Der Pionier: als Ranger mit dem höchst gelegenen Arbeitsplatz Achim Labers Beruf ist der Naturschutz - für viele ist er einfach der „Feldberg-Ranger“ Feldberg, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald (sj) –

Feldberg - Die Frage hört er ständig: Wie heißt die gelbe Pflanze, die mit hochschießendem Stil fast überall auf der Wiese zu sehen ist, fragt eine Gruppe von Wanderern. Der Gelbe Enzian sei die bei ihm „am meisten nachgefragte Pflanze“, sagt Achim Laber. Er lacht: früher sei Enzian vor allem Rohstoff für Schnaps gewesen. Nirgends gibt es die unter Schutz stehende krautige Blume aus der Gattung Enziangewächse so oft wie am Feldberg.

 

Der Horizont ist an diesem Tag diesig, trotz des herrlichen Sonnenscheins. Auf dem als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Plateau knapp unterhalb der Marke von 1500 Höhenmetern reicht der Blick auf das Alpenpanorama – vom 246 Kilometer entfernten Mont Blanc bis zur Zugspitze an der deutsch-österreichischen Grenze.

Seit 28 Jahren im Dienst

Hier, wenige hundert Meter oberhalb von Titisee und Schluchsee, ist der Arbeitsplatz von Achim Laber. Seit fast 28 Jahren ist er Ranger am Feldberg, im ältesten Naturschutzgebiet des Landes. Laber war damals der erste Ranger in Baden-Württemberg. Während die Naturschutzwarte oft ehrenamtlich arbeiten, sind Ranger speziell geschulte „Schutzgebietsbetreuer“ und meist zugleich noch Fremdenführer.

Für viele ist Laber mit seinem alemannischen Zungenschlag einfach nur der Feldberg-Ranger. Und er ist in Deutschland der Ranger mit dem höchst gelegenen Arbeitsplatz – und das bei statistischen 1700 Sonnenstunden im Jahr. Er, der in einer Tourismusregion aufgewachsen ist, sagt: „Wenn Du hier bleiben willst, musst Du entweder Kellner oder Förster werden“. Laber hat zwar Forstwirtschaft studiert in Rottenburg, merkte jedoch bald, dass eine Tätigkeit als Förster ihm „viel zu einsam“ war. Als Ranger kann Laber seine kommunikativen Talente ausleben. Der Feldberg sei an vielen Stellen „runtergewirtschaftet“ gewesen, als er seine Stelle antrat, erzählt Laber: „Ein Rummelgebiet, vor allem im Bewusstsein der Besucher“. Heute sehe der Gipfel anders aus als vor 28 Jahren. „Besser“, sagt er. Das sei nicht allein sein Verdienst. „Das Naturschutzgebiet ist ein Baby mit vielen Vätern“. Er zeigt den Menschen die Besonderheiten des Berges und erläutert sie bei geführten Wanderungen.

Der Skisport beschleunigte die Erosion

Bis 1990 umfasst das Schutzgebiet am Feldberg rund 3200 Hektar – und mitten drin der Seebuck mit dem Feldbergturm auf der Bergkuppe. An dem nur wenige hundert Meter südöstlich des Feldberg-Gipfels gelegenen zweiten Gipfel tummelten sich bereits 1891 die ersten Skifahrer. Im Lauf der Jahre kamen immer mehr Liftanlagen und Pisten dazu, vor zwei Jahren wurde ein Parkhaus mit 1200 Stellplätzen gebaut. Mit der 1990 erlassenen Schutzgebietsverordnung kam die Neuaufteilung des Gebiets. Die Skihänge und ein Teil der Freizeitflächen mitten im Schutzgebiet wurden von der Verordnung ausgenommen, zugleich erweiterte man das Schutzgebiet an den Rändern um etwa 1000 Hektar – für Achim Laber „eine pragmatische Entscheidung“. Manche Konflikte hätten sich seitdem entspannt, sagt er. Aber es sei höchste Zeit gewesen einzugreifen. Bilder aus dem Jahr 1975 zeigen die Erosion.

Wandern nur auf den ausgewiesenen Wegen, bitte.

Auch für Wanderer war der Feldberg immer schon ein beliebtes Ziel – nicht nur der Aussicht wegen. Die Besucherlenkung ist ein Hauptanteil der Arbeit von Achim Laber, er achtet darauf, dass die Gäste die ausgewiesenen Wanderwege nutzen. Er sehe sich als Vermittler, sagt der Ranger. „Nur wenn die Menschen verstehen, funktioniert Naturschutz“. Und doch ist Laber auch eine Art Naturschutz-Polizei. Bußgelder würden am häufigsten im Winter fällig, und oft bei solchen, die „es wissen müssten“. Der Ranger bildet mittlerweile mit dem „Haus der Natur“, mit dessen Leiter Stefan Büchner, und mehreren Mitarbeitern ein eingespieltes Team. Alle haben die Gratwanderung zwischen Naturschutz und Tourismus Tag für Tag vor Augen, die Liftanlagen und der Skirummel sind von den Büros aus gut sichtbar.

Aber auch der Naturerlebnispfad für Familien mit Kindern gegenüber dem Seebuck ist mit jährlich 30 000 Besuchern eine Erfolgsgeschichte – Gäste hörten dort die Geschichte des Auerhahns Anton. Das Auerhuhn ist eines der Sorgenkinder des Naturschützers Laber. Die Geschichte hat der 54-Jährige selbst geschrieben – und er ist Hauptdarsteller der Video-Clips, die im Haus der Natur die Besucher begeistern. Dafür erhielt Laber 2016 einen Sonderpreis des Bundesverbands Beruflicher Naturschutz. Die Jury war „von der Kreativität und den naturschutzpädagogischen Fähigkeiten“ des Feldberg-Rangers beeindruckt. Kein Wunder, dass er auch als Nebendarsteller in der Fernsehserie „Die Fallers“ landete: in Staffel 23, Folge 902 spielte er die Rolle seines Lebens, einen Feldberg-Ranger. Der Rolle, die ihn nun schon mehr als die Hälfte seines Lebens ausfüllt.