Der Kunstverein Fellbach erinnert in einer Broschüre zum 30-jährigen Bestehen an etliche Schmankerl.

Fellbach - Immer mal wieder gibt es das Buch zum Film. In Fellbach gibt es das Buch zum Jubiläum. Kürzlich feierte der Kunstverein Fellbach (KV) sein 30-jähriges Bestehen. Gerade noch rechtzeitig zu den Feierlichkeiten, die dem Anlass angemessen nicht im Kunstvereins-Keller in der Cannstatter Straße 9, sondern circa 200 Meter entfernt im Rathaus-Innenhof stattfanden, erschien die durchaus edel und hochglänzend gestaltete Broschüre. Eine simple rote „30“ ziert die ansonsten weiße Titelseite in der Mitte, abgesehen von dem ebenfalls wein-roten Vereinslogo rechts oben auf dem Titelblatt.

 

Das Blättern durch die 56 Seiten lohnt sich durchaus, vor allem natürlich für kulturinteressierte Fellbacher.

Durch die Broschüre wird so manche Erinnerung an Vergangenes wach

Da wird so manche Erinnerung an eines der vielen Events in den vergangenen drei Jahrzehnten wach. Denn neben chronologischen Schilderungen zur Vereinshistorie sind etliche interessante Schwarzweiß-Abbildungen mit nostalgischem Flair zu sehen – etwa von der Walpurgisnacht mit Sergio Vesely 1996, mit Hexentanz und Gruselgeschichten rund um den chilenischen Diktator Pinochet. Der Waiblinger Kabarettist Christoph Sonntag war 1987 einer der ersten Gäste, weitere illustre Namen folgten: Gerhard Polt, Sissi Perlinger, Emil Steinberger, Zauberer Topas, der frühere Stuttgarter OB Manfred Rommel.

Ebenso imposant, amüsant wie teils pikant sind die von KV-Mitglied Frank Baumeister gegebenen Einblicke in die schriftlich festgehaltenen Bühnenanweisungen diverser Künstler.

Lisa Fitz forderte: „Bitte um 18 Uhr vier nüchterne, arbeitswillige, ausgeruhte, volljährige Helfer.“ Konstantin Wecker bestellte „drei Flaschen trockenen, italienischen Weißwein auf die Bühne“. Der schwäbische Kabarettist Uli Keuler hingegen war mit einer Flasche Sprudel und einer Tageszeitung (löblich) zufrieden. Baumeisters nächste Episode: „Der großartige Hanns Dieter Hüsch kam vor der Aufführung auf uns zu, streckte die Hand aus und sagte: Hüsch.“

Und da ist noch die mehrteilige Episode mit Wolf Biermann

Und da ist noch die mehrteilige Episode mit Wolf Biermann. Der war nicht nur direkt nach seiner Ausbürgerung aus der DDR am 21. November 1976 zu Gast in der gerade erst eröffneten Fellbacher Schwabenlandhalle, sondern wurde 1991 auch mit dem neu geschaffenen Fellbacher Mörike-Literaturpreis bedacht. Biermann erhielt dafür 20 000 Euro, der Förderpreisträger Utz Rachowski bekam 5000 Euro.

Dass es den Förderpreisträger überhaupt gibt, war einer Initiative des Fellbacher Kunstvereins aus dem Jahr 1990 zu verdanken, dem sich der Gemeinderat anschloss. Dies hatte einige Zeit später satirische Folgen, wie der langjährige Vorsitzende des Kunstvereins, Knut Matzen, in der Broschüre schreibt: „Am 15. November 1999 ließ ich mir bei der Preisverleihung ein Büchlein ,Alle Lieder’ von Wolf Biermann signieren. Bei meiner Bemerkung, dass er aufgrund des vom KV veranlassten Förderpreises jetzt 5000 Euro weniger bekommt, strich er meinen Namen durch und schrieb weiter: ,vom beklauten Wolf Biermann’.“