Am Sonntag wird der Dekanatskantor Hans-Rudolf Krüger in der Pauluskirche Zuffenhausen im Rahmen eines Gottesdienstes in den Ruhestand verabschiedet. 30 Jahre war der Kirchenmusiker in Zuffenhausen aktiv.

Zuffenhausen - Vor einiger Zeit antworte Hans-Rudolf Krüger in einem Interview mit der Nord-Rundschau auf die Frage, was Orgelmusik bewirken kann: „Ich denke, dass Orgelmusik auch Menschen ansprechen kann, die der Kirche etwas skeptisch gegenüberstehen und dass durch diese Klangerlebnisse ein Weg geöffnet wird, bei dem etwas Inneres oder auch Mystisches zugänglich wird.“

 

Auch wenn der Dekanatskantor das nie für sich in Anspruch nehmen würde – die pure Existenz der Mühleisen-Orgel in der Pauluskirche hat die evangelische Kirchengemeinde in Zuffenhausen auch ein großes Stück weit seinem Engagement zu verdanken. Sie ist sein Vermächtnis und Lebenswerk. Denn als er 1986 nach Zuffenhausen kam, war ein Instrument dieser Güteklasse nicht vorhanden. Krüger entwickelte gemeinsam mit den Orgelbauern aus der Leonberger Werkstatt die Konzeption für den Einbau einer Mühleisen-Orgel in dem Gotteshaus an der Unterländer Straße.

Die Konzert-Reihe „Stuttgarter Orgel-Matinee“ ins Leben gerufen

1990 wurde sie feierlich eingeweiht. Praktisch gleichzeitig rief Krüger die Konzert-Reihe „Stuttgarter Orgel-Matinee“ ins Leben. In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten hat Krüger 126 Orgel-Matineen organisiert. Allein diese beeindruckende Zahl zeige schon, mit welcher Stetigkeit diese Marke von Krüger in den vergangenen Jahrzehnten im Stadtbezirk etabliert worden sei, sagt Dekan Klaus Käpplinger. Er wird Krüger im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes am kommenden Sonntag in den Ruhestand verabschieden. Und Krüger selbst wird natürlich auch noch einmal – dies kleine Wortspiel sei erlaubt – alle Register ziehen: Denn „seine besondere Liebe gilt der Orgel, der Königin der Instrumente“, sagt auch Käpplinger. Zuletzt gelang es dem Kantor gemeinsam mit dem Orgelförderverein „Pro Organo pleno“ das Instrument um fünf weitere Register erweitern zu lassen. Das I-Tüpfelchen sozusagen. Denn so ist die Orgel der Pauluskirche von Beginn an konzipiert gewesen. „Man kann das vergleichen mit einem Haus, bei dem irgendwann auch der Dachstock noch ausgebaut werden kann“, sagt Käpplinger. Voraussetzung dafür war allerdings die Beschaffung der finanziellen Mittel. Der Verein steuerte die Hälfte der 65 000 Euro Gesamtkosten bei, die andere Hälfte trug die Kirchengemeinde.

Mit Krüger das Innenleben dieser Orgel zu erkunden und dieses gewaltige Instrument zu begehen, war ein Erlebnis für sich: Er hat regelmäßig Orgel-Führungen gemacht – oft auch für Kinder. Sobald sich Krüger selbst an das Instrument setzte, nahm er eine feierliche Haltung ein: „Musik ist für mich ein Medium, das unmittelbar anspricht. Und Kirchenmusik ist eine Brücke zu den Menschen und das Tor zur Ökumene“, sagt er selbst. „Unter diesem musikalischen Spannungsbogen hat die Arbeit hier an der Pauluskirche und im Dekanat Zuffenhausen gestanden.“

30 Jahre hat Krüger in Zuffenhausen gewirkt

Seiner Zuhörerschaft hat Krüger eine Reihe erhebender Momente und Klangerlebnisse beschert und dieses „Mystische“ immer wieder nahe gebracht. Nicht nur als Dekanatskantor und Organist – das sei ausdrücklich betont. Auch als Chorleiter und Dirigent: Nicht zu vergessen sind die regelmäßigen Konzerte mit der Pauluskantorei. Höhepunkte waren Aufführungen wie Mendelssohns Paulus, Händels Messias, Mozarts Krönungsmesse, Bachs Johannespassion, das Weihnachtsoratorium oder Rutters Gloria und Magnificat. „Die Pauluskantorei, aber auch den Posaunenchor hat er nachhaltig geprägt“, sagt Käpplinger. Doch auch hierzulande weitgehend unbeachtete, aber dennoch bedeutende zeitgenössische Komponisten brachte Krüger dem Publikum näher: Das letztjährige Passionskonzert stand im Zeichen von Arvo Pärt, einem Komponisten aus Estland. Oder der Finne Risto Valtasaari, der auf Einladung Krügers zum 25-Jahr-Jubiläum der Mühleisen-Orgel in der Pauluskirche spielte.

„Nun ist es Zeit aufzubrechen und etwas Neues zu beginnen“, sagt Krüger. Ende des Monats endet dieser Abschnitt seines Lebens. 30 Jahre wirkte er in Zuffenhausen. Zuvor war er von 1976 bis 1986 als Kirchenkreiskantor für den Kirchenbezirk Bodenwerder-Holzminden und als Organist an der Stadtkirche St. Nicolai Bodenwerder in Niedersachsen tätig. Nun setzt er seinen beruflichen Schlussakkord. Sein Nachfolger wird Alexander Kuhlo, der Anfang September seinen Dienst antritt.