Vor gut 150 Jahren erlebte das Filstal seinen ersten industriellen Boom. Bis heute blüht hier die Wirtschaft, dank vieler Weltmarktführer. Vergangenheit und Gegenwart der Unternehmen im Filstal können auf der neuen Route der Industriekultur erlebt werden, die viele Überraschungen zwischen Plochingen im Kreis Esslingen und Wiesensteig bietet.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Mit glühenden Worten der Bewunderung haben Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unter der sengend heißen Sonne auf dem Festplatz der Kuchener Arbeitersiedlung die Route der Industriekultur im Filstal eröffnet. Thomas Bopp, der Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart und damit auch Projektträger, gab den symbolischen Startschuss für die rund 70 Kilometer lange Strecke, die Teil des Masterplans Filstal ist. Die EU fördert das Projekt mit 240 000 Euro. Die Differenz zu den Gesamtkosten von 500 000 Euro hat der Verband Region Stuttgart aufgebracht.

 

Die Filstalkommunen sind jetzt noch mehr verbandelt

Gemeinsam mit den 16 Partnergemeinden im Filstal sei entlang des bestehenden Filstalradwegs von Plochingen im Kreis Esslingen bis Wiesensteig ein spannender Streifzug durch die Industriekultur, aber keine Museumsroute entstanden, sagte Bopp. Hier verbinde sich der Pioniergeist der Ahnen mit der unternehmerischen Dynamik von heute. Zu sehen seien Mühlen, Fabrikantenvillen, alte und neue Betriebe, und von jedem der derzeit entstehenden Ankerpunkte ließen sich viele weitere touristische Attraktionen, gastronomische Angebote und weitere Baudenkmäler entdecken. Dies sei eben alles Teil der blühenden Industrielandschaft, wie es Nicola Schelling nannte, die Direktorin des Verbandes Region Stuttgart. Viele Schlaglichter wurden an diesem Festtag für den Kreis auf seine wirtschaftliche Entwicklung geworfen. So lobte der Göppinger Landrat Edgar Wolff den Kreis für seine rasante industrielle Entwicklung zu einem der stärksten Wirtschaftsräume schon zu Zeiten des Württembergischen Königreichs.

Die IHK sieht den Strukturwandel gemeistert

Und Peter Saile, der Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Göppingen, setzte nach, dass der zeitweise krisengeschüttelte und von manchen schon totgesagte Maschinenbau gerade im Filstal auf hervorragende Weise den Strukturwandel gemeistert habe. Große Namen wie Schuler und Carl Stahl erwähnte Saile als Aushängeschilder für innovationsfähige Betriebe mit dem Zeug zum Weltmarktführer auf ihrem jeweiligen Fachgebiet.

Edith Strassacker lobt das positive Klima im Kreis

„Es bedarf unendlich viel, bis die Steuergelder endlich fließen“, warf Edith Strassacker von der gleichnamigen Süßener Kunstgießerei ein. Gleichzeitig lobte die Unternehmerin das positive und kooperative Klima im Kreis, das Investitionen befördere. Erinnert wurde auch an neue Branchen wie beispielsweise den Gesundheitssektor, der sich nach Sailes Worten erfolgreich im Kreis angesiedelt habe, dafür sei die Bad Boller Wala ein Beispiel, die sich aus kleinen Anfängen zu einem Arbeitgeber mit inzwischen 800 Beschäftigten entwickelt habe und weiter dynamisch voranschreite.

Hofelich fordert Unternehmer zum Erhalt der Baudenkmäler auf

Erfreuliche Entwicklungen, die auch der aus dem Kreis stammende Staatssekretär für Finanzen und Wirtschaft, Peter Hofelich, würdigte. Hofelich sprach von einer Anerkennung für die kulturelle Leistung der Industriegesellschaft, die sich trefflich in den Ingenieurkünsten spiegle. Die Betriebe forderte Hofelich auf, sich dem Werterhalt der damit verbundenen baulichen Zeugen zuzuwenden, deren Schutz zu Recht in der Denkmalpflege als Verfassungsaufgabe definiert sei.