Hundertausende demonstrieren für die Einheit Spaniens – doch die emotional aufgeladene Atmosphäre kann nur Premier Rajoy befrieden, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Es Spanien - ist nicht nur ein Streit zwischen Spaniern und Katalanen, der da am Sonntag wieder Hunderttausende auf die Straßen Barcelonas getrieben hat, es ist ein Streit zwischen Hirn und Herz. Tagelang hatten die Vertreter der katalanischen Unabhängigkeit die Bilder der fahnenschwenkenden Massen geliefert, Menschen, die in erster Linie ihrem Herzen folgen. Nun waren diejenigen an der Reihe, die eher dem Hirn folgen, ebenfalls zu Hunderttausenden, teils aus der Region, teils von weither zugereist.

 

Bei allem Verständnis für katalanischen Stolz: Es gibt völkerrechtlich keine erdenkbare Rechtfertigung dafür, sich von Spanien zu lösen. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker wird zwar gerne zitiert, führt aber nicht zu einem Abspaltungsrecht. Das könnte gegeben sein wenn Spanien der Separation zustimmt oder wenn die Katalanen massiv unterdrückt würden. Weder das eine noch das andere ist gegeben. Die Argumentation des spanischen Premiers ist daher richtig – und doch wieder falsch, denn sie ist viel zu rational. Diejenigen, die sich für die Unabhängigkeit einsetzen, folgen dem Gefühl ihres Herzens, sind für rationale Argumente nur sehr bedingt empfangsbereit. Erst recht nicht, wenn diese als spanische Härte empfunden werden. Gerade weil Madrid recht, hat muss es jetzt in Gespräche einlenken.