Nach dem Schlossplatz soll bald auch der Göppinger Kornhausplatz aufgewertet werden. Der Wettbewerb der Stadt hat dafür jetzt frische Ideen geliefert.

Göppingen - Die Würfel zur Gestaltung des Göppinger Kornhausplatzes sind gefallen: Der erste Preis in dem städtischen Realisierungswettbewerb geht für ihren gemeinsamen Entwurf an die Lohrer Hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner München sowie das Büro Löhle Neubauer Architekten in Augsburg. Damit ist der nächste Schritt getan, um den in der öffentlichen Wahrnehmung etwas abseits liegenden Platz, der aber nur wenige Schritte vom Rathaus und der Neuen Mitte entfernt ist, städtebaulich aufzuwerten.

 

Eine Sitznische aber zu wenig Barrierefreiheit

Auffallend an den Plänen der Sieger sind die sparsame Möblierung des Platzes, ein zentral angelegter Baumhain, eine um die Ecke verlaufende Sitznische entlang des Parkhauses und dessen begrünte Fassade. Vermisst hat die Jury allerdings einen Lesegarten und die Barrierefreiheit im unteren Geschoss des Parkhauses.

In dem Wettbewerb waren 29 Arbeiten eingereicht worden, sieben kamen in die engere Wahl, und drei Preise sowie zwei Anerkennungen wurden vergeben. Beim Ringen um den ersten und zweiten Platz soll es bei der nichtöffentlichen Abstimmung zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, behauptet der Stadtrat der Linken, Christian Stähle, der von „Mauschelei“ spricht und die Rechtmäßigkeit des Verfahrens vom Regierungspräsidium prüfen lassen will.

14 000 Euro Prämie für das Siegerduo

Davon unbehelligt, erhielten die Preisträger in der Kunsthalle bei der Präsentation ihrer Arbeiten Gelegenheit, ihre Entwürfe zu erläutern. „Wir wollten eine einfache Struktur finden, denn der Platz ist gar nicht so wichtig. Sondern er ist lediglich die Bühne für die Menschen, die den Kornhausplatz beleben.“ Mit diesen Worten brachte der siegreiche Landschaftsarchitekt Axel Lohrer seine Philosophie auf den Punkt. Entsprechend wenig Einbauten, auch Stadtmöblierung genannte Elemente, zeichnen den mit 14 000 Euro Siegprämie bedachten Entwurf aus.

Viel Luft für das prächtige Kornhaus

Von einem Konglomerat aus unruhigen und groben Strukturen, die es zu beruhigen gelte, sprach Lohrers Partner Rainer Löhle. Der Architekt meinte damit wohl das Nebeneinander von Geschäftshäusern aus den 50er Jahren bis zur Gegenwart mit Zweckbauten wie dem Parkhaus und schließlich dem einzigen historischen Gebäude, dem prächtigen Kornhaus, das dem Platz seinen Namen gibt. Dass die Planer diesem vielgeschossigen, mittelalterlichen Fachwerkbau in Richtung Norden viel Luft und einen großen Abstand zu dem grünen Hain aus Bäumen gegeben haben, bringe das Kornhaus voll zur Geltung, lobte der Regensburger Architekt Kurt Werner, der als Vorsitzender des Preisgerichts fungierte und außerdem dem vierköpfigen externen Expertengremium, dem Gestaltungsbeirat Göppingen, angehört. Auch die Anlieger des Kornhausplatzes wie Angela Asare, die Leiterin der Stadtbibliothek, Dieter Feil von der Parkhausgesellschaft, der Betreiber des Rockcafés und Uwe Flaig, der derzeit ein Hotel am Kornhausplatz errichten lässt, beteiligten sich als sachverständige Berater an dem Auswahlverfahren.

„Das war uns wichtig, damit sie gleich die Stimmung mitbekommen“, sagte dazu der Baubürgermeister Helmut Renftle. Das Preisgericht hat den siegreichen Planern allerdings auch noch einige Hausaufgaben mit den auf den Weg gegeben. So wird für die Treppenanlage vor dem Rockcafé gefordert, hier eine komfortable Barrierefreiheit herzustellen und den noch fehlenden Lesegarten im direkten Umfeld des Kornhauses mit Bibliotheksnutzung einzuplanen.

Die Ideen für die Fassaden sind nicht bindend

Der Wettbewerb habe sich ausschließlich auf den Platz bezogen und alle anderen Vorschläge wie die Gestaltung der Fassaden der anliegenden Gebäude seien lediglich als Ideen zu bewerten, erklärte der Baubürgermeister. Er sei jedoch guten Mutes, dass einige Ideen, die die Parkhausfassade beträfen, als Vorschläge in die Diskussion eingingen, immerhin plane die Parkausgesellschaft als Betreiber die Sanierung des Zweckbaus.

Vor allem das hier ins Gespräch gebrachte vertikale Grün könne das Stadtklima aufwerten, sagte der Preisgerichtsvorsitzende Werner, der der Stadt ein gutes Händchen bei der Umsetzung der nun prämierten Pläne wünschte.

Ausstellung in der Kunsthalle

Ausstellung:
Noch bis Sonntag, 4. Oktober, sind die Pläne und Entwürfe des Realisierungswettbewerbs Kornhausplatz in der Kunsthalle Göppingen, Marstallstraße 55, zu sehen. Geöffnet ist die Schau freitags von 13 bis 19 Uhr sowie am samstäglichen Feiertag und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr.

Kornhausplatz
: Der rund 3500 Quadratmeter große Platz soll neu gestaltet werden, um die Göppinger Innenstadt zu stabilisieren und weiter zu entwickeln. So sehen es der Masterplan Innenstadt und das Stadtentwicklungskonzept Göppingen 2030 vor. Zuletzt wurde der historisch bedeutsame Schlossplatz nach diesen Maßgaben aufgewertet.