Werner Holzwarth war Schriftsteller, Werbemann und Universitätsprofessor. Ein Gespräch mit dem 67-Jährigen und seiner jungen Frau Antje.

Reportage: Frank Buchmeier (buc)
Tübingen – - Werner Holzwarth feiert ein Jubiläum. Vor 25 Jahren wurde seine Geschichte „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ erstmals verlegt. Holzwarth ist nicht nur Kinderbuchautor, sondern auch ein renommierter Werbemann und ein unbequemer Uniprofessor. Der 67-Jährige wohnt mit einer viel jüngeren Frau und seinem Sohn in der Klostersiedlung Bebenhausen.
Herr Holzwarth, Sie wohnen in einer Idylle!
So kann ein Eindruck täuschen. Dörfer sind nicht unbedingt heile Welten. Ich wuchs in Nellmersbach bei Winnenden auf, ein 500-Seelen-Nest, in dem fast nur Bauern lebten. Meine Familie gehörte zu den Ausnahmen, und schon war ich bei meinen Schulkameraden der Außenseiter. Ähnlich ergeht es uns jetzt in Bebenhausen: mir sen di Reigschmeckte. Nur dass die Bauern in Nellmersbach keinen Dünkel hatten, manche Bebenhausener schon. Hier gibt es ein Kloster, den Schönbuch und eine Nobelpreisträgerin. Einige glauben deshalb vielleicht, man sei etwas Besonderes.
Warum sind Sie überhaupt hierhergezogen?
Meine Frau und ich wollten vor drei Jahren mit unserem kleinen Sohn im Süden Deutschlands sesshaft werden. Freiburg und Tübingen standen zur Debatte. Als uns dann Immobilienscout in den Tübinger Teilort Bebenhausen gelockt hatte, verliebten wir uns sofort in dieses wunderschöne Haus und die traumhafte Landschaft ringsum. Was wir nicht ahnten, war, wie sehr uns die Stadt fehlen würde. Wir wollen zur Haustür raus und mitten im Leben stehen. Wir suchen deshalb gerade ein neues Haus in Tübingen.
Kommen wir zum Anlass meines Besuchs: Ich gratuliere Ihnen herzlich zu einem Jubiläum! Ihr Bestseller „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ ist ein Vierteljahrhundert alt.
Danke schön. Am meisten freut mich, dass die Geschichte mittlerweile in 36 Sprachen übersetzt wurde, darunter Afrikaans, Faröisch und Arabisch. Ich hatte den Text ursprünglich für meinen damals zweieinhalbjährigen Sohn geschrieben, weil ich bemerkt hatte, dass er sich für das Thema Kacke interessierte, es aber keine kleinkindgerechte Literatur dazu gab. Dann kamen die genialen Illustrationen von Wolf Erlbruch hinzu. Inzwischen wurde das Buch weltweit fast drei Millionen Mal verkauft.
Warum ist die Geschichte so beliebt?
„Der kleine Maulwurf . . .“ war 1989 auf der Frankfurter Buchmesse die meistgeklaute Neuerscheinung. Das Buch knackte ein Tabu. Plötzlich wollte es jeder haben. Es war nicht nur so, dass es Eltern für ihre Kinder kauften, auch in WGs gehörte es zu der Standardlektüre, die man neben das Klo legte. Heute ist der „Maulwurf“ ein Klassiker und damit ein Selbstläufer.
In gewisser Hinsicht verherrlicht das Kinderbuch eine Auge-um-Auge-Mentalität: Am Ende der Geschichte rächt sich Ihr Protagonist an dem Metzgershund, indem er ihm seinerseits auf den Kopf macht.
Der kleine Maulwurf verteidigt lediglich seine Ehre mit einem winzigen Würstchen! Ich habe mir früher übrigens beim Texten nie Gedanken über den pädagogischen Sinn gemacht. Ich verfolgte keine bestimmte Absicht, aber am Ende hatte die Geschichte doch eine Botschaft. Erst in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass ich politische Messages vermitteln, Themen wie Ausländerhass behandeln sollte. Aber bisher tue ich mich mit der Umsetzung schwer.