Iran-Frage, Palästina-Konflikt oder syrischer Bürgerkrieg: In Israel Diplomat zu sein, ist eine Herausforderung. Clemens von Goetze vertritt künftig die deutschen Interessen in Tel Aviv. Ein Porträt des neuen Botschafters.

Tel Aviv - Für einen ruhigen Diplomatenposten eignet sich Tel Aviv nicht gerade. Und der neue deutsche Botschafter in Israel ist dafür auch nicht gemacht. Clemens von Goetze, 51, ist ein außenpolitisch versierter Kopf. Einer, der sich auskennt in allen heißen Themenfeldern im Nahen und Mittleren Osten, die immer auch Israel tangieren. Ob   Iran-Frage, Palästina-Konflikt oder syrischer Bürgerkrieg – von Goetze, der seine Karriere vor 25 Jahren im Auswärtigen Dienst begann, ist damit seit langem befasst.  

 

Sein Adelsname legt eine Diplomatenlaufbahn auch nahe. Sie galt einst wie gemacht für jene, die „von“ und „zu“ heißen. Aber von Goetze, diesen freundlichen Mann mit Halbglatze, Goldrandbrille und gestutztem Schnauzbart, sollte man nicht unterschätzen. Er ragt durch seine Qualifikationen raus. Zuletzt war er Leiter der politischen Abteilung III des Außenministeriums in Berlin, zuständig – abgesehen von Nahost –   für die neuen „Global Players“ wie Brasilien, China, Indien und Südafrika. Davor führte er drei Jahre lang die Auslandsabteilung im Bundespräsidialamt. Zu seiner Vita gehören Auslandsstationen wie in Brüssel als Ständiger Vertreter im sicherheitspolitischen Ausschuss der EU.

Der Job ist eine Herausforderung

Schon zu rot-grünen Zeiten diente von Goetze, der fünf Sprachen beherrscht, als persönlicher Referent von Außenminister Joschka Fischer.   Der jetzige Berliner Außenamtschef Frank-Walter Steinmeier schickt also einen seiner besten Leute nach Tel Aviv.   Und das nicht von ungefähr. Der Job ist eine Herausforderung. Nicht allein wegen der Vergangenheit, weshalb die deutsch-israelischen Beziehungen, „gewachsen trotz des einzigartigen Zivilisationsbruchs der Shoah“, so von Goetze, „etwas ganz Besonderes sind“. Auch die politische Gegenwart kompliziert das Verhältnis. In der EU mehren sich die Stimmen, die Herkunft von Importprodukten aus israelischen Siedlungen klar zu kennzeichnen, um der Regierung von Benjamin Netanjahu Druck im Friedensprozess zu machen. Als Freundschaftsdienst an Israel bemühte sich Deutschland bislang, solche Initiativen auszubremsen.

Im Gegenzug erwarte Berlin aber, dass die Kollegen in Jerusalem alles daran setzten, „die Zwei-Staaten-Lösung nicht noch schwieriger zu machen als sie ist“, soll von Goetze ihnen noch in seiner alten Rolle im Außenamt geraten haben.   Auch als deutscher Botschafter in Israel ist von ihm nicht zu erwarten, Meinungsunterschiede unter den Tisch fallen zu lassen. Aber als diplomatischer Profi besitzt er die Fähigkeit, Kontroverses nicht eben konfrontativ auszudrücken. Eine Kunst, die von Goetze vor allem beim Thema Iran braucht, bei dem viele in der israelischen Regierung rot sehen. Der deutsche Botschafter zählt zu Verfechtern des Atom-Deals, ohne freilich dessen begrenzten Rahmen zu leugnen.

Er hat die Verhandlungen mit Iran eng verfolgt

Die Verhandlungen mit den Iranern hat er von Beginn an eng verfolgt. Dazu war er selbst nach den Wahlen von Hassan Ruhani zum iranischen Präsidenten in Teheran. Auch Gaza übrigens hat er kürzlich mit Steinmeier besucht. Von Goetze weiß aus eigener Anschauung, wovon er redet. Solche Gesprächspartner schätzen meist auch die Israelis.