In zwei Wochen beginnen das Internationale Stuttgarter Trickfilmfestival und die Fachmesse FMX. Achtzigtausend Besucher werden erwartet, rund tausend Beiträge werden zu sehen sein. Neu im Programm ist die Reihe „Spotlight“.

Stuttgart - Internationales Trickfilm Festival“ – dass der Name ein bisschen nach alter Schule klingt, wissen die Veranstalter des Stuttgarter Großevents selbst. Doch verabschieden möchte man sich von diesem Kuriosum trotzdem nicht, denn die eigenwillige Formulierung ist schließlich ein Alleinstellungsmerkmal. „Animationsfestivals gibt es viele. Mit dem Trickfilmfestival assoziiert man hingegen nur Stuttgart. Und das wird auch international verstanden“, meint der künstlerische Geschäftsführer Ulrich Wegenast.

 

Die Zuschauer sehen das wohl ähnlich. Über 80 000 Besucher konnte das Festival mitten im Herzen der Stadt über die letzten Jahre jeweils für sich verbuchen. Und auch in diesem Mai, wenn das Internationale Trickfilm Festival in die 22. Runde geht, rechnet man mit Andrang. Kein Wunder: Rund tausend Animationsfilme aus aller Welt werden dann wieder über die verschiedenen Festivalleinwände laufen.

Die Innenstadtkinos, der Schlossplatz, zahlreiche Veranstaltungsorte über ganz Stuttgart verteilt: Das Festival ist in der Stadt angekommen – und das merkt man, ist es doch im wahrsten Sinne des Wortes kaum noch zu übersehen. Mit seiner überdimensionalen Openair-Leinwand soll der Schlossplatz in den nächsten Wochen beispielsweise erneut in einen „Festival Garden“ verwandelt werden, der mit kostenlosem Freilichtkino Zuschauer zum Picknick auf die Wiese lockt. Am Mittag sollen dabei während der Festivaltage vor allem Familien mit Kindern ihren Spaß an der Freiluftunterhaltung haben. Wem es abends nicht zu frisch wird, kann es sich anschließend ab 20 Uhr auch noch mit Animations-Blockbustern und Kultfilmen auf dem Schlossplatz gemütlich machen. Highlights des diesjährigen Festivalprogramms werden zum einen die Openair-Ausstrahlung von Pixars „Toy Story“ und zum anderen die Weltpremiere des Animationsfilms „Der kleine Rabe Socke – Das große Rennen“ sein.

Wettbewerbe ohne Ende

Doch nur eine nette Biergartenalternative mit guten Filmen an der frischen Luft wollen die Veranstalter des Festivals natürlich auch nicht sein. Zeitgleich zum Openair-Programm kürt eine Fachjury vielmehr in neun unterschiedlichen Wettbewerben die besten unter den eingereichten Animations-Beiträgen. Das Herzstück wird dabei wie in jedem Jahr der internationale Wettbewerb sein: 18 Filme aus aller Welt – darunter der oscarnominierte Kurzfilm „The Bigger Picture“ von Daisy Jacobs aus Großbritannien – treten im direkten Vergleich gegeneinander an. Das Ziel: Den Grand Prix, den mit 15 000 Euro und so einigen Glückwünschen dotierten Hauptaward mit nach Hause zu nehmen. Zum ersten Mal gehen dabei in diesem Jahr auch Filme aus Ägypten und Syrien an den Start. Man freue sich besonders über die verstärkte Teilnahme der arabischen Welt, so Wegenast.

Doch nicht nur etablierte Filmemacher können während der Festivalzeit auf eine Auszeichnung hoffen. Der Wettbewerb „Young Animation“ ehrt zudem herausragende Animationsprojekte des studentischen Nachwuchs‘. Wer sich selbst ein Bild darüber machen möchte, was der denn so liefert, kann das in den Innenstadtkinos tun. Dort werden die Beiträge der Nominierten für das Publikum zu sehen sein.

Als besonderes Highlight feiert das Trickfilmfestival in diesem Jahr zudem das zwanzigjährige Jubiläum von Pixars „Toy Story“. So erschreckend das auch klingen mag – ja, das ist tatsächlich schon zwei Jahrzehnte her.

Doch „Toy Story“ ist nicht das Einzige, was in diesem Jahr einen runden Geburtstag zu verzeichnen hat: Auch die FMX wird zwanzig. Der Branchentreff für Animation, Effekte, Games und Transmediales ist ja schon seit einigen Jahren mit dem Trickfilmfestival eng verzahnt. Neben dem Festival, das vor allem auf seine Publikumswirksamkeit setzt, treffen sich hier in Stuttgart Branchenvertreter zum gemeinsamen Fachsimpeln.

Dabei steht in diesem Jahr ein besonderer Themenschwerpunkt auf dem Programm: Die Immersion. Das mag zwar gestelzt klingen, umschreibt aber in Wahrheit nur das Phänomen virtueller Realitäten. Also die Frage, was passiert, wenn Bilder sich plötzlich von den Bildschirmen lösen und diese virtuellen Welten mithilfe neuer Techniken in unsere Alltagsrealität integriert werden können. Mit Vorträgen und Diskussionen will die FMX vor allem die künstlerischen und gesellschaftlichen Fragen ausloten, die sich aus diesen neuen Möglichkeiten ergeben: Etwa die Frage, wie noch Geschichten erzählt werden können, wenn es keine Bühne, keine Buchseite, keinen Bildschirm mehr gibt. Wie sich unsere Wirklichkeit verändert, wenn da plötzlich Dinge sind, die dort eigentlich nicht hingehören. Und ob diese Unterscheidung noch Sinn ergibt.

Oscar-Gewinner und ein neuer Branchentreff

Mit den großen, existenziellen Fragen verabschiedet sich die FMX dann auch endgültig von ihren Teenagerjahren. Die Konferenz hat zu ihrem Jubiläumsevent zwanzig Branchengrößen geladen, die ihre persönlichen Highlights der vergangenen zwei Jahrzehnte rezitieren. Unter den Referenten ist auch Joe Letteri, der vierfache Oscar-Gewinner, der maßgeblich an den visuellen Effekten von Peter Jacksons Herr der Ringe-Trilogie sowie den Hobbit-Filmen beteiligt ist.

Neu an der Seite des Trickfilmfestivals steht die Veranstaltung „Spotlight“. Und obwohl es das Festival inzwischen auch schon seit 18 Jahren gibt, ist einem der Name wohl nicht unbedingt geläufig.

„Festival für Bewegtbildkommunikation“ steht für den Unwissenden als Unterzeile dabei. Klingt erst mal sperrig und ein bisschen nach besonders raffinierter Lösung beim Galgenmännchen. Tatsächlich steckt dahinter ein Festival für Werbefilme: „Endlich Werbung ohne Spielfilmunterbrechung“ ist das Motto.

Vorrangig Branchentreff, ist „Spotlight“ allerdings auch offen für Zuschauer. Die können sich am Festivalabend sogar der Zuschauerjury anschließen. Mit digitalen Abstimm-Geräten werden aus den gezeigten Filmen dann die Favoriten ermittelt.