Der Verwaltungsrat der württembergischen Staatstheater wird am Montag voraussichtlich empfehlen, das frühere Paketpostamt am Rosensteinpark als Strandort für eine Übergangsoper weiter zu untersuchen. Zudem soll ein Bedarfsgutachten für ein Interim in Auftrag gegeben werden.

Stuttgart - Der Verwaltungsrat der württembergischen Staatstheater wird am kommenden Montag möglicherweise noch keinen endgültige Entscheidung über den Standort für die Interimsoper treffen. Nach Informationen dieser Zeitung sind offenbar die vom Landesamt für Vermögen und Bau vorgelegten Kostenschätzungen nicht belastbar genug, um einen finalen Grundsatzbeschluss treffen zu können. Als klarer Standortfavorit gilt dabei weiterhin das frühere Paketpostamt am Rande des Rosensteinparks, dessen Umbau zu einer Ersatzspielstätte den Schätzungen zufolge rund 55 Millionen Euro kosten würde. Eine Interimsspielstätte auf dem alternativ untersuchten Areal beim Mercedes-Benz-Museum im Neckarpark käme demnach auf Kosten von mehr als 80 Millionen Euro.

 

Zudem fehlt bisher offenbar eine genaue Bedarfsanalyse, welche konkreten Voraussetzungen eine Interimsspielstätte erfüllen müsste. Ein „Wunschzettel“ der Staatstheater sei bisher nicht konkret mit Daten und Zahlen hinterlegt worden, hieß es am Donnerstag nach einer Besprechung, zu der OB Fritz Kuhn (Grüne) die Chefs der Ratsfraktionen und die städtischen Mitglieder des 16-köpfigen Verwaltungsrats eingeladen hatte, um eine gemeinsame Haltung für die Sitzung des Gremiums festzulegen,

Bisher fehlt ein Gutachten über die Anforderungen an ein Interim

Dementsprechend vage wird wohl auch der Beschlussvorschlag für die Sitzung am Montag ausfallen. Offenbar soll dort lediglich empfohlen werden, den Standort Ehmannstraße weiter vertieft zu untersuchen sowie das Bedarfsgutachten in Auftrag zu geben. Eine definitive Entscheidung, die den Beginn der Bauplanung markieren und zugleich auch den Zeitablauf für die Sanierung des Großen Hauses festklopfen würde, fiele dann erst im kommenden Frühjahr. Die Instandsetzung und Erweiterung des historischen Littmann-Baus wird bisher auf mindestens 400 Millionen Euro taxiert – darin sind die Kosten für das Interim allerdings eingerechnet.

Zuletzt hatte die CDU-Fraktion im Rathaus darauf gedrängt, vor einem Standortbeschluss belastbare Kostenangaben auf den Tisch zu bekommen. Fraktionschef Alexander Kotz begründete dies unter anderem mit früheren Fehleinschätzungen des Landesamts für Vermögen und Bau etwa bei der Sanierung des Schauspielhauses oder dem Bau des John-Cranko-Ballettinternats. Auf Anfrage betonte Kotz aber, alle anderen Kriterien wie etwa die Erreichbarkeit und die Infrastruktur sprächen auch aus Sicht der CDU für den Standort Paketpostamt.