Der Rapper Flex tritt mal im ZDF-Fernsehgarten auf, mal zieht er sich für seine Videos vor der Kamera aus. Wie passt das zusammen?

Stuttgart - Gehen wir geistig mal zurück zur Fußball-EM: Deutschland gegen Nordirland, letztes Gruppenspiel. Auf der Fanmeile in Berlin tritt der junge Stuttgarter Felix aka. Flex auf und wird danach von RTL II interviewt.

 

Portugal gegen Frankreich, das Finale: Flex ist diesmal nicht auf der Fußball-Fanmeile, sondern zu Gast im ZDF Fernsehgarten. Schlager. Wie kommt der Rapper, der nun doch schon seit einigen Jahren Musik macht, auf solche Bühnen?

Alles beginnt 2010 in Windhuk, der Hauptstadt von Namibia. Felix verbringt dort 5 Jahre, da seine Eltern als Lehrer nach Afrika ziehen. Mit seinem Bruder Markus übt er sich im Rappen und eines Tages treten tatsächlich die Massiven Töne in Windhuk auf.

Schon in Afrika erkennt Flex die Notwendigkeit, multi-medial aufzutreten und dreht eigene Musikvideos zu den selbstgeschriebenen Texten und Eigenkompositionen. Bis heute hat sich das nicht geändert, nur die Videos haben in Sachen Professionalität mittlerweile Branchenstandard erreicht. Zum Abitur geht es dann wieder zurück in die Mutterstadt und nach dem Abschluss zieht es Flex nicht an die Universität, sondern ins Studio und hinter die Kamera.

Seine ersten Jobs als Künstler verdient er als Kameramann und Regisseur für Musiker im In- und Ausland. Auch die Musik kommt nicht zu kurz: einen kleinen Bekanntheits-Push erlangt er 2014 mit seinem Musikvideo zu „Is mir egal“, in dem er blank zieht und mit dem dazugehörigen Songtext untermauert, dass seine Zielgruppe irgendwo zwischen Erstsemesterlern und jugendlichen Hedonisten liegt: Flex macht den neuen Raop.

Für „Is mir egal“ gibt es ein zweites Musikvideo, das er in seiner einstigen Heimat Afrika dreht. Dorthin kehrt er einmal im Jahr für das Projekt „Hit the Beat“ zurück. An seiner ehemaligen Schule in Windhuk coacht Flex seit 2013 Jugendliche, die gerne Musik machen. Dann schreiben sie zusammen Texte, rappen und nehmen die Songs im Studio auf. Außerdem hält der Rapper alles mit seiner Kamera fest.

Seine kleine TV-Karriere beginnt dieses Jahr bei dem Jugendsender RTL II You. Dafür produziert er den Song „Läuft bei Dir“ und das dazugehörige Musikvideo in Berlin. Passender Songtitel, da sich der Sender mit dem Spruch „Läuft!“ bewirbt. Bei der Omnipräsenz dieses Wortes wäre es nicht verwunderlich, wenn es vom Langenscheidt-Verlag 2016 zum Jugendwort des Jahres gekürt werden sollte.

Besser als Jaehn vs Gröhlemeister

Flex scheint jedenfalls begabt zu sein, Trends aufzugreifen. Das ist in der Pop-Welt auch Voraussetzung Nummer eins für Erfolg. „Läuft bei dir“ hätte durch seinen Auftritt auf der Fanmeile in Berlin auch lockerst mal eben zum EM-Song katapultiert werden können. Andreas Bourani hat bei der letzten WM ja auch erst nach seinem Auftritt auf der Fanmeile schwarze zahlen mit seinem Song „Auf uns“ geschrieben. „Läuft bei [uns]“ wäre jedenfalls um einiges identifizierbarer gewesen als das mieseste Fußballlied aller Zeiten aus dem Hause Felix Jaehn & Herbert Gröhlemeister. Vermutlich schied die deutsche Elf im Halbfinale aus, um einer ganzen Nation den Song „Jeder für Jeden“ im Finale ersparen zu können! 

Zurück zu Flex. Wie geht es jetzt weiter? War der Fernsehgarten das höchste der Gefühle? Der normale Gang der Dinge wäre, als Support eines bekannteren Musikers auf Tour zu gehen und irgendwann eine Clubtour nachzulegen. Doch dem Stuttgarter fällt besseres ein. Seine Mutter - übrigens in seinem Video zu seiner Single „Paris“ zu sehen - ist Schauspielerin und Schauspiellehrerin und hat ihn dazu inspiriert eine Tour durch kleine Theater zu machen.

Denn Flex betont, er erzähle Geschichten über das Leben in seiner Musik, die in einem Theater mit Bühnenbild viel besser zu erzählen sind. Also sind wir mal gespannt, wie sich der nächste vielversprechende Pop-Künstler aus Stuttgart behaupten kann. Potential ist jedenfalls vorhanden.


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