Bahnbegeisterte können von Sonntag an wieder 80 Züge auf 950 Metern Gleis bestaunen. Die Lokliebhaber des MECS öffnen dafür ihre Halle in der S-Bahn-Haltestelle Universität in Vaihingen.

Vaihingen - Wenn das mal kein geeigneter Ort für eine Modelleisenbahn ist, welcher denn dann? In einem Zwischengeschoss der S-Bahn-Haltestelle Universität Vaihingen, direkt über den Gleisen, den Bahnsteigkanten und den 15 000 Volt führenden Oberleitungen, in den Innereien der Station also, hinter einer Fassade aus beigen Metallplaten, gleich links von der Treppe, werkeln die Mitglieder des MECS an ihrem zugigen Hobby.

 

MECS, das steht für Modelleisenbahnclub Stuttgart. Stets zur Winterzeit öffnen die Bahnverrückten ihre heilige Halle für das Publikum. Am Sonntag ist es wieder so weit. Und was sie dabei präsentieren, kann sich wirklich sehen lassen.

„Die Anlage ist knapp 150 Quadratmeter groß“, sagt Peter Anhalt, der Geschäftsführer des Clubs. Die Trassen verlaufen dabei auf einer Insel in der Mitte des Raums in der groben Form eines Fragezeichens einmal rundherum. „Hier sind 80 bis 85 Züge unterwegs und wir haben vier Bahnhöfe.“

Dampfloks fahren nicht unter Oberleitungen

Manchmal verläuft nur ein einzelnes Gleisband in einer Landschaft, die der Schwäbischen Alb nachempfunden ist, mal fächern sich die Schienen zu einem unübersichtlichen Knäuel auf, tauchen in den Untergrund ab oder kommen an anderer Stelle wieder an die Oberfläche.

Alle Abschnitte sind miteinander verbunden, sodass jeder Zug nach einer schier endlosen Abfolge von Weichenstellungen an jedem beliebigen Ort zum Stehen kommen kann. Aber nur theoretisch, freilich. Was in der großen Welt gilt, kann auch im Maßstab 1:87 nicht falsch sein. Dampfloks etwa fahren nicht dort, wo es Oberleitungen für die Elektroloks gibt, ist doch klar.

Überhaupt, die Originaltreue wird ganz groß geschrieben. Es gibt Fernzüge, D-Züge, Durchgangsgüterzüge, Eilzüge und S-Bahnen. Für den Laien mögen das nur Wägen wie alle anderen sein. Aber Anhalt weiß: „Das ist der Trans Europ Express TEE, unterwegs von Amsterdam nach Basel.“ Nicht ganz wie im wirklichen Leben sind die Speicherbahnhöfe. Das sind mehrere Ebenen von Gleisen in Kniehöhe. Denn an der Oberfläche hätten die 80 Züge gar keinen Platz, sie würden sich ineinander verkeilen. Unterirdisch parkend warten sie auf ihren Einsatz.

Die analoge Technik bedeutet vor allem eins: Kabel

Herausfordernd ist die Steuerung. Das wäre sie sowieso, auch wenn die Anlage von Grund auf neu gebaut würde. Aber weil sie in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach entstanden ist, rattern die Modelleisenbahnen im analogen Takt durch das Zwischengeschoss, und nicht im digitalen.

Das bedeutet vor allem eins: Kabel, Unmengen von Kabel, deren Enden an unendlich vielen Stellen angelötet werden, in den Regelpulten, unter den Gleisen, in dem Schaltschrank im Nachbarzimmer. Diese Technik ist einerseits so alt und andererseits bei den Vaihinger Lokliebhabern so speziell angewendet, dass sie die Platinen selbst entwerfen. Unzählige davon stecken in Reihe und Glied im Schaltschrank und steuern mal diese Weiche und mal jenen Zug.