Immer mehr Menschen lernen sich über Dating-Apps kennen. Besonders beliebt sind Tinder und Lovoo, doch mittlerweile gibt es auch Nischenprodukte: für heiratswillige Muslime, für Homosexuelle – oder für Schwaben, die ihr Spätzle suchen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Stuttgart - Man sieht sie in der Bahn, im Park, sogar abends im Club: Menschen, die auf ihrem Smartphone mit dem Daumen nach rechts und links wischen. Diese Menschen dürften wahrscheinlich „tindern“. Tinder ist die weltweit beliebteste Dating-App und ist seit einem guten Jahr auch in Deutschland bekannt geworden. Generell haben solche Kennenlern-Anwendungen für das Smartphone einen enormen Zulauf. Wer Mitglied ist, bekommt mögliche Flirtpartner in seiner Nähe aufs Smartphone serviert. Mit einem Wisch kann man entscheiden, ob man den Menschen in der Nähe interessant findet.

 

Margarita Schneider ist eine von rund zwei Millionen Deutschen, die die Anwendung Tinder regelmäßig nutzen. „Vor allem sonntagnachmittags, wenn nichts los ist, bin ich auf Tinder“, sagt die 22- Jährige. „Dadurch lerne ich viel mehr Männer als früher kennen.“ Früher hätten sich die Bekanntschaften auf den Freundeskreis und Zufälle beschränkt, nun sei die Auswahl deutlich größer. Die gelernte Bankkauffrau schreibt zwar vielen Männern, getroffen hat sie aber erst zweimal jemanden, den sie auf Tinder kennengelernt hat. „Ich glaube, dass Frauen und Männer Dating-Apps verschieden nutzen.“ Männer machten häufig klar, dass sie sich treffen wollen und nach einem schnellen Abenteuer suchen. Ihr dagegen reiche eigentlich, zu chatten. Sie suche keine kurze Affäre.

Tinder ist einfach – sein Vorteil

Aufmerksam auf die App wurde Margarita Schneider durch ihre Freundin Anja Lang: „Ich war 2014 für ein Semester in London“, berichtet die 23-jährige Anja. „Dort waren viele Freunde bei der Dating-App Spark angemeldet.“ Die sei vor allem in Großbritannien bekannt. Zurück in Deutschland suchte sie nach etwas Vergleichbarem – und stieß auf Tinder.

„Der Schlüssel für den großen Erfolg der Dating-App Tinder liegt vor allem in der einfachen Bedienung“, sagt Chris Pleines. Der Informatiker testet seit fünf Jahren beruflich Singlebörsen. Er hat für seine Diplomarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Daten von Menschen in sozialen Netzwerken analysiert und versucht die einfache Frage zu beantworten: Wer passt zu wem? Er sieht einen Nachteil an Tinder: Die App kann nur nutzen, wer beim sozialen Netzwerk Facebook angemeldet ist. Man loggt sich über den Facebook-Account ein. Die App übernimmt den dort angegebenen Namen, das Alter und die Fotos. Man gibt sein bevorzugtes Geschlecht an, danach bekommt man ein erstes Foto angezeigt. Wem die Person gefällt, der wischt nach rechts in Richtung des grünen Herzchens. Gefällt sie nicht, wird nach links auf das rote Kreuz gewischt. Finden zwei Menschen aneinander Gefallen, können sie sich Nachrichten schicken. Tinder greift auf den Standort des Nutzers zu. Flirts kommen nur in einem vorher festgelegten Radius zustande, den man selbst bestimmt.