Wenn die Branche an der Ludwigsburger Filmakademie über TV-Serien spricht, darf der Chef von Ufa-Fiction, Nico Hofmann, nicht fehlen. Mit „Deutschland 83“ hat er ein Serie schon vor der deutschen Ausstrahlung in die USA verkaufen können.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg – Als Professor der Filmakademie hatte Nico Hofmann das Fernsehen im Blick. Jetzt hat er mit der TV-Serie „Deutschland 83“ in den USA schon einen Erfolg gelandet, bevor die Serie im November auf RTL läuft. Ein Gespräch über das Interesse an historischen Stoffen.

 

Herr Hofmann, sind historische Stoffe Ihre persönliche Leidenschaft oder sind sie einfach ein sehr fernsehgerechtes Genre?

In den letzten Jahren sind diese Stoffe schon sehr stark persönliche Leidenschaft gewesen. In der Auseinandersetzung mit meiner Familiengeschichte war sicher „Unsere Mütter, unsere Väter“ der Höhepunkt. Im Moment wende ich mich anderen zeitgeschichtlichen Stoffen zu. Am stärksten interessiert mich die DDR-Geschichte.
Ist die deutsche Geschichte ein Pfund, mit dem sich erzählerisch sehr wuchern lässt?
Das stimmt sicher. Aber das gilt auch für andere Länder. Wenn man beispielsweise schaut, wie viele Filme es in den USA zum Vietnamkrieg gibt. Für uns gilt, dass wir auf dem europäischen Kontinent sicherlich das Volk mit der schmerzvollsten Geschichte sind, wenn man schaut, was wir auf der Welt angerichtet haben. Aber es gibt auch positive Themen wie die Wiedervereinigung. Die Zeitgeschichte rückt im Film immer näher an uns heran.
Ihr nächster Coup wird die achtteilige Serie „Deutschland 83“ sein, die aus der Zeit der Stationierung amerikanischer Pershings und russischer Mittelstreckenraketen in Europa erzählt. Der Mitproduzent Jörg Winger sagt, er freue sich, auch mal einen deutschen Stoff mit gutem Ausgang erzählen zu können. Gibt es auch ein Bedürfnis nach Nicht-NS-Geschichten?
In den acht Folgen geraten Personen auch an Abgründe. Positiv kann man sagen: es kam nicht zum dritten Weltkrieg. Aber wenn wir von „Unsere Mütter, unsere Väter“ reden, dann reden wir von zehn Millionen Zuschauern pro Teil. Daran sieht man, dass noch nicht alles auserzählt ist. Im Moment arbeiten wir an einem Stoff über deutsche Kriegsgefangene. Darüber gibt es seit 20 Jahren keinen einzigen Film. Das ist für mich unerklärbar, wo es doch so viele Menschen betrifft. Es geht mehr denn je darum, präzise zu erzählen.