Nach StZ-Informationen hat Robert Lewandowski von Borussia Dortmund die schriftliche Zusicherung, bei einer entsprechenden Ablösesumme sofort zum FC Bayern wechseln zu dürfen.

Stuttgart - In dieser Woche ist das Kriegsbeil ausgegraben worden. Im Zusammenhang mit den Wechselabsichten von Robert Lewandowski (24), der von Dortmund nach München abwandern will, haben sich die Beteiligten gegenseitig heftige Vorwürfe gemacht und sich klar voneinander abgegrenzt. So streben der Torjäger und seine Berater den Transfer mit aller Macht an. Der Borussia-Chef Hans-Joachim Watzke lehnt das Gesuch aber mit aller Macht ab. Dieses Spiel wiederholt sich seit Tagen. Nur eine Partei schweigt dazu beharrlich: der FC Bayern lässt das Kriegsbeil stecken. Dafür gibt es offensichtlich einen Grund.

 

Denn nach StZ-Informationen existiert eine Korrespondenz zwischen der Fraktion von Lewandowski und Watzke, aus der hervorgeht, dass der Stürmerstar trotz seines bis 2014 laufenden Vertrags sofort gegen eine entsprechende Ablöse nach München übersiedeln darf. Demnach hätte Lewandowski das grundsätzliche Einverständnis von Watzke sogar schriftlich. Wenn das Papier öffentlich präsentiert wird, wäre eine neue Dimension in diesem verbalen Kleinkrieg erreicht, nachdem Watzke bisher selbst ein mündliches Entgegenkommen seiner Borussia an Lewandowski immer bestritten hat. Lewandowski wiederum behauptet genau das. Deshalb steht gerade noch Aussage gegen Aussage.

Ein explizites Angebot liegt wohl nicht vor

Die Verantwortlichen der Bayern kennen die wahren Verhältnisse allem Anschein nach auch. Auf jeden Fall reagieren sie so, als wüssten sie definitiv, dass in dieser Sache bereits Fakten geschaffen worden sind, die für sie sprechen. So halten sie sich mit Kommentaren zurück, um kein Öl ins Feuer zu gießen. Sie fahren die Emotionen runter, da sie ruhig warten und für die nächste Saison einstweilen schon einmal mit Lewandowski planen können. Das wäre der erklärte Wille des Vorstands und des neuen Trainers Pep Guardiola – und das ist das Zeichen des Rekordmeisters, das die Version mit der schriftlich fixierten Dortmunder Zusage an Lewandowski stützt.

Die Borussia erweckt derweil den Eindruck, dass bisher noch gar kein Signal aus München eingegangen ist. Aus dem Bayern-Umfeld verlautet jedoch, dass in letzter Zeit sehr wohl zwei Telefonate – eines vor dem Finale in der Champions League am 25. Mai und eines danach – zwischen den beiden Vereinen stattgefunden hätten, bei denen nicht das Wetter das Thema gewesen sei, sondern die konkreten Modalitäten der Verpflichtung von Lewandowski. Ein explizites Angebot liegt zwar wohl tatsächlich nicht auf dem Borussen-Tisch – was jedoch schnell nachzuholen wäre. Zumal der Spieler bereits allen wichtigen Leuten in Dortmund einschließlich des Trainers Jürgen Klopp mitgeteilt hat, dass es für ihn bei diesem Club keine Zukunft mehr gibt.

Die Borussia tut aber so, als ob es anders wäre. Vermutlich wiegt der drohende Abgang auch so schwer, weil die Mannschaft in Mario Götze (21) schon einen Leistungsträger verloren hat, der sich ebenfalls für den FC Bayern entschied. Und jetzt auch noch Lewandowski. Das ist dann ein bisschen viel für das westfälische Herz.

Ersatz für Lewandowski ist schwer zu finden

Hinzu kommt, dass es für die Borussia schon schwer genug ist, einen Nachfolger für Götze zu finden. Die Suche ruft sogar manche Irritationen hervor. So sagte der Schalker Nationalspieler Julian Draxler (19) kürzlich, dass die Borussia über seinen Berater angefragt habe, ob ein Wechsel möglich sei. Das Interesse des Rivalen aus dem Ruhrpott bestätigte auch der Manager Horst Heldt. Aber nachdem Draxler seinen Vertrag auf Schalke verlängert hatte, verwies der Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc die Kontaktaufnahme ins Reich der Fabel und sprach von „Schalker Halluzinationen“. Die eine Aussage (Draxler) passt jedoch nicht zur anderen (Zorc) – und ähnlich skurrile Erfahrungen mit der Borussia haben aktuell auch weitere Clubs gemacht.

Ein annähernd gleichwertiger Ersatz für Lewandowski wäre nun kaum leichter zu beschaffen als bei Götze. „Ich glaube nicht, dass der Befehl aus Dortmund endgültig ist, und erwarte, dass Watzke sein Wort hält“, hat Lewandowski jetzt in Polen gesagt, wo er Urlaub macht. Am 3. Juli ist Trainingsauftakt bei der Borussia. Nicht auszuschließen ist, dass die beiden Seiten bis dahin nur noch über ihre Anwälte miteinander kommunizieren. Die Fronten sind verhärtet – und Frieden ist nicht in Sicht.