Im Gemeinderat verkündet Bürgermeister Dieter Hofmann seinen Abgang. Er habe noch andere Pläne.

Rutesheim - Paukenschlag in Rutesheim: „Nach langer und reiflicher Überlegung habe ich entschieden, mich im kommenden Jahr nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters zur Verfügung zu stellen.“ Das hat Dieter Hofmann gestern Abend im Gemeinderat erklärt.

 

Mit besonderer Spannung war der letzte Tagesordnungspunkt der öffentlichen Sitzung des Gemeinderates erwartet worden: Bürgermeister Dieter Hofmann hatte dem Gremium eine persönliche Erklärung angekündigt. Das war zu erwarten, muss doch die Stadt in gut einem halben Jahr die Bürger zu den Wahlurnen rufen, um das Amt des Rathauschefs zu besetzen. Hofmanns Mandat endet am 31. März 2018. Da gilt es für den Amtsinhaber, seine Absichten kund zu tun, damit das weitere Vorgehen abgestimmt werden kann.

„Ich habe mich nie für unentbehrlich gehalten. Jeder Mensch ist ersetzbar, zumindest beruflich“, sagte Hofmann. Auch möchte er gehen, solange es schön ist und die Leute es noch bedauern, meinte Hofmann. In Politik und Wirtschaft gebe es immer wieder bedauernswerte Beispiele, die den Absprung versäumt haben und man die Menschen sagen höre: „Hoffentlich geht der bald.“ Das wolle er sich ersparen, meinte Hofmann.

Entscheidung ist nicht leicht gefallen

„Ausschlaggebend für mich war allerdings, dass eine dritte Amtszeit weitere acht Jahre umfassen würde“, so Hofmann. Das sei eine lange Zeit, insbesondere wenn man 60 Jahre alt werde. Drei oder vier Jahre hätte er wohl noch drangehängt, aber das sehe die Gemeindeordnung nicht vor. „Mitten in einer Amtszeit aussteigen möchte ich nicht, denn halbe Sachen waren noch nie mein Ding“, sagte der Bürgermeister.

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, gab der Bürgermeister zu. Er habe das Für und Wider reiflich überlegt und abgewogen und die Familie zu Rate gezogen. „Über all die Jahre war meine Frau auch in beruflichen Dingen mein zuverlässigster und ehrlichster Ratgeber, sozusagen unbezahlbar und tatsächlich auch unbezahlt. Auf ihren Rat kann ich mich immer verlassen, und der war klar und eindeutig“, verriet der amtierende Rathauschef. Den Entschluss nicht leichter gemacht habe der Umstand, dass ihm alle Fraktionen im Gemeinderat ihren Zuspruch und ihre Unterstützung für eine dritte Amtszeit im Vorfeld zugesichert hatten. Das sei ein großer Vertrauenbeweis, bedankte sich Hofmann.

Nach 16 Jahren im Sprinttempo auf einer Marathonstrecke unterwegs, sei er froh, dass er nach zwei Bandscheibenvorfällen und chronischen Rückenschmerzen sowie vielen grauen Haaren bislang keine weiteren ernsthaften Blessuren davongetragen habe, ließ Hofmann die Zuhörer wissen. Deshalb wolle er mit großer Dankbarkeit für das Erreichte und auch mit einer gewissen Wehmut das interessante Amt in jüngere Hände legen.

Mehr ehrenamtliches Wirken

Doch die Füße hochlegen und seiner Frau auf die Nerven gehen, werde er nicht, versicherte Dieter Hofmann. „Ich werde beruflich nochmals etwas ganz Anderes machen – allerdings kein Bürgermeisteramt mehr“, sagte Hofmann. Und das nur noch wenige Jahre und nicht mehr in der ersten Reihe. Sein Ehrenamt als Kreisrat der Freien Wähler werde er weiter ausüben. „Ich werde mich eventuell 2019 nochmals zur Wahl stellen, aber nur in  Absprache mit meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin“, erklärte der Rutesheimer Bürgermeister. Auch ehrenamtlich wolle er sich mehr engagieren.

Seit dem 1. April 2002 ist Dieter Hofmann Bürgermeister in Rutesheim. Am 26. August 1958 geboren, hat er die Grundschule und das Leibniz-Gymnasium in Stuttgart besucht. Nach dem Abitur und dem Wehrdienst folgte die Ausbildung im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst in Hemmingen und Kornwestheim und das Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Stuttgart. Nach der Staatsprüfung zum Diplom-Verwaltungswirt folgte eine kurze Zeit im Oberschulamt Stuttgart. Von 1983 bis 2000 hatte Dieter Hofmann unterschiedliche Aufgaben im baden-württembergischen Ministerium für Kultus und Sport, im Staatsministerium sowie im Innenministerium wahrgenommen.

Am 1. April 2001 wurde dem Vater zweier erwachsener Kinder in Leonberg das Amt des Höfinger Ortsvorstehers übertragen, das Hofmann bis zum 31. März 2002 innehatte. Inzwischen war er in Rutesheim mit fast 80 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt worden. Seit 2004 sitzt Dieter Hofmann für die Freien Wähler im Kreistag. Am 17. Januar 2010 haben die Rutesheimer Dieter Hofmann im Amt des Bürgermeisters für weitere acht Jahre bestätigt.

„Ich werde bis zum letzten Tag mit großer Leidenschaft Ihr Bürgermeister in Rutesheim sein“, versicherte Dieter Hofmann den Stadträten und den Bürgern.