Vor 100 Jahren hat der Genozid an orientalischen Christen im damaligen Osmanischen Reich begonnen. Mehr als 400 Menschen haben bei einer Demonstration in Göppingen daran erinnert.

Göppingen - Hundert Jahre nach dem Beginn der Verfolgung von Christen im Osmanischen Reich haben mehr als 400 Assyrer, Aramäer, Armenier, Chaldäer und Pontos-Griechen am Samstag in der Göppinger Innenstadt an den „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ erinnert. „Wir fordern Anerkennung“, hieß es in Sprechchören. Die Türkei lehnt es nach wie vor strikt ab, von einem Genozid zu sprechen.

 

Redner der syrisch-orthodoxen Gemeinde wiesen bei einer Kundgebung vor dem Rathaus darauf hin, dass heute in der selben Region erneut Christen verfolgt würden, diesmal von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Die Weltgemeinschaft dürfe nicht länger wegsehen, sondern müsse Schutzzonen ausweisen.

Der CDU-Landtagskandidat Simon Weißenfels sagte, auch der Bundestag müsse endlich den Völkermord als solchen benennen. In der nächsten Woche soll eine Resolution verabschiedet werden, allerdings wird im Entwurf der Regierungsfraktionen das Wort „Völkermord“ mit Rücksicht auf die Türkei wieder einmal vermieden. Dabei trage auch das Deutsche Kaiserreich eine Mitschuld an dem Genozid, sagte der Grüne Landtagsabgeordnete Jörg Fritz.

„Beihilfe zum Völkermord“ heißt ein jüngst erschienenes Buch, das der Autor Jürgen Gottschlich am Montag, 19 Uhr in der Göppinger Stadthalle vorstellt. Darin zeichnet der Türkei-Korrespondent der Berliner Tageszeitung Deutschlands Rolle bei der Vernichtung der Armenier nach.