Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

„Im Bauernhofkindergarten können die Kinder spielen, was man sonst nicht so macht“, sagt Alexandra Hahn, nachdem sie ihre fünfjährige Tochter Jade abgeliefert hat. Immer wieder gebe es besondere Erlebnisse. Im Frühjahr waren die Kinder bei der Geburt eines Lämmchens dabei. „Mama“, habe Jade hinterher erklärt, „das war der schönste Tag in meinem Leben.“

 

An diesem Morgen kommen keine neuen Lämmchen auf die Welt. Schon früh brennt die Sonne vom Himmel, und vor dem Bauernhaus von Familie Gutekunst auf halber Höhe über dem Kinzigtal sitzen 13 kleine Landwirte und haben ihre Schafferhosen an. Manche sind aus Leder, andere von Engelbert Strauss. „Erst versorgen wir die Tiere, dann kümmern wir uns um das Brennholz, und die Wiese am Kartoffelacker muss auch noch gemäht werden“, verkündet Siegl den Tagesplan. Zuvor wird durchgegangen, welche Früchte die Kinder im Wald essen dürfen. „Erdbeeren, Himbeeren, Vogelbeeren, Brombeeren und Gummibären“, zählt der sechsjährige Marijan auf. Letztere habe er am allerliebsten.

Einen geeigneten Bauernhof zu finden war gar nicht einfach. Bei zwölf Landwirten hatten Helmut Siegl und seine Mitstreiter angeklopft. Alle fanden die Idee toll. Auf seinem Hof wollte dann aber keiner die Kinder haben. Traktoren führen herum, Erntegeräte und andere Maschinen stünden bereit. Das sei viel zu gefährlich, hieß es.

Es gibt Schafe, Ponys, Hühner, mehrere Bienenvölker und eine Kuh

So landete man bei Roland Gutekunst. Der 45-jährige Krankenpfleger hat sich mit dem Kauf eines baufälligen Bauernhofes 200 Höhenmeter oberhalb von Schiltach vor ein paar Jahren einen Traum erfüllt und mit viel Aufwand seiner riesigen Familie ein ausreichend großes Dach über dem Kopf verschafft. Acht Kinder und vier Pflegekinder gehören zur Familie. Der jüngste Spross besucht selbst den Bauernhofkindergarten. Für den Eigenbedarf werden Gemüse und Kartoffeln angebaut. Es gibt Schafe, Ponys, Hühner, mehrere Bienenvölker und eine Kuh. „Für unsere Zwecke reicht’s“, sagt Siegl, der mit seinem Kindergarten die Ferienwohnung bezog.

Ein bisschen ist es dort oben wie auf einer Alm. Und bis vor Kurzem sah Siegl tatsächlich aus wie der Großvater von Heidi. Doch wenn die Eisheiligen vorüber sind und die Schafe geschoren werden, muss auch der weiße Rauschebart ab. Das erledigen die Kinder mit der Schere. Jedes durfte mal. Zwei, drei Stunden sei anschließend noch gefremdelt worden. „Das ist nicht mehr der Helmut“, hieß es, dann aber stellte die fünfjährige Anna anerkennend fest: „Du siehst viel jünger aus.“

„Im Bauernhofkindergarten können die Kinder spielen, was man sonst nicht so macht“, sagt Alexandra Hahn, nachdem sie ihre fünfjährige Tochter Jade abgeliefert hat. Immer wieder gebe es besondere Erlebnisse. Im Frühjahr waren die Kinder bei der Geburt eines Lämmchens dabei. „Mama“, habe Jade hinterher erklärt, „das war der schönste Tag in meinem Leben.“

An diesem Morgen kommen keine neuen Lämmchen auf die Welt. Schon früh brennt die Sonne vom Himmel, und vor dem Bauernhaus von Familie Gutekunst auf halber Höhe über dem Kinzigtal sitzen 13 kleine Landwirte und haben ihre Schafferhosen an. Manche sind aus Leder, andere von Engelbert Strauss. „Erst versorgen wir die Tiere, dann kümmern wir uns um das Brennholz, und die Wiese am Kartoffelacker muss auch noch gemäht werden“, verkündet Siegl den Tagesplan. Zuvor wird durchgegangen, welche Früchte die Kinder im Wald essen dürfen. „Erdbeeren, Himbeeren, Vogelbeeren, Brombeeren und Gummibären“, zählt der sechsjährige Marijan auf. Letztere habe er am allerliebsten.

Einen geeigneten Bauernhof zu finden war gar nicht einfach. Bei zwölf Landwirten hatten Helmut Siegl und seine Mitstreiter angeklopft. Alle fanden die Idee toll. Auf seinem Hof wollte dann aber keiner die Kinder haben. Traktoren führen herum, Erntegeräte und andere Maschinen stünden bereit. Das sei viel zu gefährlich, hieß es.

Es gibt Schafe, Ponys, Hühner, mehrere Bienenvölker und eine Kuh

So landete man bei Roland Gutekunst. Der 45-jährige Krankenpfleger hat sich mit dem Kauf eines baufälligen Bauernhofes 200 Höhenmeter oberhalb von Schiltach vor ein paar Jahren einen Traum erfüllt und mit viel Aufwand seiner riesigen Familie ein ausreichend großes Dach über dem Kopf verschafft. Acht Kinder und vier Pflegekinder gehören zur Familie. Der jüngste Spross besucht selbst den Bauernhofkindergarten. Für den Eigenbedarf werden Gemüse und Kartoffeln angebaut. Es gibt Schafe, Ponys, Hühner, mehrere Bienenvölker und eine Kuh. „Für unsere Zwecke reicht’s“, sagt Siegl, der mit seinem Kindergarten die Ferienwohnung bezog.

Ein bisschen ist es dort oben wie auf einer Alm. Und bis vor Kurzem sah Siegl tatsächlich aus wie der Großvater von Heidi. Doch wenn die Eisheiligen vorüber sind und die Schafe geschoren werden, muss auch der weiße Rauschebart ab. Das erledigen die Kinder mit der Schere. Jedes durfte mal. Zwei, drei Stunden sei anschließend noch gefremdelt worden. „Das ist nicht mehr der Helmut“, hieß es, dann aber stellte die fünfjährige Anna anerkennend fest: „Du siehst viel jünger aus.“

Das freut den 58-Jährigen natürlich. Während sein Anerkennungspraktikant Robert und die aus Afghanistan stammende Vorpraktikantin nach dem Morgenkreis mit den Kleineren auf der Wiese Löwenzahn pflücken und dann zu Hühnern und Kaninchen hinuntergehen, streifen Siegl und die Vorschüler ihre Gummistiefel über. Kuh Vroni muss gemolken werden, und auch hier ist Joel in seinem Element. Kräftig zieht er an den Zitzen. Die Milch spritzt in den Eimer. „Also ich tu einfach nur drücken“, erklärt er. Dafür klappt es erstaunlich gut. Ruck, zuck sind es zwei Liter. Daraus wird später Käse gemacht. „Joel ist unser bester Melker, und ich bin der Mittelmelker“, erklärt der fünfjährige Ferdi.

Die Unfallkasse gab ihren Segen

Für die Unfallkasse Baden-Württemberg, die Pflichtversicherung für Kinderbetreuungseinrichtungen, war der morgendliche Einsatz am Euter übrigens eine ziemliche Herausforderung. So etwas habe man noch nie versichert, erklärte der Sachbearbeiter. Von Schreibtisch zu Schreibtisch wurde die Angelegenheit gereicht, bis sich schließlich ein Herr aus der Vorstandsetage ein Herz fasste. „Das nehme ich jetzt auf meine Kappe“, bestimmte er und ließ das Melken in die Police schreiben.

Beim Reiten stellte sich die Unfallkasse allerdings auf die Hinterhufe. Siegl ließ sich deshalb von allen Eltern unterschreiben, dass sie das Risiko eines Reitunfalls selbst tragen. Ohnehin trauen sich nur die Größeren in den Sattel. Außerdem sind die Ponys auch für andere Dinge zu gebrauchen. Jetzt zum Beispiel müssen die von Joel und Nathanael bearbeiteten Baumstämme den steilen Waldweg hinauf zum Bauernhof transportiert werden, damit sie als Brennholz eingelagert werden können. Jade und der vierjährige Justus bugsieren drei Stämme auf einen Einachser. Das Holz wird am oberen Ende festgezurrt. Dann setzt sich Mickey, ein kleines, aber kräftiges Pony, in Bewegung und schleift die Fracht hinauf.

Den Einachser hat Siegl selbst gebaut, aus einem Holzbalken und den Rädern eines alten Puppenwagens. Die Adaption bäuerlicher Geräte und Werkzeuge für Kinderhände und Kinderpopos (Melkschemel) sind seine Spezialität. Die Schaufeln, die Hacken und die Eimer, mit denen sonst in den Sandkästen von Kindergärten gebuddelt werde, seien für die schwere Arbeit auf dem Hof völlig ungeeignet, hat Helmut Siegl festgestellt. „Die gingen alle sofort kaputt.“ Und so besorgte er Schaufeln für Erwachsene, kürzte sie am Stiel und verkleinerte das Blatt.

Die Mahd wird auf den nächsten Tag verschoben

An diesem Tag hat Mickey nach der zweiten Tour genug. Kurz vor dem Ziel weigert sich das Pony, auch nur noch einen Huf vor den anderen zu setzen. Die letzten Meter zum Lagerplatz muss Anerkennungspraktikant Robert das Holz selbst schleppen. Erschöpft und verschwitzt lehnt er danach am Zaun. „Normalerweise gehen fast alle männlichen Erzieher nach der Ausbildung ins Heim“, sagt er. Der Bauernhofkindergarten mache den frühkindlichen Bereich aber auch für Männer interessant. „Hier muss ich ganz anders anpacken.“

Die Kinder beginnen derweil mit Kettcars und kleinen Pedaltraktoren Haselnussstecken vom Waldrand zum Hof zu transportieren. Andere spielen das so eben Erlebte im Sandkasten nach. Siegl lässt es geschehen. „Das sind für mich die wunderbarsten Tage“, sagt er. „Man hat etwas zu tun, aber man kann auch wieder damit aufhören.“ Die eigentlich noch angesetzte Mahd auf der Kartoffelwiese wird auf den nächsten Tag verschoben.

Dann wird die fünfjährige Anna erstmals mit den großen Buben zum Melken mitgehen. Erst wird sie nur dabei sein, doch nach wenigen Wochen wird sie selbst Hand anlegen wollen, prophezeit Siegl. Ganz von allein hat sie diese Entscheidung getroffen. Und die dreijährige Emma – blonde Locken, blaue Latzhose, weiß gepunktete rote Gummistiefel – wird an diesem Tag erstmals auf einem Pony sitzen. „Bisher schaute sie immer nur zu, jetzt hat sie einfach gefragt“, erzählt Helmut Siegl, der sich über solche Entwicklungssprünge immer noch wundern kann. „Irgendwann kommt es, und es kommt bei jedem – ganz ohne Druck“, hat er festgestellt. „Das habe ich im Regelkindergarten so nie erlebt.“