Die Labradorhündin, die am 17. März in Denkendorf mutmaßlich einen Giftköder gefressen hat, ist an dem seit 2001 verbotenen Pflanzenschutzmittel E 605 verendet. Das hat ein toxikologisches Gutachten ergeben.

Denkendorf - Der Hund, der am 17. März in Denkendorf vermutlich einen Giftköder gefressen hat und danach verendete (wir berichteten), ist an dem Pflanzenschutzmittel Parathion – besser bekannt als E 605 – gestorben. Das hat der Polizei zufolge ein toxikologisches Gutachten ergeben. Damit erhärtet sich der Verdacht, dass die zweieinhalb Jahre alte Labradorhündin namens Bella an einem vorsätzlich ausgelegten Köder gestorben ist, denn das hochgiftige Insektizid ist seit 2001 EU-weit generell verboten. „Wir wissen jetzt, was es war“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, „aber das bringt uns nicht weiter.“ Seine Kollegen ermittelten nach wie vor, um dem mutmaßlichen Hundehasser auf die Spur zu kommen.

 

Tierärztin: Hund hatte keine Chance

Er muss wohl Restbestände der giftigen Substanz im Keller lagern, vermutet die Tierärztin Simone Götz, die davon ausgeht, dass „da schon eine Absicht dahinter steckt“. Sie hat in ihrer Praxis in Ostfildern-Nellingen die Hündin in den Stunden vor deren Tod behandelt. Viel habe sie nicht mehr für das Tier tun können, „wir hatten keine Chance“, sagt sie. Sie habe lediglich dessen Leiden lindern können, indem sie ein Medikament verabreicht habe, das krampflösend wirke. Dass es sich um E 605 gehandelt habe, sei damals nicht zu erkennen gewesen, als Bellas Besitzerin Edith Klenk den Vierbeiner in ihre Praxis gebracht habe. Zwar seien die Symptome – die Hündin habe stark gekrampft, gespeichelt und unter starkem Durchfall gelitten – typisch gewesen. Doch „das Gemeine ist, dass solche Gifte schnell resorbiert werden“ und sich schon nach kurzer Zeit im Magen nichts mehr davon befinde. Es sei dann in der Leber nachgewiesen worden.

Auf Verdacht ein Gegenmittel zu geben, sei nicht möglich. Außerdem deute sich die Vergiftung nicht an, die Wirkung trete wie im Fall der jungen Labradorhündin nach etwa zwei Stunden „von jetzt auf nachher“ ein, erklärt die Veterinärmedizinerin.

Wenn indes der Verdacht bestehe, dass ein Hund Rattengift aufgenommen habe, könne Vitamin K verabreicht werden. Dieses baue die Blutgerinnung wieder auf, die durch das Gift gestört werde. Medikamente mit diesem Wirkstoff könnten auch beim Verdacht einer Vergiftung gegeben werden, sie seien für das Tier nicht schädlich.

Altbestände von E 605 in Kellern

Eine so dramatische Symptomatik wie in dem Fall am 17. März, komme glücklicherweise nicht häufig vor, sagt Simone Götz: „Das ist schon ein krasser Fall.“ Aber immer mal wieder müsse sie Hunde behandeln, die präparierte Köder gefressen hätten. Meist seien diese mit Rattengift versehen, vereinzelt aber auch mit Rasierklingen oder Nägeln bestückt.

Eine Vergiftung mit E 605 führe zu einem „fürchterlichen Tod“, erklärt Ellen Scherbaum vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart. In der Landwirtschaft werde das Verbot offenbar beachtet, „wir finden schon seit Jahren kein Parathion mehr im Obst und Gemüse“, sagt sie. Gleichwohl existierten wohl in einigen Kellern noch Altbestände des Pflanzenschutzmittels.