Solide Gebrauchsprosa rund um irre Ärzte: David Osborns Thriller „Tödliches Experiment“ glänzt nicht mit psychologischer Feinzeichnung, ist aber durchaus etwas für Weißkittel-Phobiker.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Was wäre, wenn ein Todkranker die Chance bekäme, bei vollem Bewusstsein und womöglich sogar gesteigertem geistigen Leistungsvermögen noch eine Weile zu leben? Würde er auf das Angebot eingehen, auch wenn er nicht genau wüsste, was ihn da erwartet? Würde er ja sagen, auch wenn er sich nicht einmal mehr von seiner Familie verabschieden dürfte? Um diese Eingangsfrage dreht sich Davis Osborns „Tödliches Experiment“ .

 

Und da erstens ziemlich schnell klar ist, was die etwas sinistren Ärzte vorhaben, und zweitens der Thriller im Original „Heads“ heißt, sollte es erlaubt sein, den Kern der Geschichte zu verraten: Es geht darum, dass Ärzte im Zuge eines supergeheimen Projekts die Köpfe von Todgeweihten amputieren, diese auf stählerne Konsolen stellen, mit den notwendigen Nährstoffen versorgen und im Übrigen diverse Experimente mit ihnen anstellen.

Ganz eigener Begriff von Freiwilligkeit

Im Mittelpunkt der Handlung steht die junge Ärztin Susan, deren Freund John bei einem Unfall so schwere Verbrennungen erleidet, dass er zum Versuchskaninchen für seinen Kumpel und Kollegen Michael wird und umgehend auf der Konsole landet. Susan kommt Michael und seiner üblen Kollegin Katherine auf Schliche und stellt dabei fest, dass der Begriff der Freiwilligkeit von den ärztlichen Halsabschneidern ziemlich weit gefasst wird. Am Ende gerät sie selbst . . . aber mehr wird jetzt nu’ wirklich nicht verraten.

Das „Tödliche Experiment“ ist solide Gebrauchsprosa, das Personal nicht übermäßig differenziert gezeichnet, der Gruselfaktor dem Thema entsprechend ausreichend hoch – Ärzte, die ihre Widersacher zu wehrlosen Patienten machen, kommen im einschlägigen Genre immer wieder mal vor.

Ziemlich nervige Marotte

Dass der Pendragon-Verlag den Titel dieser Wiederveröffentlichung geändert hat, kann man verstehen: beim Paul Zsolnay Verlag hieß der Thriller 1985 noch „Köpfe“. Unverständlich hingegen ist die Marotte des Übersetzers, bei zusammengesetzten Wörtern konsequent die Bindestriche zu unterschlagen: OP Saal statt OP-Saal etwa – auf die Dauer ist das ziemlich nervig.

Bleibt unterm Strich: gewiss kein Muss – aber für Freunde des etwas anderen Arztromans durchaus lesbar.

David Osborn: „Tödliches Experiment“. Roman. Aus dem Englischen von Manfred Jeitler. Pendragon Verlag, Bielefeld. 298 Seiten, 10,95 Euro. Auch als E-Book, 8,99 Euro.