Wegen des Play-off-Formats messen sich die Washington Capitals und die Pittsburgh Penguins – die zwei besten Teams der Hauptrunde der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga – nun schon im Viertelfinale.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Die Geschichte wiederholt sich: Tom Kühnhackl von den Pittsburgh Penguins und Philipp Grubauer von den Washington Capitals treffen wie 2016 im Viertelfinale der Play-offs in der nordamerikanischen Profiliga NHL aufeinander – und die Eishockeywelt schaut gebannt auf die an diesem Donnerstag beginnende Best-of-seven-Serie des Titelverteidigers gegen den Hauptrundenbesten. Das liegt allerdings nicht an den beiden deutschen Nationalspielern, die bei ihren Teams Nebenrollen besetzen. Der Grund dafür ist das ewig junge Duell der alten Rivalen Sidney Crosby (Penguins-Kapitän) und Alexander Owetschkin (Capitals-Kapitän) – der größten Stars der Sportart.

 

Die Viertelfinalserie zwischen den Starensembles aus Pittsburgh und Washington ist das Duell der Topfavoriten mit der besten Punktausbeute in der Hauptrunde – und es illustriert die Absurdität des 2014 eingeführten Play-off-Formats der NHL. Dieses zeichnet den Weg ins Finale für alle Vereine fest vor, wobei die jeweils drei besten Mannschaften aus den vier Divisionen jeweils dem gleichen Ausgangsast zugeordnet werden. Die Penguins und die Capitals entstammen beide der Metropolitan Division, der zurzeit mit Abstand stärksten Gruppe der NHL.

„Die dämlichste Sache aller Zeiten“, sagt ein Spieler über das Play-off-Format der NHL

Der Gedanke der Liga dahinter ist, dass Rivalitäten zwischen Clubs aus den vier Gruppen damit gestärkt werden sollen. Aufgrund der derzeitigen sportlichen Konstellation stehen sich so aber erneut die besten Teams früh in den Play-offs gegenüber und werden für ihr gutes Abschneiden in der Hauptrunde mehr bestraft als belohnt – was besonders zuletzt zu Aufschreien führte. „Es ist dämlich, die dämlichste Sache aller Zeiten,“ sagt etwa Daniel Winnik von den Washington Capitals über das Play-off-System. „Es funktioniert nicht, es macht keinen Sinn.“

Der Torwart Marc-André Fleury von den Pittsburgh Penguins findet das Format auch „sehr merkwürdig“, sieht die Sache aber etwas pragmatischer: „Wenn du den Titel holen willst, musst du die besten Teams schlagen – ob es nun in der ersten, dritten oder vierten Runde ist. Es gibt keinen leichten Weg, um den Stanleycup zu gewinnen.“ Besonders der Weg seiner Mannschaft hat es heuer in sich. Zum Auftakt der Endrunde bekam der Titelverteidiger aus Pittsburgh direkt mit den Columbus Blue Jackets, Dritter der Metropolitan Division mit den viertmeisten Punkten aller 30 NHL-Vereine in der Hauptrunde, einen richtig dicken Brocken vorgesetzt. Und nach dem – überraschend deutlichen – 4:1-Sieg in der Erstrundenserie kommt es jetzt eben genau wie im Vorjahr bereits im Viertelfinale zum Gigantenduell mit den Washington Capitals – und damit zum Gigantenduell der beiden Galionsfiguren der besten Liga der Welt.

Das verbale Vorgeplänkel zwischen Crosby und Owetschkin hat an Schärfe verloren

Der zweimalige kanadische Olympiasieger Sidney Crosby (29 Jahre) führte die NHL in der Hauptrunde mit 44 Treffern an, nachdem in den vier Spielzeiten davor jeweils der 31-jährige Russe Alexander Owetschkin in der Statistik vorne gelegen hatte. Sie sind die besten Spieler ihrer Generation, zwei der besten Angreifer der Geschichte, die größten Sporthelden ihrer Heimatländer. Ihre Rivalität prägt die NHL schon seit ihren Debüts 2005, wobei sie an Schärfe verloren hat – zumindest beim verbalen Vorgeplänkel. „Wir respektieren uns“, sagt Alexander Owetschkin, der noch nie über das Viertelfinale hinausgekommen ist. „Der Kampf zwischen ihm und mir ist großartig. Ich denke, uns beiden gefällt das, genau wie den Medien und den Fans. Aber jetzt geht es nicht um ihn und mich, sondern um die Capitals und die Penguins.“

In den Play-offs ist es erst das drittes Aufeinandertreffen der Superstars nach 2009 und 2016. Nach ihren Erfolgen über die Capitals in den Viertelfinalserien jener Jahre wurden die Penguins jeweils Meister. Nun folgt das nächste Kapitel, wenn auch zu früh für eine perfekte Dramaturgie.