speziellen Kollektion hat Tina Unold feinsäuberlich mit einer Nähmaschine angefertigt – und zwar aus Plastiktüten. Denn an diesem Abend dreht sich beim Projekt Klik – „Klimafreundlich konkret CO2 einsparen“ (siehe Artikel „Ein Jahr, 110 Haushalte“) alles um Plastik. Der Problemstoff spielt auch die tragende Rolle in dem Dokumentarfilm „Plastic Planet“, der an diesem Abend in der Gemeindehalle in Weissach über die Leinwand flimmert.

 

Keinerlei Probleme hatte die Klik-Mentorin Silke Müller-Zimmermann, als sie sich bei einem Rundgang durch ihre Wohnung auf die Suche nach Haushaltsgegenständen aus Kunststoff gemacht hat. Schwierig sei allerdings der Transport gewesen, sagt Müller-Zimmermann und deutet auf den großen Tisch in der Halle, der überquillt von in Plastik verpackten Gegenständen. Denn ob Zahnpasta, Spaghetti, Milch oder Apfelschorle, ob Salatschüssel, Schnuller, Küchenwaage oder Flipflops – die Welt, so scheint es, besteht zu einem Großteil aus Kunststoff. „Eigentlich hat man fast keine Chance, Plastik zu entrinnen“, ist das Fazit der Klik-Mentorin: „Das fängt schon morgens mit der Klobürste an.“

Das Badezimmer ist fast plastikfrei

ACS, NBR, PCD, PDCPD, VCMMA und Co – Silke Müller-Zimmermann hat ihnen trotzdem den Kampf angesagt. Der erste Schauplatz war das heimische Badezimmer, für welches sie vermeldet: „Es ist fast plastikfrei.“ Shampoo- und Duschgelflaschen sind passé, stattdessen gibt es Seife für Haut und Haar. „Meinem Mann habe ich den Plastikrasierapparat abgenommen und ihm ein schönes Rasierset geschenkt“, sagt Müller-Zimmermann. Ob sie und ihre Familie allerdings bei den hölzernen Zahnbürsten bleiben, die sie nach langer Suche gefunden hat, ist noch nicht ganz sicher: „Das sind schon ziemliche Trümmer, die man da in den Mund nehmen muss.“

Bunte Salatschüsseln aus Plastik, die Maschine, die aus bequemen Pads leckeren Kaffee erzeugt – sie alle hat Silke Müller-Zimmermann vor die Tür gesetzt, in den Küchenschränken stehen nun Edelstahlschüsseln und ein althergebrachter Kaffeezubereiter aus Glas und Metall. Das Leben ohne Kunststoff sei manchmal anstrengend, aber immer spannend, sagt Müller-Zimmermann: „Die Milch hole ich jetzt im Kännchen auf dem Bauernhof, und das Heu für die Meerschweinchen kann ich dort auch gleich kaufen.“ Obst und Gemüse können bei ihr nur noch landen, wenn sie unverpackt sind. Denn Weichmacher wie der Stoff Bisphenol A (BPA), der im Verdacht steht Krebs zu verursachen und die Nerven zu schädigen, können sich aus der Plastikverpackung lösen und über die Nahrung in den Körper gelangen „Aber auf den Kaffee zum Mitnehmen mit Plastikdeckel verzichte ich noch nicht.“

Auch Tina Unold hat noch nicht alle Produkte aus Plastik aus ihrem Haushalt verbannt oder verarbeitet zu modischen, wenn auch wenig atmungsaktiven Klamotten. „Ich bin nicht so konsequent wie Silke, aber ich kaufe zum Beispiel keine Dosen mehr, sondern nur Glasverpackungen.“ Sie versucht auch, Obst und Gemüse ohne Verpackung zu kaufen, aber: „Wenn es in einem Laden keine offene Ware gibt, dann nehme ich sie eben verpackt mit.“

Ein Jahr, 110 Haushalte

Projekt
Klik – die Abkürzung steht für „Klimafreundlich-konkret im Alltag CO2 einsparen“. Das gemeinsame Projekt der Energieagentur Rems-Murr und des Solarvereins Rems-Murr hat eine Laufzeit von einem Jahr. 110 Haushalte im Landkreis nehmen freiwillig teil – Singles und Familien, Berufstätige und Rentner. Es gibt fünf Schwerpunktthemen: Strom, Wohnen, Konsum, Ernährung und Mobilität. Das Ziel ist es, 100 000 Kilogramm CO2 einzusparen und einen bewussteren Konsum zu erreichen.