Der "Stern" zitiert aus Dokumenten, die der Bahn fehlerhafte Planungen bescheinigen. Die Deutsche Bahn dementiert.

Stuttgart - Die Planung des Bahnprojektes Stuttgart 21 verläuft angeblich so chaotisch, dass sogar mit dem Vorhaben aufs engste vertraute Planer an der Umsetzung zweifeln. Das soll aus aktuellen Vorstandspapieren, Dokumenten und Szenarien hervorgehen, die dem Hamburger Magazin "Stern" vorliegen. Das Blatt zitiert in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe einen anonymen, aber dem Vernehmen nach hochrangigen Informanten aus der Berliner Konzernzentrale mit den Worten: "S 21 ist aberwitzig, es wird eine Insel im Bahnverkehr geschaffen, die von kaum jemandem erreichbar sein wird."

Laut dem Bericht sollen Planer in Briefen an die für Stuttgart 21 zuständige Projektbau AG der Deutschen Bahn "das Risikopotenzial" beklagen, weil etwa für die vorgesehenen Tunnelarbeiten "rohbaurelevante Angaben" fehlten. Die Vergabe für die Tunnelbauten, die den neuen unterirdischen Tiefbahnhof an die geplante ICE-Trasse Wendlingen-Ulm anbinden sollen, geschehe "ohne eisenbahntechnische Ausrüstung". Aus den Dokumenten gehe hervor, dass Oberleitungen ebenso wenig wie Signalanlagen in den Zugtunnels vorgesehen seien.

Der Grund: die üblichen Oberleitungen passten nicht in die Tunnel, da sie von der Normgröße abwichen – die übliche Signaltechnik passe deshalb ebenfalls nicht. In einem Protokoll vom Juli dieses Jahres heißt es dazu laut "Stern": "Aktuell fehlen systemrelevante Entscheidungen im Hinblick auf Oberleitungsanlagen und Signaltechnik." Und: "Derzeit keine Zulassung für System Stromschiene bei Geschwindigkeit 160 Stundenkilometer." Zudem gebe es Probleme mit der Signalisierung der geplanten Strecken. In Stuttgart werde mit dem modernen europäischen Signalsystem, dem European Train Control System (ETCS) für Hochgeschwindigkeitszüge, geplant.