Beim Tag des offenen Denkmals am 8. September sind wieder viele Gebäude für Besucher geöffnet. Auch die Raufutterscheune auf dem Hallschlag ist dabei.

Bad Cannstatt - Es gibt Denkmäler, die überzeugen nicht nur durch ihre Architektur, sondern vor allem auch durch ihre spannende Nutzungsgeschichte. Die ehemalige Raufutterscheune gegenüber der Reiterkaserne auf dem Hallschlag in Bad Cannstatt ist so ein Beispiel.

 

Ursprünglich diente das aus dem Jahr 1914 stammende Gebäude als Futterlager für die in der benachbarten Dragonerkaserne untergebrachten Pferde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Scheune von den amerikanischen Soldaten als Autowerkstatt genutzt, und nun soll dort eine Kindertagesstätte entstehend.

Wer sich selbst ein Bild von dem denkmalgeschützten Gebäude machen möchte, hat am Sonntag, 8. September, Gelegenheit dazu. Beim Tag des offenen Denkmals sind in Bad Cannstatt und den Neckarvororten wieder viele historische Bauten für Besucher geöffnet. Die Aktion steht in diesem Jahr unter dem Thema „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale“.

Was könnte da besser passen, als eine Führung über eine Baustelle. Denn die Umbauarbeiten in der ehemaligen Futterscheune laufen auf Hochtouren. Die Fertigstellung der neuen Kita sei für November geplant, sagt Manfred Kaul, der Geschäftsführer der sbr (Gemeinnützige Gesellschaft für Schulung und berufliche Reintegration). Die sbr hat die Scheune 2004 von der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) gekauft, die sie nach den Worten von Kaul in den 1980er Jahren den Amerikaner abgekauft hat.

Für den Umbau ist der Architekt Peter Ludwig zuständig

Die sbr nutzte das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk zunächst selbst. Die Angebote zur arbeitspädagogischen Orientierung seien dort untergebracht gewesen. In Zukunft will die sbr aber nur noch als Vermieter fungieren. Das rund 440 Quadratmeter große Erdgeschoss soll zur Kita werden. Betreiber ist die Interkulturelle Bildungs-Initiative Stuttgart (IBIS), die ihren Schwerpunkt im Bereich der Waldorfpädagogik setzt.

Die Renovierung des fast 100 Jahre alten Gebäudes war nach Angaben von Kaul längst überfällig. „Es war ein einziges Provisorium“, sagt der Geschäftsführer. Die Scheune sei stark sanierungsbedürftig gewesen. Für den Umbau ist der Architekt Peter Ludwig zuständig. Er hat viel Erfahrung mit der Sanierung denkmalgeschützter Bauten. Dennoch habe sich die Abstimmung mit der zuständigen städtischen Behörde über zwei Jahre hingezogen, berichtet Kaul. Erst im März dieses Jahres konnten die Arbeiten beginnen. Da insbesondere die Außenhülle des Gebäudes unter Denkmalschutz steht, sorgten gerade die Pläne des Architekten, zusätzliche Fenster einzubauen, für Diskussionen. Letztlich stimmte die Denkmalschutzbehörde aber zu. Neben den ursprünglichen sehr weit oben in der Fassade eingebauten Fenstern gibt es nun tiefere, so dass die Kita-Kinder nach draußen gucken können.

Pläne für ein Kinder- und Bewegungszentrum

Doch mit der Nutzung als Kindertagesstätte sind die Zukunftspläne für die ehemalige Raufutterscheune noch lange nicht abgeschlossen. Der Turnverein Cannstatt (TVC) könnte sich vorstellen, dort ein Kinder- und Bewegungszentrum zu integrieren, erzählt Kaul.

Da eine wesentliche Voraussetzung hierfür allerdings eine „langfristige städtische Unterstützung sei“, müssten zunächst die kommenden Haushaltsberatungen des Gemeinderats abgewartet werden. Erst wenn die Finanzierung steht, soll auch das Obergeschoss des gut 15 Meter hohen Gebäudes ausgebaut werden. Der sbr-Geschäftsführer spricht von einer „historischen und städtebaulichen Chance“ für den Stadtteil Hallschlag.

Programm am 8. September

Bad Cannstatt Die ehemalige Raufutterscheune, Am Römerkastell 75, kann von 12 bis 16 Uhr besichtigt werden. Die Reiterkaserne , Hartensteinstraße 5, ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen werden um 12, 14 und 16 Uhr angeboten. Das ehemalige Natursteinwerk und der Steinbruch Lauster, Neckartalstraße
211/225, ist nur während der Führungen um 10, 12, 14 und 16 Uhr zugänglich. Auch die Lutherkirche, Martin-Luther-Straße 54, kann von 11 bis 14.30 Uhr besichtigt werden. Um 12 Uhr gibt es eine Führung.

Hedelfingen
Sowohl die Alte Kirche, Amstetter Straße 7, als auch die Kreuzkirche, Amstetter Straße 25, sind von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen werden um 14, 15 und 16 Uhr angeboten.

Obertürkheim Die
evangelische Andreaskirche in Uhlbach, Luise-Benger-Straße 2, kann von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden (Führungen: 14.30, 15.15, 16 und 16.30 Uhr)

Wangen Die
evangelische Michaelskirche, Im Kirchweinberg 1, ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen werden stündlich angeboten.