Karl Rommel wird wohl als der ewige Hausmeister in die Annalen der Stadt eingehen. Im Moment überwacht er die Umbauarbeiten in der Eschenriedschule.

Sindelfingen - Er kann es einfach nicht lassen: Auch mehr als vier Jahre nach Erreichen des offiziellen Rentenalters arbeitet Karl Rommel weiter als Hausmeister der Eschenriedschule. Offiziell ist er im Januar in Rente gegangen, nachdem er den Umzug der Schüler und Lehrer vom Eschenried zum neuen Standort abgewickelt hatte. Doch nahtlos wechselte er aus den Diensten der Stadt Sindelfingen in die des Böblinger Landratsamts. Dort brauchte man die Erfahrungen und Ortkenntnisse des langjährigen Schulhausmeisters für eine Flüchtlingsunterkunft in der Sporthalle der Schule. Nachdem im November die Flüchtlinge ausgezogen sind, klopfte die Stadtverwaltung wieder an. Sie benötigt Karl Rommel nun als Mann für alle Fälle beim großen Umbau der Schule.

 

„Wer rastet, der rostet“, sagt Karl Rommel, der im Mai 70 wird. Und deshalb kam bei ihm niemals auch nur entfernt der Gedanke auf, die Anfragen abzulehnen. „Ich bin noch fit. Warum soll ich dann nicht arbeiten?“, sagt er. Selbst mit modernster Technik hat der Mann, der nach dem Beruf des Landwirts auch noch den des Elektrikers sowie des Klempners erlernte, keine Probleme. „Ich habe die neue Schließanlage für die Klostergartenschule selbst programmiert“, sagt er.

Noch mehr als seine Fachkenntnisse schätzt man ihn in Sindelfingen aber wegen seiner Arbeitsauffassung und seiner pädagogischen Ader. Von wegen gefürchteter, bärbeißiger Hausmeister. „Herr Rommel hat sich um die Schüler wie ein Vater gekümmert. Er war streng, aber sie haben ihn gemocht. Er war ein Ausnahme-Hausmeister“, schwärmt Hans Grau, der Rektor der früheren Eschenried- und jetzigen Klostergartenschule. „Wenn ich unterwegs Schüler treffe, betteln sie: ‚Kommen Sie doch zurück“, erzählt Rommel selbst.

Bestens sei er auch mit den Flüchtlingen ausgekommen, die in den vergangenen Monaten in der Sporthalle gelebt hätten. „Ich kann kein Englisch, und die meisten konnten kein Deutsch. Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt.“ Am Schluss hätten sich die Flüchtlinge mit Wangenküssen von ihm verabschiedet, berichtet Rommel, der stets zur Stelle war, wenn in der Küche ein Herd nicht funktionierte oder eine Waschmaschine verstopft war.

„Ich bin für die Leute da“, sagt der 69-Jährige. Und es sei egal, ob es sich dabei um Schüler, Lehrer, Asylbewerber oder Senioren handle – vor seiner Zeit im Eschenried war er 25 Jahre lang Hausmeister im Altenheim Burghalde. Und er erzählt eine Anekdote aus dieser Zeit. „Eine Frau hielt die Nachtschwester auf Trab, weil ihre Taschenlampe kaputt war.“ Die Schwester habe sich nicht anders zu helfen gewusst, als mitten in der Nacht den Hausmeister anzurufen. Rommel stand auf und wechselte die Birne der Taschenlampe aus. „Da konnte die Frau endlich schlafen.“ Solche Dienste sind für den Mann, der vom Bodensee stammt, selbstverständlich.

Noch immer wohnt er mit seiner Frau in der Hausmeisterwohnung auf dem Schulgelände. Deshalb fühlt er sich verantwortlich für alles. „Ich schaue nicht auf die Uhr und schreibe Stunden auf. Wenn der Weg dreckig ist, dann mach ihn halt sauber.“ Als es noch Schüler im Eschenried gab, mussten auch diese unter den Fittichen des Hausmeisters mit anpacken. „Die Lehrer haben sie zum Nachsitzen zu mir geschickt.“ Das sei weit mehr als Laubfegen gewesen, erzählt der Rektor Grau. „Das war eine Art Sozial-AG. Herr Rommel hat den Jugendlichen einiges beigebracht.“

Rommel ist stolz auf das, was er geschafft hat. Denn seine Kindheit war alles andere als behütet. Aufgewachsen ist er in einer Pflegefamilie und im Kinderheim. „Aus denen wird nichts“, habe man gesagt. „Aus mir ist was geworden“, sagt Rommel.

Drei erwachsene Kinder hat er, drei Ausbildungen absolviert, sein Leben lang geschafft. Und wenn es nach ihm geht, will er auch noch viele Jahre weiter machen. Im Frühjahr läuft sein Vertrag mit der Stadt aus. Doch ein Hausmeister wird dann weiter gebraucht – neue Flüchtlinge sollen in die umgebaute Schule einziehen. Und er hofft auf eine 450-Euro-Stelle. „Wenn mich die Stadt nicht nimmt, suche ich mir eben etwas anderes.“