Die Sanierung des Hoppenlau-Friedhofs beginnt wohl erst im Jahr 2014 – dabei sind bei drei Viertel aller Gräber die Schäden bereits so groß, dass sie nicht mehr gerettet werden können.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Noch stehen die wichtigen finanziellen Zusagen aus, aber alle sind guten Mutes, dass die dringend erforderliche Sanierung von knapp 1700 Grabmälern auf dem Hoppenlaufriedhof, dem ältesten Gottesacker Stuttgarts, 2014 beginnen kann. Rund 1,5 Millionen Euro wird man brauchen, um die durchfeuchteten und bröckelnden Grabsteine, von denen oft die Inschriften und Ornamente abblättern, wiederherzustellen. Der Zustand ist so schlecht, dass die Restauratorin Juliane Weigele bei ihrer Analyse 77 Prozent aller Grabsteine in die höchste Schadensstufe eintragen musste.

 

Der Bund hat bereits 350 000 Euro für den komplett unter Denkmalschutz stehenden Friedhof aus dem Jahr 1626 zugesagt. Der Stuttgarter Gemeinderat soll im Herbst bei den Etatberatungen seinen Anteil dazu geben; auch das Land und die Denkmalstiftung Baden-Württemberg haben Mittel in Aussicht gestellt – alle sollen einen ähnlich hohen Anteil wie der Bund tragen. Private Spender, so hofft man, geben den Rest. Der Schwäbische Heimatbund, der im März 2012 Alarm geschlagen hatte, konnte schon 15 000 Euro sammeln.

Die zwei ältesten Gräber stammen noch aus dem 17. Jahrhundert

Angelika Reif von der Oberen Denkmalschutzbehörde machte gestern bei einem Rundgang nochmals deutlich, welch hohen Wert der Hoppenlaufriedhof besitzt. Die ältesten Gräber stammten noch aus dem 17. Jahrhundert. Jeder Grabstein, ob aus Sandstein, Marmor oder Granit, sei ein Unikat und erzähle viel über die Bestattungskultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Zudem sei der Friedhof natürlich für die Stadt- und Landesgeschichte bedeutsam, weil dort viele bekannte Personen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben – so der Dichter Wilhelm Hauff, der Bildhauer Johann Heinrich Dannecker oder der Baumeister Eberhard Etzel.

Allerdings musste Maurus Baldermann vom Garten- und Friedhofsamt der Stadt auch einräumen, dass manche Denkmäler schon so schwer beschädigt sind, dass sie nicht mehr zu retten sind: „Zum Glück sind aber keine Denkmäler von ganz wichtigen Persönlichkeiten darunter“, so Baldermann. Er schätzt den Anteil der ganz verlorenen Gräber auf unter zehn Prozent. Rekonstruktionen dieser Gräber lehnt die Denkmalbehörde als nicht authentisch ab. Nach der Sommerpause soll bereits mit den Vorarbeiten begonnen werden; dafür hat der Schwäbische Heimatbund jetzt der Stadt Stuttgart 10 000 Euro übergeben.

Die ersten Gräber werden vermutlich erst 2014 „steinchirurgisch“ überarbeitet. Vermutlich wird eine richtige kleine Bauhütte auf dem Hoppenlaufriedhof entstehen. Die Arbeiten werden sich, da die Sanierung fachlich aufwendig sei und es nur wenige entsprechend ausgebildete Restauratoren und Steinmetze gebe, bis 2017, vielleicht sogar bis 2020 hinziehen. Nicht alle der rund 1300 Grabsteine in der höchsten Dringlichkeitsstufe werden also sofort konserviert werden können. Auch die Wege und das Umfeld werden erneuert.

Bei der letzten Restaurierung in den 1980er Jahren gab es Fehler

Vorher wird für jedes einzelne Denkmal ein individueller Rettungsplan erarbeitet. Dabei kann man auf Fotografien zurückgreifen, die in den 1980er Jahren bei der letzten Restaurierung von allen Gräbern angefertigt worden sind. Leider sei damals nicht nur Gutes getan worden, so Angelika Reif: So sei ein heute überholtes Verfahren angewandt worden, durch das die oberflächennahen Schichten des Steins trocken gelegt wurden – in der Tiefe blieb es aber feucht. Irgendwann bricht die trockene Schicht deshalb komplett ab.