Eine Douglasie aus dem Freiburger Stadtwald ist der höchste Baum in Deutschland. Jetzt wurde er neu vermessen. In Südbaden ist das ein immer wieder gern inszeniertes Ritual. Aber warum hat der Rekordhalter so einen komischen Namen?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Freiburg im Breisgau - Was der FC Bayern im Fußball, das ist Waldtraut vom Mühlwald bei den Bäumen. Gerade hat die Douglasie aus dem Freiburger Stadtwald wieder den inoffiziellen Deutschen Meistertitel des höchsten Baumes gewonnen. Exakt 66 Meter und 58 Zentimeter misst das mehr als 100 Jahre alte Exemplar. Das ist ganz schön viel Holz. Wobei: andere messen gar nicht mehr. Aber im Fußball bräuchte zu den Bayern-Spielen ja eigentlich auch niemand mehr antreten.

 

Ein spannender Wettstreit

Seit 2008 ist der Titel im Breisgau daheim, genauer im Mühlwald zwischen Günterstal und Schauinsland. Damals hatte es einen spannenden Wettstreit mit der Stadt Eberbach im Rhein-Neckar-Kreis gegeben. Dort hatte man lange Zeit den Titel für eine eigene Douglasie reklamiert. Stimmt nicht, erwiderten die Freiburger Förster und sollten Recht behalten. Vier Studenten der Karlsruher Universität rückten in beiden Orten zu amtlichen Messungen an. Das Ergebnis: Die Freiburger Douglasie war 1,73 Meter höher als ihre nordbadische Konkurrentin.

Seither sind die in unregelmäßigen Abständen vorgenommenen Neuvermessungen ein Fest für die südbadische Seele. So nahmen in dieser Woche zehn Schüler der Vermesserklasse der Freiburger Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule unter der Anleitung ihres Klassenlehrers Elmar Pfeiffer im Mühlwald Maß. Das Ergebnis bescheinigte dem Baum, der ursprünglich von der Westküste Nordamerikas stammt und 1913 als dreijähriger Setzling in den Stadtwald kam, ein konstant gutes Wachstum. Jährlich lege Waldtraut 30 Zentimeter zu und sei damit auch auf Jahrzehnte hinaus von keinem anderen Baum in Deutschland einzuholen, erklärt Toni Klein von der städtischen Pressestelle.

Europaweit nur auf Platz sechs

In der Champions League sieht es ein wenig anders aus. Da rangiert der Freiburger Baum nur auf Platz sechs. Die Website monumentaltrees.com führt als Europas höchsten Baum einen 73 Meter hohen Blauen Eukalyptus bei Coimbra in Portugal. Zudem sei klar, dass nicht jeder Waldbesitzer, der einen hohen Baum habe, diesen an die große Glocke hänge, sagt Klein.

Wer glaubt, Waldtraut vom Mühlwald besitze besonderes Erbgut, liegt übrigens falsch. Ihren adligen Namen habe die Douglasie spontan und möglicherweise aus einer Bierlaune heraus von den Förstern verliehen bekommen, sagt Klein. Ansonsten sei der Rekordhalter in guter Gesellschaft. „Würde er gefällt, würde ein Nachbarbaum einspringen“, sagt Klein. Der Boden sei einfach ideal für diese Spezies. Wer selbst schauen möchte: Von der Bushaltestelle Kyburg an ist der Weg ausgeschildert.

Wo ist Waldtraut?

In Eberbach scheint man das Interesse an dem Thema derweil verloren zu haben. Obwohl: Natürlich hätte er den höchsten Baum Deutschlands schon gerne mal live gesehen, gestand der dortige Revierförster Hubert Richter jetzt gegenüber der „Badischen Zeitung“. Doch als er bei einem Besuch in Freiburg bei der Tourist-Information nach Waldtraut gefragt habe, habe es nur geheißen: „Die hat heute frei.“