Alle Anzeichen sprechen dafür, dass der Musiker Niklas Ibach aus Stuttgart demnächst die deutschen Charts stürmen könnte. Er selbst bleibt da eher bescheiden, obwohl er fast täglich Anfragen von großen Labels bekommt.

Stuttgart - Damit, dass seine Musik einmal über den Branchenriesen Virgin/Universal veröffentlicht wird, hatte Niklas Ibach vor vier Jahren noch nicht gerechnet. Mit 17 Jahren hatte er sich damals an den ersten eigenen Remixen und Produktionen probiert. Zwei Jahre später begann er, die ersten Stücke auf der Musikplattform Soundcloud hochzuladen. Besonders die Remixe, die Niklas Ibach aus Liedern zusammenstellt, die sich irgendwo zwischen Pop und Indie einordnen lassen, kamen von Anfang an gut an. „Mit den ersten Tracks konnte ich gleich 50 000 bis 100 000 Wiedergaben erreichen“, sagt Niklas Ibach stolz. Verglichen mit der Anzahl an Hörern, die er heute erreicht, sind das allerdings Kinkerlitzchen.

 

Der Weg, den Musiker wie Ibach gehen, um ihre Stücke zu veröffentlichen, ist heute ein anderer als noch vor zehn Jahren. Die ersten Produktionen werden auf Plattformen wie Soundcloud oder Youtube hochgeladen, mit dem Ziel, dort eine möglichst breite Masse zu erreichen. Vor allem Deep House mit eingängigen Melodien und poppigem Gesang sind beliebt und werden online millionenfach angeklickt. Mussten DJs früher bei den Labels und Managements mit ihren ersten Produktionen anklopfen, so sind es heute immer häufiger die Managements und Labels, die mit verlockenden Verträgen im Gepäck auf die Künstler zukommen. Auch Niklas Ibach wurde bereits von mehreren Managements kontaktiert, die mit ihm zusammenarbeiten wollten und nicht selten versprachen, aus ihm einen Superstar zu machen.

Gigs in Frankfurt, Mannheim und Stuttgart

Ibach, der bis vor kurzem noch die Waldorfschule Gutenhalde in Filderstadt besuchte, lehnte zunächst alle Superstar-Angebote ab und entschied sich nach mehreren Treffen, mit dem Berliner Management Modernsoul zusammenzuarbeiten, das auch DJs wie Paul Kalkbrenner und Wankelmut betreut. Seine ersten größeren Gigs hatte er dann in Frankfurt, Mannheim und in seiner Heimatstadt Stuttgart, wo er schon vorher gemeinsam mit einem Freund die Partyreihe Deep.Tut.Gut veranstaltet hatte. Prägend waren für ihn daneben die vielen Veranstaltungen, die er als Gast im Rocker 33 besuchte. „Die Nächte dort waren für mich eine Art Sounderziehung. Dort haben damals Vorbilder wie Marius Lehnert und Konstantin Sibold gespielt“, sagt Ibach.

Mit der Musik selbst kam Ibach früh in Berührung. Während seiner Schulzeit auf der Waldorfschule Gutehalde spielte er lange Gitarre und war ein begeisterter Indie-Fan. „Meine Motivation beim Produzieren war dann, die Songs, die ich früher selber gehörte habe, tanzbar zu machen“, erklärt Ibach. Privat, sagt er, höre er Produktionen wie seine eigene eher selten. „Ich gehe immer noch viel zu Techno und House feiern, das ist für mich eine große Inspiration“, ergänzt er.

Gut eine Million Wiedergaben bei Spotify

Voriges Jahr beispielsweise war er mit Freunden auf dem Dimensions-Festival in Kroatien. Dort treffen sich im kleinen Rahmen die Kenner der Szene – abseits der großen Festivals à la Tomorrowland und Ultra Festival, die in Belgien, Kroatien sowie den USA Hunderttausende mobilisieren. Am Freitag erscheint nun offiziell ein Remix von Ibach, der schon seit einigen Wochen im Radio und auf Spotify rotiert. Hungry heißt das Lied, das im Original vom niederländischen Künstler Dotan stammt. Gut eine Million Wiedergaben hat der Track inzwischen schon beim Streamingdienst Spotify gesammelt, die professionelle Abwicklung der Veröffentlichung durch Virgin/Universal lässt die Chancen auf einen Charterfolg steigen. Auf Instagram und Facebook wirbt das Label derzeit im großen Stil für den Remix – nichts wird dem Zufall überlassen. Der viele Rummel um ihn, besonders die Anzeigen mit seinem Konterfei, sind Niklas Ibach allerdings „eher peinlich“, wie er selbst einräumt.

Für den 21-Jährigen ist das Produzieren in den vergangenen Monaten zum richtigen Beruf geworden. Fast täglich erreichen sein Management Remix-Anfragen von großen Labels und Künstlern, von denen viele aber abgelehnt werden. „Wenn ich dann an Aufträgen arbeite, produziere ich jeden Tag mindestens sechs Stunden“, sagt Ibach. Wobei „Tag“ nicht ganz stimmt, denn wie viele andere läuft auch Ibach erst nachts zur Hochform auf. Im Elternhaus in Filderstadt ist sein Studio untergebracht. Dort sitzt er dann nächtelang und tüftelt an neuen Hits. Für sich selbst sucht er derzeit aber eine Bleibe in der Innenstadt. „Das Studio bleibt dann aber Zuhause – allein wegen der Lautstärke“, sagt Niklas Ibach und lacht.

Der nächste logische Schritt auf der Karriereleiter eines Popmusikers wäre eigentlich die Veröffentlichung eines Albums. Ibach möchte das aber langsam angehen: „Ich arbeite jetzt erst mal die Singles ab und suche dann in Ruhe nach einem Label fürs Album“, sagt er. Ein Angebot von einem amerikanischen Label habe er vor kurzem allerdings abgelehnt. Ein siebenstelliger Betrag für das Abliefern von zwei Alben soll im Gespräch gewesen sein. Elektronische Produktionen mit poppigem Anstrich sind längst in der ersten Liga des Musikgeschäfts angekommen. Im Moment brennt Ibach aber nicht darauf, der nächste Robin Schulz zu werden.