Kai Hensel hat in seinen Thriller „Das Perseus-Protokoll“ eine Menge hineingepackt – sein Kalkül geht auf.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Eine junge Frau läuft bei ihrem Kreta-Urlaub einem ebenso üblen wie fachkundigen Berufskiller über den Weg, wird von diesem aus einer momentanen Unbedachtheit heraus nicht sofort auch umgebracht und steckt unversehens mitten in einer blutigen Verschwörung gegen die griechische Regierung: Eine Menge Holz hat der Autor Kai Hensel in seinen Thriller „Das Perseus-Protokoll“ hineingepackt. Die unschuldige Hauptperson, die ums Haar zum Staatsfeind Nummer eins wird. Den eiskalten Profi, dessen Brutalität in seiner Biografie begründet liegt. Den transsexuellen Enthüllungsjournalisten, der ein gefährliches Spiel mit der Wahrheit spielt. Und dann noch den griechischen Staat in der Krise, korrupt, verzweifelt, kurz vor dem Untergang.

 

Wie gesagt: eine Menge Holz. Aber Hensel erzählt die Geschichte seiner Heldin Maria ohne Schnörkel. Er lässt sie – und seine Leser – von einer Ungewissheit in die andere stolpern und entwirft nebenbei das Sittengemälde einer ganzen Nation: hier die Verarmten, die Verzweifelten, die Gestrandeten, da die Krisengewinnler und die Strippenzieher. Maria selbst, die deutsche Studentin mit Aussicht auf Karriere im diplomatischen Corps, erlebt die Hoffnungslosigkeit am eigenen Leib: verfolgt und irgendwann ohne einen Cent in der Tasche irrt sie durch das vermüllte Athen, unfreiwillig zur Detektivin geworden.

Von dieser Art Thriller könnte es ruhig mehr aus deutscher Produktion geben.

Kai Hensel, „Das Perseus-Protokoll“, Frankfurter Verlagsanstalt 2012, 316 Seiten, 19,90 €