Ferienzeit, Badezeit? Von wegen. Wegen Schäden an der Hallendecke ist das Heslacher Stadtbad am Dienstag kurzfristig geschlossen worden. Viele Besucher reisten am nächsten Morgen vergeblich an.

Stuttgart - Lange Gesichter bei Heslachs Wasserratten: Wer sich darauf gefreut hatte, am Mittwoch im denkmalgeschützten Stadtbad seine Bahnen zu ziehen, wurde jäh enttäuscht. „Bei einer Routineuntersuchung wurden am Deckenputz der Schwimmhalle Risse festgestellt. Daher bleibt die Schwimmhalle bis auf Weiteres geschlossen“, informierten zwei schlichte weiße Schilder an den hohen Eingangstüren. Allein in einer Stunde mussten rund 20 Besucher unverrichteter Dinge wieder gehen.

 

Bei Untersuchungen der Stahlbetonträger seien Aufwölbungen im Akustikputz der Decke festgestellt worden, teilt die Stadt auf Nachfrage mit. Putzstücke hätten ohne großen Kraftaufwand mit einer Stange gelöst werden können. „Wir müssen aktuell davon ausgehen, dass der Putz an weiteren Stellen ohne Haftung sein kann, ohne dass dies augenscheinlich zu erkennen ist“, hieß es. Da nicht auszuschließen sei, dass Stücke herabfielen und Schwimmer gefährdeten, habe man die Halle am Dienstagnachmittag umgehend gesperrt.

Ergebnisse sollen Mitte kommender Woche vorliegen

Wie groß die betroffene Fläche ist und wie hoch die dadurch notwendigen Sanierungskosten sein werden, konnte die Pressestelle der Stadt am Mittwoch noch nicht sagen. Auch ob die Decke im Anschluss an die Untersuchungen sofort saniert oder zunächst einmal durch ein Netz gesichert werden soll, ließ die Sprecherin offen. „Bis Mitte kommender Woche sollten die Ergebnisse vorliegen. Danach wird über weitere Schritte entschieden.“ Das Schwimmbad bleibt laut Ankündigung auf jeden Fall bis einschließlich 3. Juni geschlossen, bis dahin steht Besuchern nur die Sauna offen.

Das Heslacher Stadtbad ist 1929 eingeweiht und im Dezember 1992 nach einer Totalsanierung wieder in Betrieb genommen worden. Hier trainieren fünf Vereine, 16 Schulen halten ihren Schwimmunterricht in dem Bad ab, zudem bieten die Bäderbetriebe zahlreiche Kurse an. 2015 besuchten mehr als 112 000 Menschen das Bad 2015 im öffentlichen Betrieb. Die Enttäuschung bei den vergeblich Angereisten war am Mittwoch hörbar: Mareike Berg musste auf ihren Aquafit-Kursus für Schwangere verzichten. „Den Kurs gibt es leider nur hier“, sagte die 29-Jährige. Aber sie habe zum Glück keinen weiten Weg gehabt, und: „Es ist ja besser, als wenn es zusammenbricht, während man schwimmt.“ Rastislav Polak sagte: „Jetzt fahren wir wieder heim. Was sollen wir auch machen?“ Sauna war für den 52-Jährigen keine Alternative. „Heute ist Frauensauna!“ Ärgerlich sei, dass das Bad in Sonnenberg ebenfalls geschlossen sei.

In der Tat sind auch andere der acht Hallenbäder der Bäderbetriebe Stuttgart von Bauarbeiten betroffen. Sonnenberg bleibt laut Stadt bis September wegen Sanierung nach einem Brand geschlossen, das Hallenbad Feuerbach soll mit Beginn der Schulsommerferien für rund anderthalb Jahre Sanierungszeit schließen, und im Plieninger Bad sind vom 11. Juli bis 18. September Arbeiten an der Deckenkonstruktion geplant. Dass der Zustand der Bäder nicht der allerbeste ist, liest sich schon aus dem Wirtschaftsplan der Bäderbetriebe. Dort ist die Rede von möglichen, nicht planbaren Sofortmaßnahmen „aufgrund der mittlerweile in vielen Bädern weit über 30 Jahre alten Bausubstanz und einem entsprechend hohen Alter der technischen Anlagen“.