Theodor Heuss und Prinz Henrik – das sind nur zwei von vielen Nachfahren des Degerlocher Pfarrers Christoph Raff. Jetzt blickt ein Buch auf die Familiengeschichte aus sieben Jahrhunderten.

Stuttgart - Was eine Familie so alles hinkriegt: Die Raffs jedenfalls haben jetzt ein eigenes Buch, fast 400 Seiten dick, geschrieben, gestaltet und gedruckt von Nachfahren des Magisters Christoph Raff, der vor 450 Jahren seinen Dienst als Pfarrer der Michaelskirche zu Degerloch begann. Thomas Held, Albert und Gerhard Raff, Herausgeber und Autoren des Buchs, sind zwar nicht direkt miteinander verwandt, stammen aber alle von jenem Gottesmann ab, den sie als „fruchtbar auf der Kanzel und im Ehebett“ bezeichnen.

 

Zwölf Kinder zeugte der Ur-Raff mit Frau Eva, so dass schon 1800 zwei von drei Degerlochern „Sprösslinge des fleißigen Pfarrers“ waren und sich „heute eigentlich fast alle Degerlocher, deren Familie schon vor dem Zweiten Weltkrieg hier war“, wie Held sagt, auf den Ahnherrn berufen können. „Arme und Reiche, Gescheite und Dumme, Schöne und Wüste, Böse und Liebe, Freigebige und Geizige, Anständige und Rabauken, Professoren und Penner, Naturschützer und Betonbachel, Großkopfete und Normalverbraucher, Straßenkehrer und künftige Könige – alle verdanken sie ihre Existenz dem so vielseitig fruchtbaren Pfarrer“, würdigte Nachfahr Gerhard Raff in der Stuttgarter Zeitung anlässlich des 400. Todestags im Jahr 1991.

Gottesdienst und Buchvorstellung am Sonntag, 6. November

In der Michaelskirche feiert die weit verzweigte Raff-Familie am Sonntag, 6. November, um 10 Uhr ihre 450-Jahr-Feier mit einem Gottesdienst von Pfarrer Ernst Lind, anschließend wird gegen 11 Uhr das Buch vorgestellt, das den schlichten Titel „Raff – Familiengeschichte(n) aus sieben Jahrhunderten“ trägt, aber aufwendig getextet, reich bebildert und qualitativ hochwertig hergestellt ist. Natürlich ist auch der Druck Raff’sches Werk: Dieter Raff, Geschäftsführer der vielfach ausgezeichneten raff media group aus Riederich, besorgte das kostenlos. „Wer das Buch haben will, muss 30 Euro mitbringen“, sagt Held, das Geld fließt vollständig an das Degerlocher Waldheim Weidachtal, weil Autoren und Drucker auf jedes Honorar verzichten. 600 Exemplare wurden von dem Buch gedruckt, das bis Weihnachten auch samstags von 10 bis 12 Uhr in der Raff’schen Scheuer in der Karl-Pfaff-Straße erworben werden kann.

Bundespräsident und Weinkönigin

In dem Werk, das wesentlich aus der Feder von Thomas Held stammt, in dem aber auch einige Raritäten von Gerhard Raff aus der Stuttgarter Zeitung abgedruckt sind, wird im ersten Teil die Familiengeschichte erzählt, deren Ursprünge in Nagold (Kreis Calw) zu finden sind, wo der Ahnherr Christoph geboren wurde, der nach Studium in Tübingen, Vikar- und Pfarrstelle in Kirchheim und Musberg im März 1566 in Degerloch landet. Aus den Raffs, die sich mal mit einem „f“, mal mit „ph“ und mal mit einem zweiten „a“ schreiben, gehen so bekannte Persönlichkeiten wie Theodor Heuss, Prinz Henrik von Dänemark und Professor Hansmartin Decker-Hauff hervor, die neben anderen wie dem Göttinger Pädagogen und „Bestseller“-Autor Georg Christan Raff und der ersten württembergischen Weinkönigin Marta Knobloch im zweiten Teil ausführlich vorgestellt werden. Schließlich gibt es auch den Schultheißen Friedrich Raph, abgebildet auf einem Glasgemälde, das heute im Stuttgarter Stadtmuseum lagert und das die Aufschlagseite des Buches ziert.

Im dritten Teil wird der Stammbaum der Raffs aufgelistet. „Da kommt von allen, die heute Raff heißen, zumindest der Großvater und Urgroßvater vor“, lobt Albert Raff die Fleißarbeit von Held, der in den zwei vergangenen Jahren intensiv geforscht und Zeugnisse in Wort und Bild gesammelt hat. „Ich habe dabei viele neue Verwandte kennengelernt“, sagt Held, der am Sonntag neben den Degerlochern mit gut hundert Raffs von auswärts rechnet.