Fast 100 Plieninger kamen nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurück – Dutzende zerstörte Familien, Dutzende vorzeitig beendete Leben. Die Presse der damaligen Zeit erzählte diese Geschichten indessen anders, verharmlosend.

Plieningen - „Da war jüngst einer ausgezogen, auf die Filder hinauf.“ So beginnt das Schwäbische Bilderblatt die Geschichte zu diesem Bild. Weiter lesen wir: Der Wanderer „fand bei Plieningen, in einem reizenden Wiesengrund versteckt, ein Brücklein, das er mit seinem Photo zu knipsen der Mühe wert fand. Ulrichsbrücke steht auf einem Schild über dem Eingang. Wie der Wanderer erfuhr, ist dieses Brücklein errichtet worden zum Gedächtnis an den Sohn des Ortsvorstehers in Plieningen, der auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Wer jemals nach Plieningen (von Riedenberg her, am Ramsbach entlang und das Wiestal herauf) gehen sollte, schau sich das schlichte Denkmal an.“

 

Es bleibt eine süßliche Geschichte

Da ist sie wieder, die Verharmlosung, mit der die damalige Presse das furchtbare Morden und Sterben erträglich zu machen versuchte. Kein Wort von den Schmerzen des Gestorbenen, kein Wort von der Trauer der Eltern. Nur eine süßliche Geschichte bleibt übrig von einem im Gedenken errichteten Brücklein im einsamen Wiesengrund. Tatsache ist: Fast 100 Plieninger kamen nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurück – Dutzende zerstörte Familien, Dutzende vorzeitig beendete Leben.

Bei dem Vater des Gestorbenen, dem erwähnten Ortsvorsteher in Plieningen, muss es sich um Johann Georg Breuning (1846-1920) gehandelt haben. Dieser Landwirt war weit über sein Dorf hinaus als „Bauraschultheß Breuning“ bekannt und geachtet.

Die hier abgedruckte Fotografie wurde zum ersten Mal im Schwäbischen Bilderblatt vom 14. September 1917 veröffentlicht. Dieses Heft war die wöchentliche illustrierte Beilage zum Stuttgarter Neuen Tagblatt. Leider wird der Fotograf nicht genannt.