Die Gemeinde Deizisau stellt eine Unterkunft für aggressive Flüchtlinge zur Verfügung. Der Bürgermeister Thomas Matrohs erwartet, dass im Gegenzug vom Landratsamt keine Sporthallen in seiner Kommune belegt werden.

Deizisau - Die Entscheidung des Deizisauer Bürgermeisters, dem Landkreis in seiner Gemeinde eine Unterkunft für auffällige Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen (wir berichteten), löst bei den Bürgern sowohl Ängste als auch die Zuversicht aus, diese Aufgabe meistern zu können. Thomas Matrohs hat in der jüngsten Gemeinderatssitzung am Dienstagabend vor rund 60 Zuhörern erklärt, er habe lange abgewogen, ob er dies den Deizisauern zumuten könne. Schließlich habe er sich dafür entschieden, unter anderem weil ihm das Landratsamt signalisiert habe, im Gegenzug in seiner Kommune keine Sport- und Gemeindehallen mit Flüchtlingen zu belegen. Außerdem seien engmaschige Sicherheitsvorkehrungen zugesagt worden.

 

Vor dem Sitzungssaal des Deizisauer Rathauses versuchte die Neonazi-Gruppe Der Dritte Weg, Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen. Junge Männer, auf deren Anoraks der Schriftzug „National, Revolutionär, Sozialistisch“ prangt, verteilten Flugblätter entsprechenden Inhalts. Doch die Atmosphäre bei der Bürgerfragestunde wurde dadurch nicht aufgeheizt. Zwar stellten einige Deizisauer kritische Fragen bezüglich der Sicherheit im Ort, doch die Diskussion blieb vorwiegend auf einer sachlichen Ebene. Zumal sich auch Bürger zu Wort meldeten, die entschlossen sind, die Herausforderung anzunehmen.

Eine Unterkunft für bis zu

Der Landkreis Esslingen ist laut Matrohs eine Woche vor Weihnachten an ihn heran getreten mit der Bitte, die für 28 Personen ausgelegte Unterkunft am Ortsrand für aggressive Flüchtlinge zu nutzen und damit Ruhe in andere größere Unterkünfte im Kreis zu bringen. Es handle sich dabei „nicht um Straf- oder Gewalttäter“. Ihm sei mitgeteilt worden, diese Flüchtlinge seien neben von ihnen angezettelten verbalen Streitigkeiten hauptsächlich durch „Schubsereien und Rempeleien“ aufgefallen.

Zudem sei ein abgestimmtes Sicherheitskonzept zugesichert worden, mit einem Security-Dienst rund um die Uhr und einer „sehr intensiven Bestreifung durch die Polizei“. Außerdem würden auch diese Flüchtlinge unter anderem vom lokalen Arbeitskreis Asyl betreut.

Der Bürgermeister warb dafür, diese Menschen „nicht von vornherein zu stigmatisieren“. Wenn es jedoch zu kriminellen Taten käme, „muss eine ganz klare Reaktion folgen“. Er könne die Kooperation mit dem Kreis „nicht mehr aufrechterhalten“, wenn diese Flüchtlinge straffällig würden, betonte Matrohs. Gleichwohl sei die Unterkunft „kein Gefängnis“, die Menschen könnten sich „frei bewegen“.

Landratsamt will Deizisau entgegen kommen

Peter K eck, der Sprecher des Landratsamts, bestätigt, dass es sich bei den ausschließlich aus Nordafrika stammenden Flüchtlingen, die im Lauf dieser Woche in Deizisau einquartiert würden, nicht um kriminelle oder psychisch kranke Personen handle. Er bezeichnet sie als „schwierig, leicht reizbar und schwer in großen Unterkünften integrierbar“. Die nicht im besten Zustand befindliche Unterkunft werde nicht sofort mit 28 Personen belegt, so Keck.

Zu Matrohs Erwartungshaltung, das Landratsamt zeige sich für die Kompromissbereitschaft der Gemeinde erkenntlich, erklärt Keck: „Wir wissen nicht, was noch auf uns zukommt. Aber wenn es um die Belegung der Sporthallen in Deizisau geht, werden wir das berücksichtigen.“

Ob der Kreis – wie ursprünglich geplant – zwei weitere Unterkünfte für auffällige Flüchtlinge einrichtet, lässt Keck offen: „Zunächst wollen wir sehen, wie es sich entwickelt, ob sich die Einrichtung etabliert.“