Die wärmste Nacht aller Zeiten, Temperaturen bis zu knapp 35 Grad, mehr als 300 Stunden Sonnenschein. Das war Hochsommer im Frühsommer.

Stuttgart - Die kleine Sommerpause ist beendet. An diesem Mittwoch kehrt die Hitze, die den Juni in meteorologische Rekordhöhen katapultiert hat, wieder zurück. Bis zum Donnerstag steigen die Temperaturen auf deutlich mehr als 30 Grad. Und da sollen sie zumindest bis nach dem Wochenende auch bleiben.

 

Der Supersommer startet also neu und hält auch so manche Überraschung parat. Nachdem vor einem Jahr der Juni mit stolzen 181 Litern Regen pro Quadratmeter als Stuttgarts nassester erster Sommermonat aller Zeiten in die Statistik eingestellt wurde, war der Juni 2017 gefühlt der staubigste, seit Menschen Wetterdaten aufschreiben. Was für eine Trockenheit im Städtle. Die Böden hatte Risse, das Weizenbier in der Gartenwirtschaft musste in weniger als zehn Minuten weg sein, sonst taugte es nur noch als Fußbad. Die Wengerter mussten früh um 5 raus zum Gießen, weil sich erste Blätter an den Reben gelb färbten. Und der schwäbische Gartenbesitzer ärgerte sich furchtbar, dass er kubikmeterweise Wasser auf die Beete kippen musste, für das er auch noch Abwassergebühren zu bezahlen hat.

An 20 Tagen fiel überhaupt kein Regen

Aber wie es eben so ist mit den Gefühlen – manchmal trügen sie gewaltig. Der Juni 2017 war tatsächlich zunächst trocken wie Semmelbrösel; an 20 Tagen fiel überhaupt kein Regen und an fünf weiteren so gut wie nichts. Fünf Tage rissen es dann aber doch noch heraus, vor allem die Nacht zum 29. Juni in der 28,7 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen wurden. Allein das war schon deutlich mehr, als im gesamten Juni 2000, der es nur auf zehn Liter brachte und der damit der trockenste aller Zeiten war. Der Juni 2017 kam dagegen immerhin noch auf 71 Liter. Das ist nicht besonders viel, aber doch immerhin 76,2 Prozent des langjährigen Mittels und genug, dass die größten Probleme der Landwirte zumindest für den Moment gelöst sind. Auf das ganze Jahr gesehen, ist das Thema Trockenheit aber immer noch eines. Normalerweise fallen in Stuttgart in den ersten sechs Monaten 341 Liter Regen pro Quadtatmeter, in diesem Jahr waren es bisher nur 255 Liter.

Beim Niederschlag gibt es allerdings gewaltige Unterschiede bei den Messungen. An der Wetterstation Schnarrenberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Juni wie gesagt zu trocken, am Flughafen dagegen wurden 97,3 Liter Wasser gemessen, das ist sogar mehr als das langjährige Mittel von 95,7 Liter. „Das war eine Gewitterfront, die über die Fildern gezogen ist“, erklärt DWD-Meteorologe Christian Kronfeldner, „am Schnarrenberg hat es zu dieser Zeit nur leicht geregnet.“

Aussagekräftiger ist meist die Temperaturstatistik. Zwar schwanken auch hier die Werte von Station zu Station, aber längst nicht so stark wie beim Niederschlag. Und in Sachen Wärme gab es im Juni tatsächlich einen Allzeitrekord in Stuttgart. Wer sich in der Nacht zum 23 Juni gewundert hat, warum das Schlafzimmer auch als Bio-Sauna durchgehen würde, hier die Erklärung: Diese Nacht (18 Uhr bis sechs Uhr morgens) war mit minimal 24,1 Grad die wärmste, die jemals in Stuttgart gemessen wurde. Das nannte man früher Allzeithoch und heute All-time-high. „Nach einem sonnig-heißen Tag zog abends Bewölkung auf und verhinderte zusammen mit warmen Südwind eine stärkere Abkühlung“, erklärt Christian Kronfeldner.

300 Sonnenstunden im Juni

Man hätte also wunderbar die ganze Nacht draußen Grillen können, was aber zumindest an öffentlichen Plätzen wegen Brandgefahr verboten war. Und eigentlich war es auch zu heiß dazu. Am 22. Juni stieg das Thermometer auf stolze 34,3 Grad, das ist nur knapp unter dem Juni-Rekord von 36 Grad aus dem Jahr 2000. Von dem Phänomen der Schafskälte, die in Mitteleuropa oft zwischen dem 4. und dem 20. Juni beobachtet wird, war jedenfalls rein gar nichts zu spüren. Im Gegenteil: Mit 20,6 Grad im Schnitt war der Juni 4,2 Grad wärmer als das langjährige Mittel und nach dem Jahr 2003 (22,4 Grad) der zweitheißeste Juni seit Beginn der Wetterauzeichnungen im Jahr 1951. Und auch die 300 Sonnenstunden sind der zweithöchste in Stuttgart jemals gemessene Wert für einen Juni. Zum Vergleich: Vor einem Jahr mussten sich die Stuttgarter mit etwas mehr als der Hälfte Sonnenschein bescheiden (167 Stunden).

Und jetzt – gibt es weiter Glühsommer oder Regenwetter? Am 27. Juni, dem Siebenschläfertag, war es relativ warm (28,7 Grad), nicht sehr sonnig (4,2 Stunden) und es hat fünf Liter geregnet. Das Wetter am 27. Juni soll ja nach einer Wetterregel der Indikator für die kommenden sieben Wochen sein. Wenn man an der Sonnenscheindauer noch arbeitet und den Niederschlag in die Nacht legen könnte – das wären dann gute Aussichten für den Hochsommer. Zumal das Grillverbot seit 28. Juni aufgehoben ist, weil es dann ja doch geregnet hat. Laut der Stadt könne es aber wieder ausgerufen werden, wenn es mehr als zwei Tage lang heiß und trocken ist.