Der „Tatort“ an diesem Wochenende kommt aus Stuttgart: In dem packenden Thriller legt sich Lannert mit einem Schleuser an.

Stuttgart - Im Thriller geht es letztlich nur um eine Frage: Wer wird am Ende davonkommen? Da „Tatort“-Kommissare ihre Abenteuer in der Regel lebend überstehen, könnte sich die Spannung dieser Geschichte des erfahrenen Drehbuchautors Christian Jeltsch in Grenzen halten. Doch obwohl sich ein großer Teil der Handlung in einem Zimmer zuträgt, ist der Nervenkitzelfaktor des Films bemerkenswert.

 

Wie derzeit so gut wie jeder Thriller beginnt auch „Im gelobten Land“ mit einer dramatischen Szene, um dann die Vorgeschichte zu erzählen: Lannert (Richy Müller), Bootz (Felix Klare) und Kollegen von der Drogenfahndung observieren auf einem Autobahnparkplatz einen Laster, in dem sich angeblich eine große Menge Rauschgift befindet. Als auch nach mehreren Stunden nichts passiert, öffnen die Ermittler den LKW und machen eine grausige Entdeckung: Sie finden 23 erstickte Flüchtlinge. Weil die Menschen noch leben würden, wenn die Polizei früher eingegriffen hätte, macht sich gerade Lannert große Vorwürfe. Er will den verantwortlichen Schleuser stellen, aber Milan Kostic (Sascha Alexander Geršak) dreht den Spieß um und verschanzt sich mit dem Polizisten und einer Geisel (Florence Kasumba) in einem Asylantenheim.

Dichtes Kammerspiel

Der Reiz der Handlung liegt im permanenten Patt zwischen den Kontrahenten: Immer wieder halten sich Lannert und Kostic gegenseitig die Pistolen ins Gesicht. Der Serbe und seine Schwester Mitra (Edita Malovcic) haben allerdings neben der brutal behandelten Geisel noch einen weiteren Trumpf: Ein zweiter Flüchtlingslaster ist auf dem Weg nach Deutschland, und wenn Lannert diese Menschen nicht auch noch auf dem Gewissen haben will, soll er die Geschwister Kostic gehen lassen. Es gibt nur ein Problem: Bootz hat mittlerweile rausgefunden, wo sich der Kollege aufhält. Das Heim ist umstellt, das SEK durchkämmt das Gebäude Raum für Raum. . .

Jeltsch (Deutscher Fernsehpreis und Deutscher Fernsehkrimipreis für die „Bella Block“-Episode „Das Glück der Anderen“) und Regisseur Züli Aladag (Grimme-Preis für „Wut“) wechseln zwar immer wieder die Erzählperspektive von drinnen nach draußen, doch die zentrale Ebene bleibt die Konfrontation zwischen dem zunehmend nervöser und immer lauter werdenden Kostic und dem verletzten Lannert; auf diese Weise wird „Im gelobten Land“ mehr und mehr zum Kammerspiel-Psychothriller.

Trotzdem ist die Handlung nicht einseitig, weil Christian Jeltsch die Geschichte um einige Überraschungen ergänzt. Geschickt knüpft der Film zudem an den letzten „Tatort“ aus Stuttgart an: In „Preis des Lebens“ ist ein tiefer Riss durch die Freundschaft zwischen Lannert und Bootz gegangen. Jeltsch greift das zwar nicht auf, weil ARD und dritte Programme die Sonntagskrimis ja jederzeit wiederholen können sollen, aber die Beziehung der beiden ist merklich abgekühlt.