Der Motorworld-Betreiber Andreas Dünkel übernimmt das frühere Empfangsgebäude des Flughafens. Es ist im Prinzip seit 1992 sich selbst überlassen worden – und in einem entsprechenden Zustand.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Böblingen - Zum Geburtstag wird es sicher noch nicht hübsch gemacht sein. In wenigen Monaten steht das 100-Jahr-Jubiläum des einstigen Böblinger Flughafens an. Aber immerhin wird dessen historisches Empfangsgebäude nächstes Jahr einen Besitzer haben, der sich dann um das verlassene Blockhaus kümmert. Im vergangenen Oktober hatte Andreas Dünkel noch einmal sein Interesse an der Liegenschaft auf dem Flugfeld bekundet und Pläne dafür vorgelegt. Damals sollen drei Investoren um das Holzgebäude gebuhlt haben. Nun ist ein Erbbaurechtsvertrag mit dem Motorworld-Betreiber in Arbeit. Damit bleibt das Grundstück im Besitz des Zweckverbands Flugfeld, aber das Bauwerk und das Baurecht gehen an den Kieswerkbesitzer aus dem Landkreis Biberach.

 

„Derzeit wird der Erbbaurechtsvertrag von beiden Eigentümern des Zweckverbandes geprüft“, teilt Peter Brenner zum Stand der Verhandlungen mit. Wenn die Städte Sindelfingen und Böblingen damit zufrieden sind, erfolgt laut dem Zweckverbandsgeschäftsführer der Abschluss mit Dünkel Investments. Mit dem Unternehmen ist das Papier bereits abgestimmt. Nach diesem Schritt würden die genauen Planungen zur Erhaltung und zum Betrieb des Empfangsgebäudes bekannt gegeben, erklärt Brenner. Weil es sich um ein historisch bedeutendes Objekt handle, hätten sich der Verband und dessen Besitzer für einen Erbbaurechtsvertrag entschieden, statt das Grundstück zu verkaufen. Damit haben die Stadtverwaltungen mehr zu sagen, wenn es um die Errichtung neuer und die Erhaltung bestehender Bauwerke auf dem Gelände an der Konrad-Zuse-Straße geht.

Strenge Vorschriften für die Hütte

Andreas Dünkel muss sowieso schon strengen Vorschriften folgen: Das 1925 errichtete Empfangsgebäude steht unter Denkmalschutz, was kaum Veränderungen und keine Vergrößerungen erlaubt. „Und die Städte haben beide einen hohen Anspruch“, sagt die Verbandssprecherin Lisa Kuttler: Das Gebäude soll öffentlich zugänglich bleiben und Raum für eine Gedenkstätte bieten. In den vergangenen Jahren lagen schon einige Konzepte vor, ein Steakhouse oder ein US-amerikanisches Restaurant schwebte den Interessenten angesichts des cremeweißen Blockhauses auf der grünen Wiese vor. Doch für eine solche Nutzung gilt die Hütte als zu klein.

Konkrete Angebote habe es aber in all den Jahren, die das Holzhaus nun schon verfällt, nie gegeben, sagt Lisa Kuttler. Konkret sei es erst im vergangenen Oktober geworden. Auch Andreas Dünkel soll einen gastronomischen Betrieb planen – und einen Neubau. Das Verbot, das Denkmal zu erweitern, will er mit einer verbindende Konstruktion aus Glas umgehen. Der Bauunternehmer hatte angekündigt, rund 1,5 Millionen Euro in das Projekt zu stecken. Laut einem älteren Gutachten kostet es allein 660 000 Euro, das Blockhaus wieder herzurichten.

Wie ein abbruchreifer Schuppen

Vor dem Eingang sprießt ein Holunderbusch, Betonstücke sind von der Treppe und dem Fundament abgebrochen, die Farbe blättert ab. Von den Sprossenfensters ist längst keines mehr übrig, Sperrholz ersetzt die Scheiben. Ein Eisenzaun schirmt das Gebäude, das zwischen den Neubauten Medicum und Kindertagesstätte wie ein abbruchreifer Schuppen wirkt, ab. Im Prinzip ist das Blockhaus sich selbst überlassen, seit die US-Amerikaner 1992 das Feld räumten. „Ich wollte schon viel weiter sein“, hatte Peter Brenner bereits vor neun Monaten gesagt. Und auch Andreas Dünkel hatte betont, dass er seit Längerem ein Auge auf das architektonische Juwel geworfen habe. Sollte der Motorworld-Besitzer demnächst das Steuer übernehmen können, ist er Kapitän in allen Gebäuden, die vom Flughafen übrig geblieben sind.