Der 0711-Club ist vermutlich die legendärste Partyreihe der Stadt. Ohne sie wäre Stuttgart nur halb so cool. Samstag in der Schräglage, vor 16 Jahren im Prag.

Stuttgart - Wer mal dabei war, der erzählt heute noch davon. Und wer nicht dabei war, erzählt heute gerne mal, dass er es war. Der 0711-Club ist die wahrscheinlichst legendärste Partyreihe der Stadt. Ohne sie wäre Stuttgart nur halb so cool.

 

Entstanden ist die Clubreihe im Jahr 1996. Also mal so vor 15 Jahren. Ist eine ganze Ecke her, dass Schowi und Strachi von den Massiven Tönen auf die Idee kamen im Club Prag eine Party zu starten. Sie schlugen Chris List, dem damaligen Betreiber des Prag also vor, den Freitag zu übernehmen. Jede Woche traute man sich anfangs noch nicht, es sollte jeden zweiten Freitag im Montag eine Hip-Hop-Party geben. Was heute ganz normal klingt, war 1996 für Deutschland ziemlich gewagt, erzählt Strachi. Mit dem Namen 0711 kam dann schließlich jemand ums Eck. Der war damals noch nicht so abgenutzt wie heute, doch was geblieben ist: Bei dieser Zahlenfolge denkt man an Stuttgart. Am 6. November 1996 wurde eröffnet. Es lief erstmal mäßig an.

Ein DJ aus Amerika

Dann aber kamen die Hip-Hop Open und die Abschlussparty im Club Prag. "Plötzlich ging's voll ab", sagt Strachi. Und als sie dann schließlich einen DJ aus Amerika engagierten, war ihr Ruhm praktisch besiegelt. Vor 15 Jahren war Besuch aus den USA an den Plattentellern nicht angedacht. Was heute eher normal erscheint, war damals eine krasse Aktion. Schowi und Strachi flogen also extra nach New York um Tony Touch für ihre Party zu gewinnen. Und er sagte zu.

Und sagte drei Tage vor der Party wieder ab. Da war allerdings schon die halbe Stadt plakatiert. "Ich hab echt nie wieder so einen Schock gehabt", sagt Strachi. Mit Vollgas wurde nach Ersatz gesucht, erst einen Ami-DJ ankündigen und dann selbst hinter dem DJ-Pult auftauchen ging gar nicht. PF Cuttin hieß die Lösung, ein New Yorker Hip-Hop-DJ sagte spontan zu. Der Flug war entsprechend teuer und das Übergepäck des Gastes kostete die Jungs mal kurz 1400 Euro. Egal, es wurde eine abartige Party.

Ab durch die Decke

Als sich um zehn Uhr die Clubtüren öffneten, kamen die Leute bereits in den noch leeren Club getanzt. Und PF Cuttin dankte es ihnen. Er legte sechs Stunde ohne Pause auf. Nicht mal die Klos des Prag hat er besucht. Dieser Abend habe den Ruf des 0711-Club begründet. Von nun an kamen die Menschen aus ganz Deutschland angereist, aber auch aus Frankreich und Spanien. "Wir hatten schlicht den Ruf des krassesten Hip-Hop Clubs Deutschlands", sagt Strachi. Nebenbei wurde die Kolchose groß. Freundeskreis, die Massiven Töne, Afrob sie alle gingen praktisch erfolgsmäßig durch die Decke und entdeckten sich auch in der Bravo wieder.

In einem Artikel bezeichnete die Bravo Max Herre als den "Jesus von Benztown" und bildete daneben seinen "Tempel", den 0711-Club ab. Was folgte war der Song "Exklusivinterview". Und die erste Kolchose-Tour. Der letzte Tourtag fiel ausgerechnet auf einen 7.11. und die After-Show-Party ins Prag. Im Sommer 2002 ging es dann zu Ende. Noch lief die Reihe, aber der "Vibe" drohte verloren zu gehen. Der Radiosender das Ding berichtete mit einer Live-Schalte von der letzten Party. Die Leute heulten und rissen den Club fast ab. Aufhören, wenn es am schönsten ist, daran haben sich die Jungs gehalten.

In der Schräglage

Und kamen aber wieder. Ein Jahr wurde in dem Club neben dem Schocken (können uns die Namen da aus Prinzip nicht merken) gefeiert, dann pausiert. Seit einigen Monaten sind sie zurück. Und haben sich eine würdige Location für ihre Partyreihe ausgesucht. Finden wir. In der Schräglage wird unregelmäßig der 0711-Club wiederbelebt. Zum Beispiel diesen Samstag. Voll ist es dann immernoch und man flüstert sich die Geschichten von früher zu. Die kann natürlich meist vom Alter her niemand mehr kennen. "Wir waren früher auch im 0711-Club", hört Strachi dann öfters mal. "Die großen Geschwister vielleicht", sagt er und grinst. Mit acht Jahren durfte man im Prag dann doch noch nicht mitfeiern. Aber wie das so ist, gute Geschichten werden eben gerne mal überliefert und weitererzählt. Und das ist ja auch gut so.