„Netzflimmern“ heißt ein Theaterstück, das die Mediennutzung der Jugendlichen thematisiert und kritisch hinterfragt. Im Neuen Gymnasium in Feuerbach wurde es den Eltern der Fünft- und Sechstklässler gezeigt.

Feuerbach - Richtig romantisch hören sich diese digitalen Liebeserklärungen für jemanden, der mit dem Film „Lovestory“ in den 1970er-Jahren groß geworden ist, nicht an: Wer heutzutage als Jugendlicher ein „hdl“ simst, meint damit: „hab dich lieb“. Tippt der flinke Smartphone-Daumen des Gegenübers das Kürzel „omg“, was „Oh mein Gott“ heißt, auf den Tastschirm, drückt der Schreiber mit einer gewissen Theatralik seine Überraschung über diese Nachricht aus. Wer dagegen nüchtern mitteilen will, dass die Zuneigung auf Gegenseitigkeit beruht, benutzt eher als Antwort die Abkürzung: „ida“. Das bedeutet so viel wie: „Ich dich auch.“

 

Früher schickte man sich noch ganze Sätze per SMS, heute fragt man: „wg“, wie geht’s? Und antwortet: „ggd“, „Mir geht es ganz gut, und dir?“ Das Morsealphabet, mit dem die Generation Wisch und Klick im Netz chattet, ist nur ein Thema, das die Schauspieler Daniela Baumgärtner und Allan Mathiasch im Theaterstück „Netzflimmern“ bei der Aufführung am Montagabend in der Turnhalle des Neuen Gymnasiums aufgreifen.

3000 Nachrichten auf Whatsapp pro Tag

Die Quintessenz der Szene lautet: Eine Flut von Fastfood-Botschaften geht da hin und her. Sie prasselt im Sekundentakt auf manchen jungen Whatsapp-Nutzer, der sich im Netz in vielen Gemeinschaften bewegt, ein: Schon Elf- oder Zwölfjährige würden laut aktuellen Erhebungen bis zu 3000 Nachrichten pro Tag erhalten, berichtet Daniela Baumgärtner. Allan Mathiasch nimmt auf der Bühne immer wieder die Rolle des Vaters ein: „Ich mache mir halt schon Sorgen über den übertriebenen Medienkonsum“, sagt er. Später will er seiner Tochter – gespielt von seiner Bühnenpartnerin – das Smartphone vor dem Zubettgehen abnehmen. Doch die reagiert gereizt. Für viele Jugendliche scheint ein 24-Stunden-Tag ohne Smartphone undenkbar zu sein.

Eltern spielen bei einzelnen Szenen mit

Die Darsteller beziehen das Publikum ständig ins dargestellte Geschehen ein. Rund 50 Eltern, deren Kinder hauptsächlich die Klassen 5 und 6 besuchen, sind der Einladung von Schulleiterin Susanne Heß gefolgt. „Wichtig ist, dass man seinen Kindern vertraut“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Kristin Steinle nach der Aufführung. Wichtig sei aber auch, mit den eigenen Kindern regelmäßig über deren Mediennutzung zu sprechen und eben auch die unangenehmen Nebenwirkungen der häufigen Nutzung von Computer, Tablet und Smartphone zur Sprache zu bringen.

Denn kritisch kann es werden, wenn Kinder in den sozialen Netzwerken zu viel Privates von sich preisgeben. Im Stück wird ein Jugendlicher gezeigt, der in seinem Zimmer mit dem Smartphone ein Nacktfoto von sich macht, um es seiner Freundin zu schicken. So ein Foto könne später leicht als Erpressungsmittel genutzt werden, erklärt der Polizist Stefan Lehmann. Weil in Netzwerken praktisch immer ein Datenaustausch stattfinde, bestehe die Gefahr, dass vertrauliche Informationen in die falschen Hände geraten: Beim Cybermobbing werde das Internet zum Schikanieren genutzt: „Das Opfer wird dann immer und immer wieder vorgeführt“, sagt der Polizeibeamte vom Referat Prävention.

Abgesehen davon stelle die Verbreitung von pornografischen, aber auch gewaltverherrlichenden Bildern und extremistischen Inhalten schlicht und einfach eine Straftat dar: „Das kann juristische Konsequenzen haben“, sagt Lehmann.