Das System braucht keine klobigen Masten – die Züge werden über zwischen den Gleisen liegende winzige Kästchen – sogenannte Balisen – per Funk gesteuert. Nach Informationen, die das Eisenbahnbundesamt dem "Stern" bestätigt hat, gibt es derzeit in Deutschland keinen Zug, der mit dem ETCS-System fährt. Daher, so die Schlussfolgerung, werde der neue Schienenknoten in der Landeshauptstadt in Zukunft für die meisten Züge unerreichbar sein.

Die Nachrüstung der Züge mit ETCS sei extrem teuer, pro Triebwagen würden dafür gut 300.000 Euro fällig, heißt es in dem Bericht weiter. S-Bahnen, Nahverkehrs- und Regionalzüge, die Stuttgart 21 anfahren sollen, werden damit in den kommenden Jahrzehnten laut dem Magazin kaum ausgestattet werden. Die Konsequenz: die Tunnel müssten mit herkömmlicher Signaltechnik nachgerüstet werden, was wiederum Zeit und Geld kosten würde.

Bahn weist den Bericht als falsch zurück


Aus den Dokumenten gehe hervor, dass die offiziellen Kosten von Stuttgart 21 in Höhe von 4,088 Milliarden nach oben korrigiert werden müssten. Eine nur wenige Wochen alten Analyse belege, dass die vom Bauherrn gewünschte "Kosteneinsparung nicht in vollem Umfang erzielt werden" könne.

Die Bahn hat den Bericht als falsch zurückgewiesen. "Das ist eine Mischung von Behauptungen und Unterstellungen, die aus fachlicher Sicht nicht nachvollziehbar sind", erklärte ein Sprecher. Vielmehr würden in dem Bericht unterschiedliche Fakten und Zwischenstände aus verschiedensten Bereichen in einen Zusammenhang gebracht. Aufschlussreich sei, "dass die von der Bahn abgegebene Stellungnahme in dem Vorabbericht unterschlagen wird".

Insbesondere die Darstellung, die Planungen für Stuttgart 21 seien mangelhaft, entbehrten jeder Grundlage. Vielmehr entsprächen sämtliche Planungen geltendem nationalen und europäischem Recht. Irreführend sei die Behauptung, die Ausschreibung von Bauleistungen ohne bautechnische Ausrüstung sei ein Beleg für Planungsmängel. Tatsache sei, "dass bei einem über mehrere Jahre laufenden Projekt nur bei einer solchen getrennten Ausschreibung der jeweils neueste Stand der Bahntechnik ausgeschrieben werden kann". Die getrennte Ausschreibung und Vergabe sei daher ein gängiges Verfahren bei großen Infrastrukturprojekten.

Nicht richtig sei auch, dass aufgrund der vorgesehenen Ausrüstung der Strecken mit dem Signalsystem ETCS nicht alle Züge die Strecken von Stuttgart 21 nutzen könnten. Tatsache sei, so der Bahnsprecher, dass durch den zusätzlichen Einbau konventioneller Signaltechnik "eine Kompatibilität zu eingesetzten älteren Fahrzeugen geschaffen werden kann".