Im Göppinger Stadtmuseum lässt sich zurzeit eine Menge entdecken. Allerdings nicht für das breite Publikum: der Storchen wird generalsaniert.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Bunte Holzschaukelpferde, gepflegte Puppenküchen und trommelnde Blechaffen: für gewöhnlich wird um diese Jahreszeit im Göppinger Storchen die traditionelle Weihnachtsausstellung eröffnet. In diesem Jahr aber ist der Oberbürgermeister Guido Till nicht ins städtische Museum gekommen, um zur Eröffnung eine Grußwort zu sprechen, sondern um sich einen persönlichen Eindruck über den Fortgang der Sanierungsarbeiten zu machen. Die Modelllastwagen, die hier normalerweise zu sehen sind, haben großen Baumaschinen Platz gemacht. Und auch das Werkzeug, das an den Wänden lehnt, weist den Originalmaßstab auf.

 

Zurzeit lautet die Devise „Baustellen statt Ausstellen“, und weil es davon im altehrwürdigen Gebäude der Liebensteiner aus dem 16. Jahrhundert eine ganze Menge gibt, ist die Generalrenovierung für den Storchen die ultimative Lösung. Das zeigt bereits der Blick von außen. An der Ostseite des Fachwerkhauses wurde eine tiefe Grube ausgehoben, weil durch einen dort vorhandenen Schacht später die Zuluft strömen soll. An den Mauern im Norden und Westen sind Sicherungsbalken zu sehen. Der Grund: im Jahr 1781 wurde das Treppenhaus verlegt und verbreitert, wobei die Bauherren auf die statische Funktion des vorhandenen Gebälks, vorsichtig formuliert, nicht allzu viel Rücksicht genommen haben.

Keine dramatischen Überraschungen

Hartmut Mayer, der Architekt der Stadtverwaltung, formuliert es anders: „Der Storchen wäre zwar nicht eingestürzt, aber wir mussten schon etwas machen.“ Einige Balken hätten schlicht in der Luft gehangen, und da in das historische Bauwerk nun neben einem Sicherheitstreppenhaus auch ein Aufzug eingebaut werde, habe man im Gewölbekeller zwei Betonsäulen auf den darunter liegenden Felsboden gründen müssen. Auch sonst gebe es immer wieder die eine oder andere Überraschung, richtig dramatisch sei aber bis jetzt nichts gewesen, fügt er hinzu.

„Aus meiner Sicht gibt es im Moment keinen triftigen Grund, dass es teurer werden könnte als prognostiziert“, sagt Mayer und erntet dafür ein wohlwollendes Nicken des Rathauschefs. Gut 1,8 Millionen Euro sind – inklusive Sicherheitspolster – für die dringend erforderlichen Brandschutz- und die übrigen Umbaumaßnahmen eingeplant. Hinzu kommen weitere knapp 500 000 Euro für die Neugestaltung der Ausstellung. Spannend wird es für die Hochbauer in den nächsten Wochen. Mitte November geht es mit den Stahlbauarbeiten los, im Anschluss werden dann die alten Treppen herausgenommen und einige marode Balken ausgetauscht.

Till lobt Kooperation der Fachbereiche

„Weil das gesamte Gefüge unter Spannung steht, weil das Haus in jeder Etage komplett unterschiedlich ist und weil wir mit den Metallteilen ein neues bauliches Element in ein diffuses Gesamtensemble einbringen müssen, ist ein Vermessungstrupp ständig vor Ort und begleitet jeden Schritt“, erläutert Mayer das weitere Prozedere. Ebenfalls involviert ist der Göppinger Stadtarchivar und Museumschef Karl-Heinz Rueß. Till lobt die Kooperation ausdrücklich: „Mit externen Leuten wäre so eine enge Zusammenarbeit nie zu machen. Was die beiden hier demonstrieren, ist eine echte Meisterleistung.“

Dass Mayer und Rueß das gleiche Ziel verfolgen, nämlich aus dem Storchen einen zeitgemäßen und sicheren Ausstellungsraum mit historischem Ambiente zu machen, wird bei einem Baustellenrundgang deutlich. So sollen die Schätze der Geschichte, wie etwa reich verzierte Balken aus der Gründerzeit oder auch die Bohlenstube im ersten Dachgeschoss für die Besucher sichtbar gemacht werden oder erhalten bleiben. So werde sich die Geschichte des Hauses mit Sicherheit im Museum widerspiegeln, betont Karl-Heinz Rueß. „Wir zeichnen den Weg vom Adelssitz zum Museum nach und führen Bauliches und Inhaltliches zusammen“, fährt er fort.

Wiedereröffnung erst Mitte 2014

Vorgesehen ist, das Erdgeschoss samt dem dort vorhandenen seitlichen Gewölbe für die Zeit des Mittelalters vorzuhalten. Zusätzlich entsteht hier eine Theke, von der aus auch der Museumsgarten bewirtschaftet werden kann.

Im ersten Stock ist künftig Platz für Sonderausstellungen. Das zweite Obergeschoss soll dann für die Zeit zwischen dem 17. Jahrhundert und der Gegenwart reserviert werden „Im ersten Dachgeschoss wollen wir uns über die Biografien berühmter Göppinger allgemeinen Themengebieten zuwenden“, erläutert Rueß einen weiteren Bestandteil der neuen Konzeption. Und ganz oben unter dem Dach werde dann die Spielesammlung zu sehen sein.

Durchgängig werde mit flexiblen Vitrinensystemen eine größere Abwechslung und ein regelmäßiger Austausch möglich sein, ergänzt der Museumschef. Und auf einer noch eigens einzubauenden Kinderebene könnten mit sogenannten Gepporellos in jedem Ausstellungsbereich altersgemäße Angebote gemacht werden.

Obwohl der Storchen bis Mitte 2014 für Ausstellungen wohl nicht zur Verfügung steht, müssen die Macher nicht darben. So wird in der Stadtkirche am 12. Dezember eine dokumentarische Schau unter dem Titel „Göppingen im Wandel – bauliche Veränderungen von 1955 bis 1980“ eröffnet.