Drei Jungen setzen auf den Fernbus, der Tübingen, Freiburg und den Flughafen verbindet. Das Verkehrsangebot muss verbessert werden, meinen sie. Ziel ist die Vernetzung von Unternehmen.

Tübingen, Freiburg - Man muss das Verkehrsangebot verbessern, dann bekommt man auch eine Genehmigung für den Linienverkehr“, sagt Christian Janisch, einer der drei Mitbegründer des kleinen Unternehmens „Deinbus“. Und sein Geschäftspartner Alexander Kuhr erklärt, was das heißt: „Unser Angebot muss preiswerter sein als alle bestehenden, kürzere Fahrzeiten bieten und einen besseren Komfort haben was das Umsteigen betrifft“. Wenn diese Kriterien erfüllt seien, stünde einer Genehmigung nichts im Wege.

 

Gestern Nachmittag rollte zum ersten Mal ein Bus im Auftrag der Jungunternehmer im Linienverkehr von Stuttgart(Flughafen) über Tübingen und Villingen-Schwenningen nach Freiburg. Ein Blick auf die Vorgaben am Beispiel Tübingen–Freiburg zeigt: Preis neun Euro bei rechtzeitiger Vorbestellung im Internet und 25 Euro, wenn das Ticket bei der Abfahrt beim Busfahrer gekauft wird. Fahrzeit gut zweieinhalb Stunden, und das alles umsteigefrei. Die Vorteile gegenüber der Bahnverbindung in allein drei genannten Punkten sind offensichtlich. Ein Blick in den Bus bei dieser Jungfernfahrt macht deutlich: mehr als die Hälfte der Sitze sind besetzt. Zweimal täglich fährt dieser Bus und das fünfmal die Woche außer dienstags und mittwochs. Es ist die dritte Linie ihrer Art nach Tübingen–Stuttgart(Flughafen)–München und Freiburg–Singen–Konstanz.

Fünfmal die Woche unterwegs

Das Ziel ist die Vernetzung

Alexander Kuhr (28), Christian Janisch (30) und der dritte Firmengründer Ingo Mayr-Koch (27) haben gemeinsam BWL studiert. Alle drei sind im Ausland gern und oft mit dem Bus gereist. „Nur in Deutschland spielt der Fernbus außerhalb der Pauschalreisen kaum eine Rolle“, hat Kuhr erfahren müssen. Das hatte seinen Grund in dem Personenbeförderungsgesetz der 1930er-Jahre, fand das Trio heraus. „Es sichert der Bahn ein Quasi-Monopol zu“, sagt Janisch. Eine Lücke fand sich in dem Gesetz. Wenn ein fester Personenkreis einen Bus mietet, dann kann er damit überall hinfahren, allen Linienkonzessionen zum Trotz. In Zeiten des Internet lassen sich leicht Gruppen zusammenstellen. Ganz nach dem Vorbild von Mitfahrzentralen gründeten die Studenten eine Art „Mitbuszentrale“. 2009 pendelten erste Busse zwischen Frankfurt und Köln. Das Prinzip von diesem „Geschäftsmodell eins“, wie Kuhr sagt, funktioniert weiterhin. Falls jemand von Tübingen nach Kassel fahren will, kann er das bei „Deinbus“ anmelden. „Wenn sich bis zehn Tage vor der Fahrt 15 bis 20 Leute finden, organisieren wir die Fahrt“, erklärt er. Die Deutsche Bahn wollte dieses Beförderungsprinzip nicht akzeptieren, doch die Klage wurde 2011 vom Frankfurter Landgericht abgewiesen. „Wir sind die Monopolbrecher“, jubelte das Trio.

Schneller und billiger als die Bahn

Beim „Geschäftsmodell zwei“, also den drei in diesem Jahr eingeführten Verbindungen, geht es um einen Linienverkehr „mit Beförderungspflicht“, wie erklärt wird. Das heißt, diese Busse fahren nach einem Fahrplan und sind unabhängig von allen Reservierungen. „Deinbus“ mit mittlerweile zehn Mitarbeitern am Firmensitz im hessischen Offenbach ist Inhaber der Liniengenehmigung und organisiert die Fahrten. Den Einsatz der Busse übernehmen bisher vier mittelständische Busunternehmen als Vertragspartner. „Meine Vision ist, dass wir viele Unternehmen im ganzen Land vernetzen“, sagt Janisch. Denn vom Erfolg der Geschäftsidee ist er überzeugt. Auf vielen Strecken sei der Bus schneller und billiger als die Bahn. Im Gegensatz zu manchen halb offiziellen Mitfahrzentralen unterliegen diese Busse den gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich der Fahrzeugtechnik oder auch den Einsatzzeiten der Berufskraftfahrer am Steuer.

Tübingen-Flughafen nicht gestattet

Es klingt paradox: obwohl kein Bus dort schneller sein Ziel erreicht, für die mehrfach am Tag befahrene Strecke von Tübingen zum Stuttgarter Flughafen oder umgekehrt dürfen sie keine Fahrscheine verkaufen. Tickets gibt es nur bis zu den Zielen München oder Villingen-Schwenningen beziehungsweise Freiburg. „Die Flughafen- Konzession zu bekommen, das wäre grandios“, sagt Janisch.