Markus Brückner alias Psaiko.Dino ist der DJ des deutschen Rapstars Cro. Längst ist er selbst ein Posterboy der Generation Instagram. Mit seiner nächsten Veröffentlichung will der Produzent auch international Erfolge feiern.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Was kauft ein Popstar bei Rossmann in den Stuttgarter Königsbau-Passagen ein? Antwort: Waschmittel, Kaugummis und Deo, denn als Posterboy des Pops darf man auf keinen Fall müffeln. Zum Schluss packt Markus Brückner alias DJ Psaiko.Dino noch zwei Flaschen Wasser ein, denn nach der Drogerietour geht es weiter in eine abseitige Location am Stuttgarter Hauptbahnhof, wo er ein kleines Studio betreibt.

 

Hätte Brückner seinen kleinen Einkaufsbummel in den sozialen Medien angekündigt, die Königsbau-Passagen hätten ihren Betrieb für ein paar Stunden einstellen können. Bei Instagram hat Markus Brückner 100 000 Abonnenten, auf Twitter folgen dem DJ von Rapstar Cro 113 000 Menschen, und bei Facebook haben knapp 500 000 Menschen bei seiner Seite „Gefällt mir“ geklickt. Vor fünf Jahren war der 30-Jährige noch der Grafikpraktikant bei Cros Plattenlabel Chimperator. Nebenher jobbte er als Abräumer im Stuttgarter Club Zwölfzehn an der Paulinenbrücke.

Früher hingen Cro und Psaiko.Dino zusammen am Palast der Republik herum

Sein Aufstieg ist beinahe so bemerkenswert wie der des Panda-Rappers Cro selbst. Markus Brückner studierte an einer Stuttgarter Hochschule Grafikdesign und gestaltete anschließend Flyer für diverse Partyreihen in Stuttgart. Mit Carlo Waibel alias Cro war Brückner zu dem Zeitpunkt schon privat befreundet: „Ich habe damals auch in einem Kameraladen im Stuttgarter Westen gejobbt, Carlo hat mich oft bei der Arbeit besucht, gemeinsam sind wir dann nach der Arbeit mit unseren Klapprädern zum Palast gefahren.“

Am Palast der Republik, diesem sommerlichen Stück Freiheit im engen Kessel, packte Carlo Waibel eines Abends einen Zettel aus mit einem Liedtext, bei dem jede Zeile auf „easy“ endete. „Er hatte schon viele Wortspiele auf der Liste. Das war alles auf seinem Mist gewachsen, ich habe aber fleißig mitgeholfen.“ Der Rest der Geschichte ist bekannt: Cro wurde mit „Easy“ über Nacht erst digital in Bezug auf Klicks und kurz darauf auch ganz analog Millionär. Für die Auftritte des Rappers mit der Pandamaske brauchte man nun einen DJ. Kurzerhand griff man auf den Grafikpraktikanten zurück und brachte ihm das Basiswissen für angehende DJs bei.

Anfangs erkannten die Fans Psaiko.Dino – Cro aber erkannten sie nicht

In der Anfangszeit des Hypes war Markus Brückner so etwas wie die Stimme von Carlo Waibel. In dem lesenswerten Buch „Easy does it“, das die Geschichte von Cro abwechselnd aus der Perspektive von Chimperator-Labelchef Sebastian Schweizer und eben Markus Brückner erzählt, erinnert sich Brückner an das erste Mal, als er auf der Straße erkannt wurde: „Hey, bist du Psaiko.Dino? Können wir ein Foto mit dir machen?“ Brückner war in dem Moment mit Cro unterwegs, den die Fans aber nicht erkannten, weil es für ihn überraschenderweise auch ein Leben ohne Pandamaske gibt. So konnte Brückner Cro die Kamera für das Knipsen des Erinnerungsfotos in die Hand drücken.

Trotz des märchenhaften Aufstiegs von Cro wollte sich Brückner nie auf die Rolle des Panda-Handlangers reduzieren lassen: „Für mich war klar, dass ich nicht nur der DJ von Cro sein will. Es ergeben sich so viele Möglichkeiten, links und rechts noch etwas mitzunehmen. Warum greifen so wenige andere DJs von Rappern auf diese Chancen zurück?“ Tatsächlich sind die DJs von anderen Musikern meist nur innerhalb der Szene bekannt. Brückner machte dagegen schon früh als eigenständiger Künstler auf sich aufmerksam: Im Januar 2014 veröffentlichte er sein Produzentenalbum „#Hangster“, in jedem Lied trafen ein Gangster- und ein Hipster-Rapper aufeinander. Das Album stieg sofort in die Top Ten der Musikcharts ein.

Psaiko.Dino arbeitet mit dem DJ von Rapper Kool Savas zusammen

Nun will Brückner als Produzent den nächsten Schritt machen. Gemeinsam mit dem DJ Sir Jai – der seinerseits vor allem für den Rapper Kool Savas am Mischpult steht – hat er Take Dat gegründet. Demnächst soll das gemeinsame Werk mit zum Teil englischen Texten erscheinen, die Vorabsingle heißt „Got U“. Psaiko.Dino spielt dem Autor das Lied auf der Theodor-Heuss-Straße in seinem weißen SUV vor. Der Bass presst den Beifahrer in den Sitz. Niemals hätte man eine solch wuchtige Produktion nach Deutschland verordnet. Sie soll international zünden.

Zum Schluss des Treffens gibt es auf dem Weg ins Studio noch eine Nachhilfestunde im Fach soziale Medien. Wenn Brückner will, stellt er zum Beispiel den Kurznachrichtendienst Twitter mal eben auf den Kopf. Als Cro für einen Musikpreis nominiert war, schafften es Brückner, Waibel und weitere Kollegen des Plattenlabels mit dem unsinnigen Hashtag #streusalz in die wichtigsten Suchbegriffe des Tages.

Brückners Freundin ist ebenfalls eine Ikone der sozialen Netzwerke: Bonnie Strange

In einer anderen Konstellation gelang Brückner dies erneut. Der Musiker ist mit Bonnie Strange alias Jana Weilert liiert, einem It-Girl aus Berlin, das als Moderatorin, Model und Modedesignerin über 130 000 Follower bei Twitter hat. Als die beiden an einem Samstagabend auf der Couch herumlümmelten und gemeinsam „Schlag den Raab“ schauten, twitterten sie einen Begriff so lange, bis es dieser in die Top-Themen von Twitter geschafft hatte. Dabei hängten sie die Samstagabend-Show lässig ab. „Am Ende sind Snapchat, Twitter und Instagram nichts anderes als Arbeit, man muss es am Laufen halten“, fasst Markus Brückner zusammen.

Für seine Social-Media-Aktivitäten bekommt Brückner mittlerweile jede Menge „Influencer-Marketing“-Anfragen. Firmen sind an seiner großen Anhängerschaft interessiert, in der Hoffnung, dass er seine Fans bei der Wahl bestimmter Produkte beeinflusst. „Traurigerweise kriege ich das wenigste Feedback, wenn ich etwas von meiner Musik teile. Um was es in den Beiträgen geht, ist übertrieben gesagt fast egal.“

Kritiker nennen ihn „Social-Media-Teletubby des deutschen Musikgeschäfts“

Bei all dem Erfolg sind natürlich auch die Kritiker nicht weit. Viele DJs, die sich ihren Lebensunterhalt seit Jahren in lokalen Clubs hart erarbeiten, sprechen Brückner die technischen Fähigkeiten als DJ ab. Die Popkultur-Wächter des Magazins „Vice“ nahmen kürzlich seine Internetaktivitäten unter der Überschrift „Psaiko.Dino ist das Social-Media-Teletubby des deutschen Musikgeschäfts“ aufs Korn.

Wie aber ist der Aufstieg von Markus Brückner zu erklären? Ist es diese ungewöhnliche Mischung aus unbekümmert und ehrgeizig? Der Journalist Marcus Staiger, der selbst jede Menge erfolgreiche Rapper in Deutschland entdeckt hat, erklärt sich Brückners Erfolg mit „seiner intuitiven Art, die neue Instagram-Optik zu nutzen“, und beobachtet weiter eine „Leichtigkeit, den neuesten Trend zu fühlen und die neuen Medien für sich arbeiten zu lassen.“ Markus Brückner selbst will über die Gründe seines Aufstiegs nicht unnötig philosophieren. Er führt sie eher auf sein Lebensmotto zurück, das „Irgendwas wird sich schon ergeben“ lautet. Vergessen wird er diese Maxime nie: Den Spruch hat er sich tätowieren lassen.